Nachhaltig arbeiten: Wie es gelingt, in grüne Jobs einzusteigen

Egal, ob Ingenieurin oder Wirtschaftswissenschaftler, Juristin oder Landschaftsplaner, Biologin oder Finanzmathematiker – quer durch alle Branchen und für nahezu jedes Studienfach gibt es Jobs für mehr Klimaschutz.

Kirstin von Elm | 17.11.2024
In der Energiebranche gibt es viele neue Jobs, die den Klimaschutz berücksichtigen.

Wind setzt Energie frei In der Energiebranche gibt es viele neue Jobs, die den Klimaschutz berücksichtigen. © Karriere Foto: Allen Lee on Unsplash

Wenn Fabian Wirth nicht gerade selbst einen Güterzug steuert, beschäftigt ihn die Verkehrswende: Im Rahmen eines dualen Studiums hat der 26-jährige Wirtschaftsingenieur bei der Havelländischen Eisenbahn (HVLE) eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer absolviert. „Das war mein Kindheitstraum“, sagt er.

In der Lok sitzt er inzwischen allerdings nur noch 100 Stunden pro Jahr – um die Fahrerlaubnis zu behalten. Mehr ist zeitlich nicht drin, denn mittlerweile ist Fabian Wirth bei der privaten Bahngesellschaft zum Referenten des Vorstands aufgestiegen. Parallel zum Management-Job promoviert er am Lehrstuhl für Eisenbahnwesen der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg.

Seine Mission: den Gütertransport von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Und das nicht nur, um die 830 Waggons seines Arbeitgebers auszulasten, sondern um zum Schutz der Umwelt den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Grüne Jobs wie der von Fabian haben Zukunft, es gibt viel zu tun: Bis 2030 will die Bundesregierung die Emission von Treibhausgasen um mehr als die Hälfte verringern. Energiewende, E-Mobilität und energieeffizientes Bauen und Sanieren zählen derzeit zu den großen Themen auf der politischen Agenda.

Regionale Potenziale nutzen

Quer durch alle Branchen sind deshalb Ingenieure, Techniker und Naturwissenschaftler gefragt, die beispielsweise Speichertechnologien für erneuerbare Energien entwickeln, Windparks oder Gezeitenkraftwerke planen, alternative Antriebe zur Serienreife bringen oder Gebäude mit klimafreundlicher Heiz- und Kühltechnik ausrüsten.

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Zu ihnen zählt Julia Steiner. Beim Energieversorger Vattenfall entwickelt die 31-jährige Ingenieurin für Gebäudeenergie- und Informationstechnik Anlagen zur dezentralen Energieerzeugung. Dazu zählen beispielsweise Blockheizkraftwerke, Wärmepumpen oder Solarthermie-Anlagen.

„Früher ist vieles in der Luft verpufft, heute machen wir uns regionale Potenziale zum Beispiel über Wärmerückgewinnung gezielt zunutze“, sagt sie.

Investments für Innovationen

Neben sauberer Energie verlangen auch der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Wasser oder Ackerland oder das Thema Müllvermeidung und Recycling dringend nach innovativen Ideen – ein attraktives Betätigungsfeld für Gründer und Ausgründungen aus dem wissenschaftlichen Umfeld.

Nicht zuletzt erfordern nachhaltige Veränderungen auch Fachkräfte, die den technischen und gesellschaftlichen Wandel als Berater in Unternehmen und Institutionen vorantreiben oder in Ministerien und Behörden für den passenden rechtlichen und finanziellen Rahmen sorgen.

Unter dem Strich ergeben sich im grünen Bereich also Chancen für Absolventen nahezu jeder Fachrichtung: vom Agrarwirt, der nachwachsende Rohstoffe umweltschonend anbaut, bis hin zum zahlenaffinen Zukunftsstrategen, der nachhaltige Investments zur Finanzierung von Innovationen definiert.

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Humanitäre Hilfe

Zu denen gehört Jost Neumann. Der 33-jährige Berliner hat an der Freien Universität (FU) Berlin seinen Master in Strategic Foresight ge-macht und danach bei einer Gesellschaft für nachhaltige Investments und in der humanitären Hilfe gearbeitet. Seine Masterarbeit schrieb er 2014 über neue Chancen durch Mobilfunktechnologie für die Landbevölkerung in Afrika.

In seinem aktuellen Job bei der TUI Care Foundation profitiert er heute von diesen unterschiedlichen Erfahrungen. Die Stiftung des Reisekonzerns unterstützt Projekte, die sich vor Ort für Bildung, Umweltschutz und ökonomische Teilhabe einsetzen. Ähnlich wie ein Business-Angel betreut Jost Neumann ein bunt gemischtes Portfolio von Sozialunternehmen, die von der Stiftung eine Anschubfinanzierung erhalten haben.

Rund die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er auf Reisen, um seine Schützlinge vor Ort zu unterstützen. Mittlerweile ist er für 14 Projekte zuständig – angefangen vom ägyptischen App-Entwickler bis zum marokkanischen Fahrradverleih, der in dem muslimischen Land junge Frauen zu Rad-Tourguides und Mechanikerinnen ausbildet und so gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit vorgeht.

„Die drängenden Probleme dieser Welt kann man nicht einfach ignorieren“, findet Neumann. „Die große Ungleichheit ein Stück weit abzubauen, macht mich in meinem Job glücklich.“

Mehr wissen durch Messen

Wer direkt nach dem Studium noch nicht über passende Kontakte verfügt, für den sind grüne Jobbörsen eine gute Anlaufstelle. Info-Möglichkeiten bieten auch Nachhaltigkeitsmessen, die unregelmäßig in verschiedenen Städten stattfinden, Corona-bedingt aber zum Teil ausfallen, verschoben wurden oder auch virtuell stattfinden.

So ist auch Annemarie Wilitzki vor einigen Jahren fündig geworden. Im Bachelorstudium Landschaftsplanung und –architektur an der Technischen Universität (TU) Berlin merkte die heute 30-Jährige, dass es ihr mehr Freude macht, Windparks oder Naturschutzgebiete zu planen, als einfach nur hübsche Gärten anzulegen.

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Über eine regionale Fachmesse im Energieforum Berlin wurde sie auf das Studienangebot der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) aufmerksam und entschied sich für den Master Regionalentwicklung und Naturschutz. Seit ihrem Abschluss im Jahr 2018 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HNEE tätig. Unter anderem hat sie in dieser Zeit ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Forschungsprojekt zum Schutz von Alleen begleitet.

„Dabei habe ich gemerkt, wie wichtig ein verlässlicher rechtlicher Rahmen und sinnvolle Vorschriften und Verordnungen für den regionalen Natur- und Umweltschutz sind“, sagt sie.

In ihrem neuen Job kann die junge Beamtin künftig selbst dafür sorgen: Seit Oktober arbeitet Wilitzki als Referendarin für Landespflege bei der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Das ist eine gute Nachricht für so manchen von der Säge bedrohten Berliner Baum. Der Job im Staatsdienst lockt mit Sinn und einem besonders hohen Maß an persönlicher Sicherheit. Berufliche Zukunft? Definitiv im grünen Bereich.

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