Vom Manager zum Influencer: Sieben Tipps, wie sich Manager in sozialen Medien am besten in Szene setzen

Markenbotschafter und Mensch – solche Leute strahlen auf ihr Publikum aus. Führungskräfte müssen das nutzen.

Claudia Obmann | 13.11.2024
Regelmäßig das eigene Publikum bedienen: Wenn Manager wie Influencer wirken wollen, brauchen sie einen ausgefeilten Plan.

Regelmäßig das eigene Publikum bedienen: Wenn Manager wie Influencer wirken wollen, brauchen sie einen ausgefeilten Plan. Richtig in Szene setzen Regelmäßig das eigene Publikum bedienen: Wenn Manager wie Influencer wirken wollen, brauchen sie einen ausgefeilten Plan. © Karriere Foto: Steve Gale on Unsplash

Dax-Chefs wie Tim Höttges von der Deutschen Telekom oder VW-Boss Herbert Diess sind auf LinkedIn sehr aktiv. Sie nutzen die Social Media-Plattform, um regelmäßig eine große Öffentlichkeit zu adressieren und in ihrem Sinn zu beeinflussen – von Mitarbeitern über Investoren bis hin zu Politikern.

Eine ausgefeilte Internetpräsenz ist inzwischen wichtiger Bestandteil einer zeitgemäßen CEO-Kommunikationsstrategie, wenn es um Macht und Meinungsführerschaft geht.

Ob LinkedIn, Twitter oder Instagram – darüber werden Spitzenmanager nicht nur als Markenbotschafter, sondern auch als Mensch erlebbar.

Damit wird offenbar ein zunehmendes Informationsbedürfnis gestillt: Immer mehr Leute wollen genauer wissen, welche Person ein Amt bekleidet oder Verantwortung trägt.

Chance für Führungskräfte im Mittelbau

Genau dieses Informationsbedürfnis ist die Chance für Führungskräfte im Mittelbau, um sich als Experte zu positionieren. Sei es als versierter Konzern-Stratege, als Verkaufs-Ass, als geschickter Sanierer oder weitsichtiger Personalentwickler – kein Medium ist dafür momentan besser geeignet als das Business-Netzwerk LinkedIn.

Aktuell sind allein mehr als 15 Millionen deutsche Nutzer auf der Online-Plattform registriert, die zum Microsoft-Konzern gehört. Denn sie bietet die größte Vielfalt: Während Twitter nur den Versand von Kurznachrichten beziehungsweise Instagram den Austausch von Bildern ermöglicht, lassen sich auf LinkedIn darüber hinaus auch Videos, Podcasts, aber vor allem ausführliche Texte zu komplexen Themen mit anderen teilen.

Doch wie genau lässt sich das mächtige Werkzeug Social Media nutzen, um sich als Experte oder Expertin zu positionieren? Für den starken Auftritt kommt es auf diese sieben Punkte an:

1. Thema strategisch wählen

Beantworten Sie sich diese Fragen: Für welches Thema will ich stehen? Welche Position strebe ich langfristig an und mit welcher Expertise muss ich mich in den entsprechenden Kreisen bekannt machen? Überlegen Sie auch, welche persönlichen Werte Ihnen wichtig sind und ob Sie diese vermitteln wollen.

Je stärker die Sichtbarkeit auf  unterschiedlichen Kanälen und je klarer das eigene Profil in der Außendarstellung sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, später für solche Positionen von neuen Arbeitgebern oder Headhuntern gefunden zu werden, die wirklich passen.

Wem es gelingt, sich mit einem klaren Profil aus Fach- und Erfahrungswissen und individuellen Stärken sichtbar zu machen und hierbei auch bereits etwas über seine Persönlichkeit und sozialen Kompetenzen preisgibt, der positioniert sich heute für spannende Vakanzen von morgen.

2. Konkurrenz analysieren

Verschaffen Sie sich einen Überblick, wer sonst schon in dem von Ihnen favorisierten Themengebiet aktiv ist. Neben einer Konkurrenzanalyse ist die Orientierung an erfolgreichen Vorbildern hilfreich. Zumal diese später in eigene Inhalte miteinbezogen werden können, um so die eigene Reichweite und Bekanntheit in der relevanten Zielgruppe zu erhöhen.

3. Zielgruppe identifizieren

Eine klar abgegrenzte Zielgruppe belohnt für sie interessante Inhalte mit hohem Engagement, also Zustimmung, Kommentaren und Weiterempfehlungen Ihrer Inhalte. Wählen Sie dagegen eine schwammig definierte oder zu große Zielgruppe, können die eigenen Posts schnell auf nur mittelmäßiges Interesse und geringe Interaktion stoßen.

Beantworten Sie also diese Frage: Für wen genau verbreite ich meine Inhalte? Profis unterscheiden zwischen bloßer Reichweite und relevanten Kontakten, die als Multiplikatoren fungieren oder Know-how und Kooperationen bringen. Ali Azimi, Experte von Hering Schuppener sagt zum Beispiel: „Man muss sich genau anschauen, wie sich die Gruppe der Follower strukturell zusammensetzt.“ Je mehr bedeutende und bekannte Namen Ihnen folgen, umso besser.

4. Inhalte und Formate bestimmen

Menschen für das eigene Thema zu begeistern und ihnen kontinuierlich Mehrwert in Form von Expertenwissen zu generieren, ist das Patentrezept, um eine erfolgreiche Personenmarke zu etablieren. Entscheiden Sie zunächst, mit welchem Format sie Ihre Zielgruppe am besten erreichen und Sie sich selbst wohlfühlen. Sind Sie telegen, könnten Videos in Frage kommen. Sehen Sie Ihre Stärke in der präzisen Formulierung von Texten, spielen Sie Textposts aus.

Experimentieren Sie, aber behalten Sie im Hinterkopf: Für einen hohen Wiedererkennungswert der eigenen Inhalte verbietet sich ein zu häufiger Format-Wechsel.

Wichtig ist darüber hinaus, welche Art von Inhalten verbreitet wird. Ist der Kanal rein beruflich und themenrelevant, oder findet sich Platz für persönliche Einblicke und Interessen? Bedenken Sie: Wer sein Publikum beeinflussen will, braucht dessen Vertrauen.

Persönliche Einblicke suggerieren Nähe. Es lohnt sich daher, auch als Experte in Ihre Themen einen persönlichen Dreh reinzubringen. Moritz Neuhaus, Geschäftsführer von Insight Consulting, einer auf Positionierung in den sozialen Medien spezialisierten Beratung, sagt: „Unsere Auswertungen zeigen, dass besonders Inhalte mit einer persönlichen Note häufig mit hohem Engagement der Follower belohnt werden.“

Wenn Sie zum Beispiel alles daransetzen, um sich als Nummer eins in Sachen Cybersecurity zu positionieren, könnten sich Ihre Beiträge um aktuelle Vorfälle drehen, deren Schwachstellen und Folgen Sie analysieren. Oder Sie kommentieren geplante Gesetzesinitiativen, stellen spannende Personen aus anderen Ländern vor, mit denen Sie zusammenarbeiten. Oder Sie gewähren Einblick in Ihren Alltag oder Ihre Gedankengänge.

5. Kontinuierlich dranbleiben

Elon Musk etwa, einer der einflussreichsten Unternehmer der Welt, teilt seine teils kontroversen Gedanken zu gesellschaftlichen Fragen, Neuigkeiten aus seinem Firmen-Imperium oder private Eindrücke seit über zehn Jahren mit seinen inzwischen mehr als 37 Millionen Followern auf Twitter. Ob man seinen Aussagen nun zustimmt oder nicht – der Gründer von Elektroautobauer Tesla und Weltraum-Unternehmen SpaceX ist vielen Menschen ein Begriff. Machen Sie sich klar: Kontinuität ist der Schlüssel zum Erfolg.

Mit Ihrem Engagement in den sozialen Medien wecken Sie bei Ihren Followern eine Erwartung. Enttäuschen Sie diese nicht. Machen Sie sich lieber frühzeitig Gedanken über den idealen Zeitpunkt und die Häufigkeit Ihrer Veröffentlichungen. Auch hier können Manager zu Beginn experimentieren, sollten sich aber möglichst rasch auf einen Turnus und eine Tageszeit festlegen.

So werden diejenigen Follower, die schon mit Ihrem Post rechnen, sicher erreicht und nicht enttäuscht. Zwei oder drei Aktionen pro Woche sind sinnvoll. Wichtig: Je größer die Zahl der Follower, umso mehr Kommentare und Fragen kommen zurück. Die erfordern mitunter schnelle Reaktionen. Wer hier patzt, riskiert einen Shitstorm.

6. Professionell organisieren

Das Engagement in den sozialen Medien kann extrem zeitaufwendig sein. In Anbetracht des hektischen Arbeitsalltags von Managern ist eine effiziente Produktion von Inhalten deshalb notwendig. Eine praxiserprobte Strategie von Moritz Neuhaus sieht zum Beispiel vor, einmal monatlich alle Inhalte für die nächsten vier Wochen zu erstellen. So bleibt Flexibilität für spontane Beiträge bestehen, gleichzeitig können die eigenen Formate regelmäßig aber auch an stressigen Tagen ausgespielt werden.

Merken Sie, dass Sie selbst dieses Pensum nicht mehr selbst nebenbei bewältigen können, holen Sie sich Helfer: Ghostwriter, Grafiker, Videoprofis. Allerdings ist der Einsatz von Profis nicht billig. Fragen Sie Ihren Arbeitgeber doch bei der nächsten Gehaltsrunde oder bei der Vertragsverhandlung beim Jobwechsel, ob er Ihnen dafür ein Budget einräumt.

7. Gezielt vernetzen

Wer lediglich Inhalte auf Plattformen wie LinkedIn veröffentlicht, erzielt nur ein vergleichsweise langsames Wachstum der Reichweite. Um sich einen Namen als Experte zu machen, ist es genauso wichtig, sich bewusst mit Angehörigen aus der Zielgruppe, aber auch mit Konkurrenten und Vorbildern zu verbinden. Dabei ist eine angemessene Ansprache neuer Kontakte ebenso wichtig wie die stetige Erweiterung des eigenen Netzwerks.

Besonders effizient ist hier die Taktik, eigene Inhalte als Hebel zur Kontaktaufnahme zu verwenden. Also zum Beispiel als Autor ein wichtiges LinkedIn-Mitglied persönlich auf einen nützlichen neuen Fachbeitrag aus der eigenen Feder hinzuweisen oder ein Kennenlern-Treffen bei einer Branchen-Veranstaltung vorzuschlagen, bei der Sie einen Vortrag halten.

Zuletzt spielt das eigene Engagement bei fremden Inhalten eine wichtige Rolle für den Ruf als Experte. Zu diesem Zweck sollten Manager zehn bis zwanzig relevante Mitglieder identifizieren, mit deren Inhalten sie regelmäßig interagieren. Auf diese Weise werden deren Follower auf Ihr Profil aufmerksam, was wiederum das Engagement auf Ihrem Profil deutlich erhöhen kann.

Mehr: Was Arbeitnehmer bei Social Media dürfen