Dauer-Homeoffice beendet: Was Mitarbeiter nach dem Restart ihrer Unternehmen erwartet

Am wichtigsten ist jetzt Motivation, Zusammenhalt und Neuorientierung, zeigt eine aktuelle Studie.

Anne Koschik | 19.11.2021
Viele Unternehmen holen ihre Angestellten zurück ins Büro – und bieten mehr Weiterbildung und Gesundheitsschutz.

Restart nach Corona I Viele Unternehmen holen ihre Angestellten zurück ins Büro – und bieten mehr Weiterbildung und Gesundheitsschutz.

Zwei Drittel der Unternehmen wagen die Rückholung ihrer Belegschaft an den gewohnten Arbeitsplatz – zunächst in kleineren Schritten. Oft steht es den Angestellten auch noch frei, dem Aufruf Folge zu leisten.

Die Lager sind geteilt: Während die einen sich darauf freuen, endlich ihre Kollegen wiederzusehen, und sich von der oft einsamen Arbeit zuhause gerne verabschieden, fürchten die anderen die Neuerungen, die auf sie zukommen werden.

So erwartet jeder zweite Beschäftigte, dass sich sein Arbeitgeber aufgrund der Erfahrungen in der Krise ändern wird, zeigt eine Studie der Online-Jobplattform Stepstone. Anfang Juni wurden dazu 8500 Arbeitnehmer befragt wurden, darunter 1200 Führungskräfte.

Anforderungen: Neue Verhaltensweisen, bessere Organisation

Vor Ort an alter Wirkungsstätte müssen die Mitarbeiter zunächst neue Verhaltensweisen einstudieren und sich so organisieren, dass der Weg aus dem Lockdown gelingt. Für viele werden darüber hinaus Homeoffice-Lösungen Einzug halten. Denn die Corona-Krise hat schließlich gezeigt, dass die Arbeit in den heimischen vier Wänden in den meisten Fällen besser funktioniert als gedacht.

Grundsätzlich bietet die Studie erste positive Erkenntnisse. So sieht die Mehrheit der Unternehmen nach den Lockerungen ihren Geschäftsbetrieb nicht mehr als gefährdet an. Und wer sich noch als gefährdet einstuft, ist zumindest der Überzeugung, sich etwas Luft verschafft zu haben.

Außerdem konnte die Produktivität im Vergleich zum Vormonat bereits „deutlich zulegen“. Etwa drei Viertel der Unternehmen, über die die Studie Informationen erhielt, befindet sich mittlerweile wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Zum Vergleich: Ende April lag der Wert noch gerade bei 60 Prozent. Eine knappe Mehrheit der Unternehmen ist sogar sicher, in spätestens einem halben Jahr wieder Umsätze in Höhe von vor der Krise einfahren zu können.

Krisenmanagement: Suche nach den „richtigen“ Mitarbeitern

Jetzt kommt es auf die Angestellten an: So sind 90 Prozent der befragten Führungskräfte der Überzeugung, dass die „richtigen“ Mitarbeiter entscheiden, wie die Unternehmen nach der Krise wieder Fahrt aufnehmen. Ein Drittel der Firmen sieht sogar einen erhöhten Personalbedarf. Während der Krise musste nämlich etwas mehr als die Hälfte zeitweise auf die Rekrutierung neuer Mitarbeiter verzichten.

Doch jetzt zeichnet sich wieder ein positiverer Trend ab. Mehr als 50 Prozent der Führungskräfte geben an, innerhalb des nächsten halben Jahres wieder verstärkt Personal einzustellen, ein Viertel sogar ab sofort. Vor allem in den Bereichen IT, Vertrieb und Personal wollen Unternehmen in die Mitarbeitergewinnung investieren.

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Um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu unterstreichen, haben sich mehr als zwei Drittel der Unternehmen entschieden, auch zukünftig das Arbeiten von zuhause aus zu ermöglichen. „Der Großteil der Unternehmen will aber kein Homeoffice für immer und für alle, sondern eine Mischform zwischen Präsenz- und Homeoffice-Tagen“, sagt Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone.

Die Arbeitnehmer begrüßen diesen Vorstoß – vor allem als Hybrid-Konzept. 86 Prozent der Befragten findet Gefallen daran.

Nicht unumstritten: Bedeutung des sozialen Miteinanders

Doch nicht in allen Firmen stößt das Homeoffice auf Gegenliebe: So will ein Drittel der Unternehmen Homeoffice gar nicht oder nur in Ausnahmefällen erlauben. Als Grund geben die Unternehmen vor allem das soziale Miteinander an. „Der persönliche Austausch unter den Mitarbeitern im Büro wird auch in Zukunft wichtig bleiben“, sagt Stepstone-Experte Zimmermann.

Bei alledem geht es den Firmenlenkern vor allem darum, die Motivation in der Belegschaft aufrecht zu erhalten. Das hat laut Studie „derzeit allerhöchste Priorität“. Es sei sogar wichtiger als vermeintlich „harte“ Aspekte wie Kostenmanagement oder das Erzielen von Wettbewerbsvorteilen.

Trends der nahen Zukunft

Investitionen:
Vier von fünf Unternehmen wollen die jüngsten Erfahrungen zum Anlass nehmen, in ihre digitale Infrastruktur und Digitalkultur zu investieren. Die Not ist offenbar groß: Denn fast 90 Prozent der Mitarbeiter fordern in der Umfrage entsprechende Schritte.

Weiterbildung:
Als wichtigste Innovationsfelder hat die Umfrage Digitalisierung und Mitarbeiterweiterbildung ausgemacht. So will die Mehrheit ihre Mitarbeiter vor allem in der Anwendung digitaler Tools und für die virtuelle Zusammenarbeit schulen. Zum Einsatz kommen sollen hierfür vor allem E-Learning-Formate und Webinare. Das kommt den meisten entgegen: Denn 86 Prozent der Angestellten wünschen sich das.

Gesundheitsschutz:
Die Corona-Pandemie hat die Fürsorge der Firmenlenker auf den Plan geholt: Individuelle Konzepte zum Gesundheitsschutz ihrer Belegschaft haben fast drei Viertel der Unternehmen aufgesetzt. Sie legen besonderen Wert auf Hygiene- und Distanzregeln und schränken dazu Meetings und den Zugang zu zentralen Anlaufpunkten ein.

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