Jobs in der Elektroindustrie: MINT-Experten sind besonders gesucht

Selbst bei guter Qualifikation haben Unternehmen Probleme, die Stellen richtig zu besetzen. MINT-Experten sind rar – deren Jobchancen entsprechend groß.

Anne Koschik | 19.11.2024
Die Einsatzgebiete der MINT-Experten sind vielfältig: Hier eine Ingenieurin in der Produktentwicklung.

MINT-Experten im Einsatz I Die Einsatzgebiete der MINT-Experten sind vielfältig: Hier eine Ingenieurin in der Produktentwicklung.

Die Elektroindustrie fürchtet perspektivisch eine Verschärfung des Fachkräftemangels. Es fehlt an hochqualifizierten

Mathematikern,
Informatikern,
Naturwissenschaftlern und
Technikern – am MINT-Nachwuchs eben.

Die Unternehmen der Branche haben größte Probleme, ihre Stellen adäquat zu besetzen. Wie jetzt eine Umfrage des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) ein seiner Mitgliedschaft ergab, hat sich die Situation verschärft: Neubesetzungen mit Akademikern und beruflich qualifizierten Kräften dauern immer länger.

Konnten vor zwei Jahren noch beruflich qualifizierte Bewerber zu 80 Prozent und Akademiker zu 70 Prozent mit einer Einstellung innerhalb von drei Monaten rechnen, müssen die meisten heutzutage länger als sechs Monate warten, bis sie zum Zuge kommen. Knapp zwei Drittel der Unternehmen gaben an, dass sie mehr als ein halbes Jahr brauchen, um geeignetes Personal in den entsprechenden Bereichen zu etablieren.

Wo MINT-Spezialisten eingesetzt werden

MINT-Experten sind in der Mehrzahl in der Produktion eingesetzt, gefolgt von Forschung/Entwicklung/Konstruktion. Weniger als zehn Prozent sind mit Aufgaben in Vertrieb und Dienstleistungen betraut. Nur drei Prozent der Unternehmen kann hier offene Stellen in weniger als einem Vierteljahr neu besetzen.

Das ist nicht nur der Coronakrise geschuldet. Auch bei beruflich qualifizierten MINT-Kräften habe sich der Neubesetzungsprozess deutlich verlangsamt, so der ZVEI. Der Verbands-Vizepräsident Gunther Kegel warnt: „Weder die aktuelle Corona-Pandemie noch konjunkturelle Abschwung-Phasen dürfen uns davon abhalten, beim Nachwuchs weiterhin für MINT-Qualifikationen zu werben und Begeisterung für Technologie zu entfachen.“

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Wie die Unternehmen neue Mitarbeiter gewinnen wollen

Um dem sich verschärfenden Fachkräftemangel vorzubeugen, betreiben 90 Prozent der Unternehmen bereits Kooperationen mit Schulen und Hochschulen. So soll der Nachwuchs konsequent und frühzeitig an MINT-Berufe herangeführt werden.

Vier Fünftel der Firmen setzen zudem auf dual Studierende, die sie mit Theorie und Praxis direkt bei sich unterbringen wollen. Außerdem wollen sie MINT-Auszubildende für sich gewinnen.

Die Herausforderungen für die Branche sind groß. Durch die Energie- und Mobilitätswende, Digitalisierung, 5G oder Industrie 4.0 komme es jetzt darauf an, die Weichen zu stellen. „Jungen Menschen, die Lust haben, die Zukunft ein stückweit mitzugestalten, steht in der Elektroindustrie ein weites Betätigungsfeld offen“, sagt Gunther Kegel.

Was in Zukunft wichtig ist

Der Bedarf an Fachkräften ist immens. Für mehr als 90 Prozent der deutschen Elektrofirmen ist es „eher schwierig“, den Bedarf an MINT-Beschäftigten über den deutschen Arbeitsmarkt zu decken. Dennoch tun sich die Unternehmen schwer, international nach Experten zu suchen, obwohl das Fachkräftezuwanderungsgesetz die Anwerbung von MINT-Fachkräften aus Drittstaaten erleichtert.

Nicht einmal zehn Prozent der Unternehmen nutzen diesen Weg. Die wenigen Firmen, die es versuchen oder planen, werben aber – anders als noch bei der vorangegangenen Umfrage aus dem Jahr 2018 – nicht mehr weltweit um MINT-Kräfte, sondern mittlerweile überwiegend in der EU.

Deshalb regt der ZVEI-Vizepräsident an, attraktive, begeisterungsfähige MINT-Angebote mit Bezug zu realen Themen und Fragen zu schaffen. Insbesondere die dualen Studiengänge mit den Hochschulen für angewandte Wissenschaften seien für die Unternehmen der Elektroindustrie ein großer Faktor für innovative, hochklassige und praxisnahe Bildung und sollten weiter ausgebaut werden.

„Deutschland muss mehr in die MINT-Bildung und damit in seine Zukunftssicherung investieren“, stellt Kegel fest.

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