Weltfrauentag: Finanzielle Unabhängigkeit: 10 Tipps für Frauen zum Vermögensaufbau

Gleichberechtigung? Besonders bei der Absicherung fürs Alter wird klar, dass es damit noch nicht weit her ist.

Anne Koschik | 08.03.2023
Gespart werden kann auf viele Weisen. Stecken Sie beispielsweise jedes 2-Euro-Stück in Ihr Sparschwein.

Spartipps Gespart werden kann auf viele Weisen. Stecken Sie beispielsweise jedes 2-Euro-Stück in Ihr Sparschwein. © imago/Westend61

Seit über 100 Jahren kämpfen Frauen für die Gleichberechtigung, seit dem 8. März 1921 gibt es auch einen internationalen Feiertag dafür: den Weltfrauentag. In Deutschland gilt er aber nur in Berlin als gesetzlicher Feiertag – und das erst seit 2019.

Dabei gilt Deutschland in Sachen Gleichberechtigung schon als fortschrittlich. Ist es aber nicht. Vor allen Dingen nicht bei finanzieller Betrachtung.

So sind deutsche Frauen aktuell mit einem Anteil von 46 Prozent von der OECD-weit größten Geschlechter-Rentenlücke betroffen. Und dazu zählen immerhin 30 Mitgliedstaaten. Die Aussicht auf Besserung scheint nicht gegeben, sagen die OECD-Forscher voraus: „Da das geschlechtsspezifische Lohngefälle über dem OECD-Durchschnitt liegt und viele Frauen in Deutschland in Teilzeit arbeiten, dürften zukünftige Rentenansprüche von Frauen im Vergleich zu Männern niedrig bleiben.“

Unterdurchschnittliche Alterssicherung

Nimmt man gar gesetzliche Rente, betriebliche und private Alterssicherung zusammen, beziehen Frauen durchschnittlich ein um 53 Prozent niedrigeres Alterseinkommen als Männer. Das hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Heinz-Böckler-Stiftung festgestellt.

Frauen in Deutschland nehmen das oft anders wahr: Immerhin fast 70 Prozent fühlen sich finanziell fürs Alter mindestens „gut“ abgesichert, wie eine repräsentative Umfrage des internationalen Marktforschungsinstituts Kantar TNS im Auftrag des Bankenverbands zeigt.

Doch diese Selbsteinschätzung stimmt mit der Wirklichkeit nicht überein – speziell im Vergleich mit den Männern: Denn die Absicherung von Frauen ist häufig ungenügend.
Der Grund: Frauen können schlichtweg nicht soviel Geld zurücklegen. Trotz vergleichbarer schulischer und beruflicher Qualifikation liegt ihre Erwerbsbeteiligung um knapp acht Prozentpunkte niedriger als bei Männern.

Und nicht nur das: Den wesentlichen Grund für fortbestehende Unterschiede macht das WSI an der ungleichen Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit, etwa bei familiärer Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt – dem sogenannten Gender Care Gap – fest: Demzufolge macht unbezahlte Arbeit bei Frauen nach den neuesten verfügbaren Zahlen 45 Prozent an der Gesamtarbeitszeit aus.

Wie also sich ein Vermögen aufbauen? Woher das Geld nehmen?

Wie der Bankenverband vorrechnet, sparen knapp ein Drittel der Männer im Monat Beträge über 200 Euro an, aber nur ein Fünftel der Frauen. Beträge über 500 Euro legen noch zwölf Prozent der Männer zurück, bei Frauen ist es mit sechs Prozent gerade die Hälfte.

Und während 27 Prozent der Männer Aktien, Aktienfonds oder andere Wertpapiere besitzen, um höhere Renditepotenziale auszuschöpfen, gehen Frauen lieber auf Nummer sicher: Nur 18 Prozent wagen sich an die Börse.

Bitte umdenken!

Finanzielle Unabhängigkeit ist heutzutage so wichtig wie nie. Denn früher galt noch der Ehepartner als sichere Bank fürs Alter. Bei Scheidungsraten von gut 30 Prozent ist darauf kein Verlass mehr. Frauen wünschen Gleichstellung, aber auch Gleichbehandlung – und zwar auf allen Ebenen. Und sie können voneinander lernen. Das zeigt eine Studie des Zinsportals WeltSparen, für die über tausend Frauen nach ihren Finanztipps gefragt wurden, die sie jüngeren Frauen geben würden.

Untersucht wurden zwei Generationen: Frauen von 18 bis 44 Jahren und Frauen ab einem Alter von 45 Jahren. Mit zunehmendem Alter wird deutlicher sichtbar, welche Entscheidung diese Frauen in der Vergangenheit lieber anders getroffen hätten. „Von diesem geteilten Wissen können junge Frauen lernen und profitieren“, hoffen die Auftraggeber.

Top-Finanztipps von Frauen für Frauen

Tipp 1: Finanzielle Abhängigkeit von anderen unbedingt vermeiden

Das steht für die Mehrheit der deutschen Frauen, nämlich 54 Prozent, an erster Stelle.
Schwierig wird das in Lebensabschnitten, in denen die Familien- oder Care-Arbeit durch Nachwuchs oder Pflegebedarf in den Vordergrund rückt.

So funktioniert’s:
Um hier nicht in eine Abhängigkeitsfalle zu tappen, sollten Frauen diese Themen unbedingt und unmittelbar mit den nächsten Angehörigen ansprechen – und der Hauptverdiener für einen finanziellen Ausgleich sorgen.

Tipp 2: Finanzentscheidungen reflektiert treffen

Kluges Handeln empfehlen 51 Prozent der Frauen und raten, sich nichts aufquatschen zu lassen. Denn Unsicherheiten und fehlendes Know-how in Geldanlagen bringen nicht nur Frauen oft in Schwierigkeiten. Auffallend ist, dass die Erfahrungswerte von jüngerer (42 Prozent) und älterer (57 Prozent) Generation stark auseinander gehen.

So funktioniert’s:
Hier helfen Verbraucherportale wie Finanztip.de oder Tipps der Stiftung Warentest, Fachbücher und -zeitschriften, zu einem besseren Verständnis zu gelangen.

Tipp 3: Keine Schulden machen

Die Hälfte der Studienteilnehmerinnen empfehlen ihren Geschlechtsgenossinnen, sich nicht zu verschulden. Insbesondere geht es um „unnötige Verbraucherkredite“, die dem Konsumzwang unterliegen.

So funktioniert’s:
Nicht von Angeboten und Werbung verleiten lassen! Bewusster Konsum ist angesagt. Jedes Mal sollte frau sich fragen, warum sie etwas kaufen will – und ob sie es sich tatsächlich leisten kann. Achtsamkeit hilft auch in diesem Punkt!

Tipp 4: Gefühle bei finanziellen Entscheidungen außen vorlassen – insbesondere Liebe!

Für jede zweite Frauen ab 45 steht fest, dass Frauen nie „blind vor Liebe“ finanzielle Entscheidungen treffen sollten. Jüngere Frauen sind da noch leichter zu verführen: Denn diese „Vorsichtsmaßnahme“ teilt nur etwa ein Drittel.

So funktioniert’s:
Entscheidungen und deren Auswirkungen aufmerksam und bewusst alleine hinterfragen. Nicht vom Partner steuern lassen! Im Falle eines Beziehungsendes lässt sich so die ganz große Katastrophe vermeiden.

Tipp 5: Mutig sein und verhandeln üben

Frauen treten zu wenig selbstbewusst auf, finden rund 40 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen beider Alterstufen: Das Verhandlungsgeschick liegt mehr bei den Männern. Frauen setzen bei Gehaltsverhandlungen oft zu gering an, zeigt die Most wanted-Studie von McKinseys und e-fellows.net. Allein beim Berufseinstieg nach dem Studium klafft eine Lücke von fast 20 Prozent. So erwarten männliche Studienabsolventen schon zum Start 12.000 Euro mehr Gehalt.

So funktioniert’s:
Beim Berufseinstieg deutlich zeigen, dass Frauen die gleichen Voraussetzungen mitbringen wie Männer. In vorauseilendem Gehorsam freiwillig zurückzustecken, führt nicht zu ewiger Dankbarkeit. Nur Mut! Erst recht beim Jobwechsel die Einkommenssteigerung einpreisen.

Tipp 6: Kleinvieh macht auch Mist

Sofort mit dem Vermögensaufbau beginnen, auch mit Kleckerbeträgen. Das summiert sich über die Jahre, weiß vor allem die ältere Generation. 38 Prozent der befragten Frauen bestätigen, dass sie durch Zinsenzinseffekte auch mit kleineren Beträgen auf Dauer beachtliche Rücklagen aufbauen können.

So funktioniert’s:
Schon mal die 2-Euro-Challenge ausprobiert? Dafür jedes 2-Euro-Stück ins Sparschwein stecken. Das diszipliniert auf Dauer. Kleine Sparbeträge führen ans Sparen heran, werden im Alltag berücksichtigt und können im Laufe der Zeit einen soliden Grundstock bilden.

Tipp 7: Nicht zögern, machen!

Um den Zinseszinseffekt bestmöglich auszunutzen, sollten junge Frauen sofort loslegen. Hier sind sich beide Altersgruppen nahezu einig – mit ebenfalls knapp 40 Prozent. Zögerndes Verhalten führt zu Verzögerung oder hält sogar gänzlich von der Vorsorge ab.

So funktioniert’s:
„Einfach loslegen“ lautet hier das Motto. Den perfekten Zeitpunkt gibt es ohnehin nicht. Und Wartezeit verkürzt Laufzeit und damit Zinsen. Kleines Rechenbeispiel: Bei einer Verzinsung von sieben Prozent kann sich das Vermögen durch Zinsen und Zinseszinsen in zehn Jahren verdoppeln.

Tipp 8: Unnötige Fixkosten entfernen

Abos, Mitgliedschaften und Versicherungen, die nicht zwingend notwendig sind, sollten sofort entfernt werden. Während die junge Zielgruppe das noch weniger einsieht, sagen die Älteren: Weg damit! Sie wissen: Insbesondere in gewohnheitsmäßigen Ausgaben stecken große Sparschätze.

So funktioniert’s:
Sämtliche Verträge prüfen – und das regelmäßig, Vergleichsportale checken und überlegen, wo gekündigt oder gespart werden kann.

Tipp 9: Rabatte nicht belächeln, sondern nutzen

Preisnachlässe und Rabattaktionen lohnen sich, sagen 36 Prozent Frauen aller Altersgruppen.

So funktioniert’s:
Augen auf: Gezielt einkaufen und den Schnäppchenmodus anstellen. Angebote sichten und auf Notwendigkeit prüfen, Bonus-Apps nutzen und ganz klassisch antisaisonal einkaufen. Das wirkt Wunder.

Tipp 10: Sinnvoll sparen mit Zielvorgabe

Es ist unerlässlich, finanzielle Ziele klar zu definieren und diese Ziele anschließend beharrlich zu verfolgen. Knapp ein Drittel der Frauen gibt diesen Rat.

So funktioniert’s:
Wer weiß, wofür er spart, kann seinen Erfolg besser kontrollieren. Mit den Zeiträumen lässt sich oft spielen – und die benötigten Geldbeträge gut ermitteln. Disziplin ist aber wichtig. Dann stellt sich am Ende auch die Freude über das Erreichte ein.

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