Paranoia um das Plagiat

Die Skandale um plagiierte Doktorarbeiten von Spitzenpolitikern haben auch den Studentenalltag verändert. Viele haben Angst vor dem „versehentlichen Plagiat“. Was lässt sich dagegen tun?

17.05.2013

Satz für Satz wächst das Werk. Absatz um Absatz, Seite um Seite kommt man dem Ziel näher: dem Schlusswort. Die Quellen sind sorgfältig recherchiert, man ist zufrieden mit der eigenen Leistung und dem eigenen Fazit. Aber trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl: Habe ich wirklich alles richtig gemacht? Vor allem: Ist der „akademische Apparat“, also die Anmerkungen in den Fußnoten, korrekt?

Manch einer wird nervös beim Blick auf jeden Absatz, der keine Fußnote enthält: Sind das wirklich meine eigenen Gedanken? Oder hatte ich das vielleicht doch schon irgendwo gelesen?

Oder wenn nun ein anderer genau dieselbe Schlussfolgerung auch gezogen hat? Die leichte Nervosität steigert sich zur Angst. Was tun? Satz für Satz die Arbeit durch Google jagen? Eine Plagiatssoftware testen? Sämtliche Bücher noch einmal wälzen? 

Große Verunsicherung

Ganz klar nein, sagt Andrea Bausch, Schreibberaterin der Universität Bayreuth. In ihren Beratungen und Workshops zum wissenschaftlichen Schreiben sei die Angst vor dem Plagiat seit der Affäre Guttenberg verstärkt Thema. „Die Studierenden fragen besorgt nach, ab wann es denn ein Plagiat sei und was sie denn alles zitieren müssten. Und sie fragen das nicht, weil sie möglichst elegant plagiieren möchten, sondern weil sie Angst haben, aus Versehen ein Plagiat zu produzieren“, so Bausch.

Genauso beobachten es Christine Braun von der Schreibberatung der Uni Regensburg: „Auf jeden Fall ist die Furcht, unbeabsichtigt ein Plagiat zu begehen, bei den Studierenden sehr hoch. Sie sind verunsichert.“

Geschärftes Bewusstsein

Doch woher genau rührt diese Angst? Plagiate sind kein neues Phänomen – das zeigen auch die enttarnten Kopie-Arbeiten der Politiker, denn die liegen schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurück.

Ich glaube, dass Thema Plagiat ist kein neues für Studenten, aber ihr Bewusstsein hat sich durch die öffentliche Diskussion geschärft“, sagt die Schreibberaterin der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität Monika Beck. Die Germanistin hält an der Hochschule regelmäßig Vorträge, bietet Schreibkurse an und berät Studenten.

Studenten hätten die Regeln in den ersten Semestern durchaus gelernt, so Beck, etwa in Tutorien und Vorlesungen, vielen falle aber am Ende, wenn es denn ernst wird, die praktische Umsetzung schwer. Dann komme häufiger die Aussage „Ich habe das gar nicht richtig gelernt.“