Berufsbegleitend zum Master: Warum sich Studieren neben dem Job lohnt
Berufsbegleitende Master-Studien sind beliebt. Und: Arbeitgeber übernehmen oft einen Teil der Gebühren.
Eigentlich hätte Christoph Sülz den Master gar nicht gebraucht, dennoch studiert der 28 Jahre alte Unternehmensberater aus Köln noch einmal Technologie- und Innovationsmanagement an der privaten FOM Hochschule für Ökonomie und Management. „Doch schon jetzt kann ich Inhalte aus den Vorlesungen im Job anwenden und langfristig werde ich sicherlich noch mehr davon profitieren“, sagt Sülz.
Sein Arbeitgeber, die Beratung Avantum Consult, unterstützt seine Idee, sich berufsbegleitend weiterzuqualifizieren. Nach einem Bachelor mit Fachrichtung Management mittelständischer Unternehmen kann er sich nun fachlich vertiefen.
Alternative: Private Hochschule
16 Jahre ist die Entscheidung im italienischen Bologna alt, europaweit die Hochschulabschlüsse anzugleichen. Die Idee der Reform: Mit dem Bachelor, dem ersten Abschluss nach drei bis vier Jahren Studium sollen die jungen Menschen in den Beruf gehen – um vielleicht nach ein paar Jahren den Master dranzuhängen. Mehr als 800 weiterbildende Masterstudiengänge in Deutschland listete die Plattform Hochschulkompass 2014. Hierzulande verändern sich die Bildungsbiografien allerdings erst langsam.
Viele Bachelor-Absolventen wollen einen Master machen, aber nicht alle bekommen einen Platz. Davon profitieren die privaten Hochschulen im Land. Sie bieten im Gegensatz zu vielen staatlichen Hochschulen diverse Masterprogramme auch berufsbegleitend an.
Der Innovations-Master der FOM dauert vier Semester und ist mit 11.400 Euro noch vergleichsweise günstig. Der Master of Management and Innovation an der gleichnamigen Steinbeis Hochschule kostet mit 23.000 Euro doppelt so viel. Und wer seinen Master of Science etwa an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht machen möchte, muss mehr als 24.000 Euro überweisen.
Unternehmen tragen Kosten mit
Das heißt aber nicht, dass die staatlichen Hochschulen, die berufsbegleitende Master anbieten, automatisch günstiger sind. Denn für Weiterbildungsprogramme dürfen auch sie Gebühren verlangen – und machen das auch.
Wer schon einige Jahre gearbeitet hat, kann sich die Studiengebühren eher leisten oder hat einen Arbeitgeber, der die berufsbegleitenden Kurse zu einem Teil oder ganz finanziert. Für die Unternehmen ist es eine Möglichkeit, die Mitarbeiter an sich zu binden oder sie davon abzuhalten, sich woanders zu bewerben.
„Die Nachfrage nach unseren Angeboten ist am höchsten, wenn sich die wirtschaftliche Lage gerade verbessert oder verschlechtert“, sagt Harald Beschorner, Kanzler der FOM. In besseren Zeiten wollten sich die Studenten oft beruflich verändern oder weiterkommen. Verschlechtere sich die wirtschaftliche Lage, würden sie hoffen, mit dem Zusatzabschluss ihre Stelle halten zu können.
Auch die EBS verzeichnet unter anderem deshalb seit einigen Jahren bei ihren Master-of-Science-Programmen das stärkste Wachstum. „Die in der Regel auf einzelne Branchen spezialisierten Abschlüsse sind interessant für junge Berufstätige, die sich gerne auf einen Bereich festlegen möchten, wie zum Beispiel Automotive, Consulting, Real Estate oder Finance“, sagt Petra Kreis-Hoyer, verantwortlich für die Lehre. Ihr Kollege Stefan Kayser, Geschäftsführer der Weiterbildungsabteilung, ergänzt: „Viele Unternehmen haben seit längerem erkannt, dass sie auch in schwächeren Zeiten in die Zukunft ihrer Mitarbeiter investieren müssen, um langfristig die besten von ihnen an sich zu binden.“
Teilweise bereits Einschreibestopps
Mit größerer Arbeitsmarktzuversicht steigt auch die Bereitschaft, mehr für Weiterbildung auszugeben. Das gilt für Studenten und Unternehmen gleichermaßen. Carsten Rasner, Direktor der Steinbeis School of Management and Innovation, beschreibt die Entwicklung der Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren und aktuell als „extrem positiv“.
Diese spüren nicht nur die privaten Hochschulen, sondern etwa auch die staatliche Fernuniversität Hagen, an der ebenfalls viele nebenbei in Teilzeit studieren und im Schnitt bis zu 200 Euro im Semester zahlen. 70.600 Menschen sind aktuell eingeschrieben, fast 40.000 mehr als im Wintersemester 2004/2005. Für die Bachelor- und Masterstudiengänge in Psychologie musste die Uni vor kurzem sogar einen Einschreibestopp verhängen.
Auch KMU springen auf Zug auf
Unternehmen wollten sich im „War for talents“ von der Konkurrenz abgrenzen. „Selbst Mittelständler und kleine Unternehmen bieten mittlerweile ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, neben dem Beruf zu studieren, um selbst attraktiver zu werden“, stellt Rasner fest. Der wirtschaftliche Aufschwung erzeugt neue Geschäftspotenziale, die Digitalisierung verlangt andere Unternehmensstrategien, etwa bei Finanzdienstleistern. „Doch dafür brauchen die Firmen nicht noch mehr Controller, sondern Mitarbeiter, die es schaffen, diese neuen Geschäftsfelder zu erschließen“, sagt Rasner.
Nicolai Krüger könnte einer dieser neuen Mitarbeiter sein. Er ist MBA-Absolvent der Steinbeis-Hochschule. 30.400 Euro kosten die MBA-Studiengänge dort, ein Executive MBA für erfahrene Führungskräfte gar 36.000 Euro. Krüger sagt, was er im Studium gelernt habe, helfe ihm jetzt.
Denn gerade arbeitet er für die interne Beratung eines der großen Automobilhersteller in Korea. Ausgerechnet das Fach Cross-Cultural Management unterrichtete an der Steinbeis eine koreanische Dozentin: „Hierdurch konnte ich die vielschichtige Kultur Koreas und die geschichtlichen Hintergründe zur Etikette im Wirtschaftsleben besser verstehen und lernen, warum dieses Land anders als andere asiatische ist“, sagt Krüger.
Für ihn hat sich die Investition gelohnt. Jetzt promoviert er noch – berufsbegleitend, versteht sich.