Lügen für den neuen Job?: 5 Lücken im Lebenslauf – und wie Sie diese erklären

Für Lücken im Lebenslauf muss sich niemand mehr schämen. Personaler weisen aber auf einen entscheidenden Fehler hin.

Eva Neukirchen | 17.11.2024
Manche Lebensereignisse lassen sich schlecht im klassischen Lebenslauf darstellen. Aber: Authentizität zählt heute.

Lügen im Lebenslauf Manche Lebensereignisse lassen sich schlecht im klassischen Lebenslauf darstellen. Aber: Authentizität zählt heute. Foto: Camille Villanueva on Unsplash

Kinder bekommen und großziehen, Sprachreisen, soziales Engagement: Die Gründe für Lücken im Lebenslauf sind vielfältig.
Während das früher noch eine Hürde bei der Jobsuche war, bestätigen die Erfahrungen von Personalern, dass es mittlerweile weitläufig auf viele andere Dinge ankommt.

Jonas Willuhn, CEO und Gründer des Personaldienstleisters Amploi, weiß zum Beispiel aus der Praxis: „Wer etwa als Mutter für Geburt und Erziehung eine Auszeit genommen hat oder wer sich die Welt angesehen und Sprachen gelernt hat, hat sehr viele Soft Skills erworben, die es im aktiven Berufsleben braucht.“

Oberste Regel: Ehrlichkeit

Die Agentur ist auf Freelancer spezialisiert und vermittelt diese für temporäre Aufträge an Unternehmen, die gerne zusätzliches Personal bedarfsgerecht einsetzen.

Doch nicht nur Freiberuflern rät der Personal-Unternehmer: „Vertuschen Sie die Lücken nicht, sondern erklären Sie sie“ – und zwar offen und ehrlich.

Dass ehrlich im Lebenslauf am längsten währt, bestätigen auch Studien: So haben laut dem Personaldienstleister Robert Half knapp drei Viertel aller Manager in Deutschland schon einmal einen Bewerber aussortiert, weil falsche Angaben im Lebenslauf aufgeflogen sind. Ein Spitzenwert im europäischen Vergleich.

Nur wie soll man eine längere Arbeitslosigkeit, eine Weltreise oder drei Jahre Elternzeit im Bewerbungsprozess kurz und bündig erklären, ohne zu flunkern?

Hier sind fünf typische Lücken im Lebenslauf – und Tipps, wie Sie clever und ehrlich mit diesen umgehen.

1. Arbeitslosigkeit

Wenn Sie nach einer Kündigung nicht sofort wieder eine neue Anstellung gefunden haben, ist das nicht schlimm.

Sollte die Kündigung betriebsbedingt gewesen sein, beispielsweise wegen Insolvenz, sollte das im Lebenslauf erwähnt werden.

Der Zeitraum der Arbeitslosigkeit gehört auch im Lebenslauf aufgelistet. Hier kommt es jedoch auf die Formulierung an:

  • „Arbeitslos“ signalisiert eher passives Hinnehmen.
  • „Arbeit suchend“ hingegen aktiveres Engagement.

Positiv ist außerdem, wenn Sie in der Zeit der Arbeitssuche Fortbildungen nachweisen können. Auch das unterstreicht Ihr Engagement.

2. Krankheit

Sollten Sie eine Lücke im Lebenslauf haben, weil sie lange krank oder arbeitsunfähig gewesen sind, gehört das auch in Ihren Lebenslauf. Nähere Angaben sind Privatsache und müssen nicht weiter erläutert werden.

Eine gängige Formulierung im Lebenslauf lautet zum Beispiel: „Berufliche Pause aus privaten Gründen“.

Wichtig: Erklären Sie Ihrem Arbeitgeber, ob und inwiefern Sie die Krankheit heute noch beeinträchtigt, und signalisieren Sie, dass Sie bereit sind, wieder vollen Arbeitseinsatz zu zeigen – aber natürlich nur, wenn das der Wahrheit entspricht.

3. Pflege

Ähnliches wie für eine längere Krankheit gilt auch für die Zeit, in der Sie zum Beispiel einen Angehörigen gepflegt haben. Das Wichtigste auch hier: Sie müssen keine Details nennen!

Aber machen Sie ebenso wie im Krankheitsfall klar, dass Ihre Angehörigen wieder auf dem Weg der Besserung sind oder Sie nicht länger Ihre Hilfe als Pflegekraft brauchen – etwa weil sich nun Pflegepersonal um Ihr Familienmitglied kümmert.

4. Reisen

Wer sich die Welt angeschaut und dabei Sprachen gelernt hat, kann somit auf eine Menge Soft Skills zurückgreifen, die in einigen Jobs helfen können.

Ein Tipp: Betonen Sie das im Ausland Erlernte im Lebenslauf – zum Beispiel:

  • interkulturelle Fähigkeiten,
  • persönliche Weiterentwicklung oder
  • Spracherwerb.

Die Cocktailabende an der Strandbar behalten Sie besser persönlich in guter Erinnerung.

5. Kindererziehung

Auszeit wegen Kindererziehung? Das ist eigentlich das Normalste der Welt. Dennoch fällt es im Bewerbungsprozess immer wieder schwer, diesen Punkt zu erklären.

Hilfreich ist etwa, wenn Sie nebenbei freiberuflich gearbeitet oder sich fortgebildet haben. Das sollte unbedingt im Lebenslauf erwähnt werden.

Erklären Sie in einem Gespräch außerdem, dass Sie in dieser Zeit die Prioritäten auf das Großziehen Ihrer Kinder gelegt haben und nun bereit sind, engagiert wieder Herausforderungen im Job anzugehen.

Picken Sie sich dafür am besten ein, zwei Punkte aus der Stellenbeschreibung heraus, die Sie besonders faszinieren und motivieren, in Ihrem neuen Job durchzustarten.

Mehr: Arbeitsrecht – So weit dürfen Sie im Bewerbungsgespräch gehen