Weiterqualifizierung: Wie Bildungsurlaub gerade jetzt für neue Perspektiven sorgen kann

Die Corona-Pandemie zeigt: Alltag und Routinen müssen neu gedacht, Privatleben und Arbeit umstrukturiert werden. Ein guter Zeitpunkt für Arbeitnehmer, sich an ihr Recht auf Bildungsurlaub zu erinnern.

dpa | 17.11.2021
In den meisten Bundesländern haben Arbeitnehmer ein Recht auf Bildungsurlaub.

Fit für die Zukunft In den meisten Bundesländern haben Arbeitnehmer ein Recht auf Bildungsurlaub. © Karriere Foto: Tim Mossholder on Unsplash

Es ist eine Zeit der Neuorientierung. Das Leben wird durch Corona auf den Prüfstand gestellt und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinterfragt: Was ist mir wichtig? Wo liegen meine Prioritäten? Bin ich glücklich in meinem Job? Wie gestalte ich meine Zukunft? Bei der Suche nach Antworten kann ein Perspektivwechsel in Form von Bildungsurlaub helfen.

In Deutschland haben Arbeitnehmer*innen ein Recht auf fünf bis zehn Tage Zusatzurlaub im Jahr für Seminare, die als Bildungsurlaub anerkannt sind. In 14 Bundesländern – außer Sachsen und Bayern – gibt es den Anspruch auf Bildungsurlaub.

Wichtige Bedingung: Der Arbeitnehmer trägt die Kosten für den Kurs. Im Gegenzug zahlt der Arbeitgeber das Gehalt während des Bildungsurlaubs weiter. Ein beruflicher Bezug muss beim Bildungsurlaub nicht gegeben sein.

„Bildungsurlaub könnten in Deutschland rund 27 Millionen ArbeitnehmerInnen nutzen – davon kennen aber schätzungsweise nur rund ein Drittel ihr Recht auf Weiterbildung“, so Lara Körber vom Berliner Start-up Bildungsurlauber.de. „Allerdings erfreut sich Bildungsurlaub immer größerer Beliebtheit. Nach Gesprächen mit vielen Ministerien haben wir berechnet, dass die Nutzungsquote bundesweit jährlich um etwa zehn Prozent steigt. Und das ist kein Wunder, denn langsam kommt bei den Leuten an, dass Bildungsurlaub viel mehr ist als die Excel-Tabelle oder der EDV-Kurs.“

Vielfalt an Themen

Bildungsurlaub kann das Führungskräftetraining oder die Marketing-Fortbildung sein, aber eben auch ein Sprachkurs, Yoga, Paragliding oder Fastenwandern in Brandenburg.

Körber erklärt: „Neben der beruflichen Fortbildung steht im Bildungsurlaub auch ausdrücklich die persönliche Entwicklung im Vordergrund. Bei uns auf der Buchungsplattform werden außerdem viele Seminare im Bereich Gesundheit nachgefragt, die sich mit Rückentraining, Stressbewältigung und Burnout-Prävention beschäftigen. Diese werden übrigens sogar oftmals von der Krankenkasse bezuschusst.“

Wer profitiert vom Bildungsurlaub?

Wer Bildungsurlaub macht und in seine Weiterbildung investiert, schafft sich persönlich und beruflich neue Möglichkeiten. „Dabei geht es nicht nur um die Aneignung von Kompetenzen oder neuer Wissensbereiche, sondern auch um die Begegnung und den reflexiven Austausch mit anderen“, stellt Matthias Alke, Professor am Institut für Erwachsenenbildung der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin, fest. Gerade in Krisensituationen sei das wichtig, um einen Umgang und neue Perspektiven zu entwickeln. „Das gesetzlich verankerte Recht auf Bildungsurlaub in vielen Bundesländern schafft hier einen wichtigen Rahmen“, so Alke.

Bildungsurlaub ist Ländersache, daher gelten in jedem Bundesland eigene Regelungen. Angestellten Beamten oder Auszubildenden stehen in der Regel bezahlter Sonderurlaub für ihre Weiterbildung zu. Wer über seinen Anspruch auf Bildungsurlaub einfach in 30 Sekunden Klarheit haben möchte, dem kann der Bildungsurlaub-Check weiterhelfen.

Was in der Corona-Pandemie anders läuft

Der Anspruch auf Bildungsurlaub ist auch während der Corona-Pandemie gesetzlich abgesichert – und auch in vielen Bundesländern möglich. „Die Seminare finden unter Beachtung von Abstands- und Hygieneregeln statt, welche vom Gesundheitsamt abgenommen worden sind und dem Pandemieschutz für Teilnehmende, Kursleitende und Mitarbeitende dienen“, sagt etwa Ditte Gurack, Programmbereichsleitung für Beruf und Karriere an der VHS Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin, über das eigene Bildungsurlaubsangebot.

Grundsätzlich wird für die Teilnahme an einem Kurs die Genehmigung vom Arbeitgeber benötigt. Er kann den Antrag nur aus triftigen betrieblichen Gründen ablehnen. In den meisten Fällen sind die Vorgesetzten jedoch aufgeschlossen gegenüber Bildungsurlaub ihrer Angestellten. Denn diese profitieren nicht nur fachlich von der Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen: „Wenn Unternehmen aufgeschlossen gegenüber Bildungsurlaub sind und das Interesse an Weiterbildung unterstützen, fördert dies auch die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen“, sagt HU-Professor Alke.

Mehr: So erkennen Sie eine gute Weiterbildung