Emotionale Intelligenz: Warum Intelligenz allein im Job nicht reicht

Am Umgang mit Gefühlen entscheidet sich oft, wer erfolgreich ist und wer nicht.

Eva Neukirchen | 01.10.2019
Einfühlungsvermögen ist wichtig im Job. Die reine Intelligenz reicht oft nicht aus.

Wer besitzt genügend emotionale Intelligenz? Einfühlungsvermögen ist wichtig im Job. Die reine Intelligenz reicht oft nicht aus. Foto: Charles PH on Unsplash

Haben Sie in Ihrer Firma schon erlebt, dass es Menschen gibt, die für alle ein offenes Ohr haben? Kollegen oder Vorgesetzte, die sich für die Probleme der Mitarbeiter interessieren und schnell auch passende Lösungen für die Probleme der Anderen finden? Diese Menschen verfügen über eine hohe Emotionale Intelligenz.

Wer nur einen Tunnelblick hat und sich allein auf seine Aufgaben und Ziele fokussiert, den dürften andere hingegen nur selten als emphatisch oder mitfühlend bezeichnen.

Kommunikation: Wichtigster Baustein für Emotionale Intelligenz

Kommunikation ist der wichtigste Baustein, wenn es um die Emotionale Intelligenz geht. Wer sich in andere hineinversetzt, das Gespräch sucht und offen anspricht, was er oder sie gerade wahrnimmt, wird es im beruflichen und privaten Alltag in vielen Situationen einfacher haben.

Emotionale Intelligenz als wichtige Führungskompetenz

Die Personalberatung Robert Half hat zum Thema Emotionale Intelligenz in den USA eine Umfrage unter Fachkräften im administrativen und kaufmännischen Bereich durchgeführt. Ergebnis: Ganze 95 Prozent der mehr als 600 befragten Personalmanager und sogar 99 Prozent der 800 befragten Beschäftigten gaben an, dass sie Emotionale Intelligenz für eine Fähigkeit im Beruf halten, die jeder mitbringen sollte.

Gerade Führungskräfte müssen sich in ihre Mitarbeiter hineinversetzen können, um sie immer wieder zu motivieren und Probleme im Team oder bei Arbeitsabläufen rechtzeitig zu erkennen, heißt es weiter in der Studie von Robert Half.

Zudem hilft Emotionale Intelligenz dabei, sich von schwierigen Gesprächspartnern nicht persönlich angegriffen zu fühlen, sondern sie quasi zu „lesen“ und so auf ihre Anliegen eingehen zu können, dass sie sich verstanden fühlen.

Der Personaldienstleister hat drei Tipps, wie man seine Emotionale Intelligenz steigern kann und somit erfolgreicher im Job wird:

1. Selbstwahrnehmung

Mit dem Kollegen, der gerade eine private Krise durchsteht, wollten Sie doch endlich etwas vorsichtiger umgehen und doch sind Sie in das nächste kommunikative Fettnäpfchen getreten? Hinterfragen Sie sich, indem Sie sich selbst analysieren.

Und so geht’s: Schauen Sie zuerst auf Ihre eigenen Gefühle und Empfindungen. Warum reagieren Sie in bestimmten Situationen anders, als Sie es eigentlich wollten oder sich von Anderen wünschen würden?

Führen vielleicht eigener Stress, Ärger oder Wut zu ungewünschten Reaktionen? Arbeiten Sie zuerst daran, die Dinge, die Sie belasten zu erledigen, um dann ausgeglichener auf mögliche Konfliktsituationen reagieren zu können.

2. Erst nachdenken, dann handeln

Sie haben in einer Besprechung mal wieder die Nerven verloren? Versuchen Sie nicht so zu tun, als sei nichts passiert, sondern arbeiten Sie an sich! Zumindest, wenn Sie noch länger mit Ihren Kollegen produktiv zusammenarbeiten wollen.

Und so geht’s: Emotional intelligente Menschen zeichnen sich durch eine hohe „Fähigkeit zur Selbstregulierung“ aus, wie die Personalexperten bei Robert Half es nennen. Das bedeutet, sie geben, wenn sie gereizt werden (etwa durch eine scheinbar unqualifizierte Aussage), nicht sofort dem erst besten Impuls nach (laut werden). Diese Fähigkeit lässt sich wie ein Muskel trainieren.

Der Schlüsselbegriff hier lautet Achtsamkeit. Durch spezielle Atemübungen oder einen regelmäßigen Ausgleich wie Hobbies bringen sich leicht reizbare Personen selbst in eine gute Stimmung. Klingt vielleicht erst einmal etwas seltsam, aber das klingt Ihr Gebrüll auch.

3. Aufmerksamkeit

Alles, was Sie bis hierhin über emotional intelligente Menschen gelesen haben, kommt Ihnen höchst befremdlich vor? Und Sie haben ohnehin keine Zeit, ständig allen zuzuhören und auf jede Befindlichkeit einzugehen? Dann sollten Sie noch einmal an der Basis ansetzen und Ihre Aufmerksamkeit für andere trainieren.

So geht’s: Wer zu vielen Reizen ausgesetzt ist, kann kaum Veränderungen wahrnehmen. Reduzieren Sie deshalb den Drang, alles auf einmal und parallel machen zu wollen. Das wird Ihre Aufmerksamkeitsspanne wieder deutlich nach oben bringen und Ihnen helfen, Ihrem Gegenüber gut zuzuhören und auch auf Zwischentöne oder die Körpersprache zu achten. Dadurch haben Sie es leichter, sich in den Anderen hineinzuversetzen und dementsprechend emphatisch zu handeln.