Kommentar: Hunde im Büro: Bitte draußen bleiben!

Unsere Autorin mag Hunde. Wirklich. Und gerade deshalb findet sie: Die Vierbeiner gehören einfach nicht ins Büro.

Anne Koschik | 31.01.2020
Der Arbeitsplatz sollte keine Heimat für Haustiere werden, findet unsere Autorin.

Was will der Hund im Büro? Der Arbeitsplatz sollte keine Heimat für Haustiere werden, findet unsere Autorin. © Karriere Foto: imago images / ingimage

Bürohunde liegen voll im Trend. Nicht ohne Grund, denn es gibt gut zehn Millionen Hundebesitzer in Deutschland. Da müssen die Tiere schließlich auch tagsüber irgendwo hin.

Und Hunde sind gut: gut für die Stimmung, gut für die zwischenmenschliche Begegnung und die Gesundheit. Alles gut, ich weiß.

Natürlich habe ich in einschlägigen Studien nachgelesen, welch‘ starke Wirkung diese wuscheligen Wesen auf uns Menschen haben. Das hat zum Beispiel die University of Columbia an gestressten Studierenden nachgewiesen. Wichtig zu wissen: Die Forscher haben bei dem Versuch mit speziell ausgebildete Therapiehunden gearbeitet.

Auch zeigt eine große schwedische Untersuchung die positive Wirkung der netten Vierbeiner aufs Herz. Und die University of Lincoln hat herausgefunden, wie eng Mensch und Hund verbunden sind, weil bei jedem Augenblick (im Wortsinn!) das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet wird.

Büros sind für Hunde purer Stress

Aber brauchen wir wirklich diesen Wau-Effekt im Büro? Mal ernsthaft: Wer macht denn das Klima im Job erst so schlecht, dass ein Bürohund daherkommen muss, um die Psyche der Mitarbeiter wieder aufzufrischen?

Brauchen wir im Kollegenkreis tatsächlich einen Hund, um besser miteinander umzugehen? Und wie nötig hat der Chef eine solch tierpsychologische Begleitung?

Geht’s eigentlich noch? Ein Hund im Büro ist eine willkommene Ablenkung. Für uns Menschen. Für die Tiere ist es Quälerei. Denn es gibt Rassetiere und natürlich auch Mischlinge, die den ganzen Tag rumrennen müssen, um glücklich zu sein. Und solche, die stundenlang nach Beschäftigung suchen. Die wollen nur spielen!

Haben sie dazu keine Gelegenheit, geraten wiederum sie unter Stress. Das sagen nicht nur Hundetrainer, das haben Studien ebenfalls nachgewiesen. So lehren uns zum Beispiel der englische Tierverhaltenspsychologe Paul McGreevy und der australische Mediziner Adrian Bauman, dass Hunde bei zu wenig Auslauf verstärkt reizbar werden und unter Herz-Kreislauf-Störungen leiden können.

Gesundheitsgefahr für Kollegen

Es kommt noch schlimmer. Diesmal allerdings für den Menschen. Denn eigentlich geht es ja um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter, die durch ein gutes Umfeld, mit allem, was dazu gehört, gefördert werden soll.

Doch was passiert mit dem Kollegen, der unter einer Hundehaarallergie leidet oder gar schwerem Asthma? Immerhin verursachen Tierallergene beim Menschen – nach Pollen und Hausstaubmilben – am dritthäufigsten eine Atemwegsallergie.

Es kann doch keine Lösung sein, die betroffenen Kollegen ins Homeoffice zu schicken. Spart auch noch Geld für die Ausstattung des Arbeitsplatzes, könnte das Argument lauten. Oder wir stellen ihm einfach ein Asthmaspray auf den Schreibtisch. Für den Notfall. Hauptsache die anderen sind glücklich.

Ach ja, dann gibt es aber auch noch diese Angsthasen in der Belegschaft. Wie viele werden das sein, wenn schon mehr als die Hälfte der deutschen Bundesbürger Angst vor Hunden hat, wie eine repräsentative Untersuchung der Aachen-Münchener Versicherung ermittelt hat?

Gehen wir also mal von jedem zweiten Kollegen aus. Dafür lässt sich garantiert ein passendes Training organisieren, damit sich die gute Laune dank des Pfoten-Freunds auch wirklich auf alle übertragen kann.

Wichtige Versicherungsfragen

Doch halt, nicht vergessen: Wie ist das eigentlich mit diesen Kollegen, die immer etwas haben, sich vom Bürohund blöderweise beißen lassen oder drüber stolpern und sich die Hand verrenken oder den Fuß brechen. Wer zahlt in diesen Fällen die Rechnung? Muss jetzt das Unternehmen eine zusätzliche Unfallversicherung für Mitarbeiter abschließen?

Oder einen „Arzt für alle Felle“ einstellen, falls sich mal zwei oder drei Bürohunde nicht mögen und aufeinander einbeißen?

Zunächst einmal gibt es die Gewerbeordnung, die unter § 106 regelt, dass der Arbeitgeber die Ordnung und das Verhalten im Unternehmen bestimmt. Hat er dem Bürohund nicht zugestimmt, muss sich der Hundebesitzer verantworten und bei all dem Ärger sogar mit einer Abmahnung oder Kündigung rechnen. Bei Verletzungen kommt die Hundehaftpflichtversicherung ins Spiel, manchmal auch die gesetzliche Unfallversicherung.

Und was passiert, wenn der verletzte Kollege bei wichtigen Kundenterminen ausfällt, Dienstreisen nicht antreten kann oder gar im Krankenhaus liegt?

Oder harmloser: Wer kommt für angefressenes Mobiliar und verdreckte Teppiche auf? Und welche Konsequenzen hat es, wenn der Bürohund sein Geschäft im Aufzug erledigt und der Besitzer partout nicht sauber machen will? Es hat schon Putzpersonal gegeben, das angesichts einer solchen Sch… die Flucht aus dem Unternehmen ergriffen hat. Zu Recht! Und liebe Arbeitgeber: Auch diese Arbeitskräfte sind nicht leicht wieder zu bekommen.

Kinder dürfen schließlich auch nicht ins Büro

Na gut, das Ganze kann man auch auf die Spitze treiben. Denn Hunde sind doch vor allem so freundlich: Wenn sie bellend auf dich zukommen, weil sie wissen, dass du immer für eine Streicheleinheit oder ein Leckerchen gut bist. Oder einfach, weil sie dich mögen. Ein Hund ist schließlich der beste Freund des Menschen. Das stimmt.

Dennoch bringe ich auch nicht meine beste Freundin mit ins Büro, damit sie für mich das Ruder rumreißt. Obwohl die richtig Stimmung machen kann.

Auch meine Kinder lasse ich zu Hause. Dabei konnten sie, vor allem als sie noch klein waren, ebenfalls sehr süß sein. Sie haben sogar gejauchzt, wenn Besuch kam. Auch wenn es keine Leckerlis gab.

Manchmal haben ich ihnen zwar gezeigt, wo die Mama arbeitet. Mehr war nicht erlaubt.

Dabei gilt für sie wie auch für Bürohunde: Alleine lassen konnte ich sie nicht. Und sie hätten bestimmt für ein angenehmes Arbeitsklima gesorgt: „Och, sind die süß.“ „Guck mal, wie die lachen.“ „Und die riechen so lecker.“ Es hat nichts genutzt.

In der KiTa waren sie auch besser aufgehoben.

Gleiches Recht für alle Haustiere

Also dann: Warum keine HuTas installieren? Das wäre nur gerecht. Schließlich gibt es noch den Gleichbehandlungsgrundsatz im Betriebsverfassungsgesetz. Oder besser noch: TiTas anbieten, damit alle Tiere unterkommen!

Ansonsten muss ich dafür plädieren, dass meine nette junge Kollegin auch ihre Hausratte mitbringen darf. Die ist ganz zahm, sagt die Kollegin, und sitzt gerne auf ihrer Schulter. Meistens jedenfalls.

Franzi, so heißt, glaub ich, das Tier, habe auch noch nie gebissen. Na gut, manchmal hat sie den einen oder anderen erschreckt. Aber so ein kleines Tierchen kann man einfach nicht alleine lassen. Ratten leben doch eigentlich im Rudel. Wie Hunde auch. Und sorgen mit Sicherheit für Stimmung: Ich höre jetzt schon alle schreien.

Jaja, das ist etwas Anderes! Wirklich?

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