Folgen der Corona-Krise: Für immer Homeoffice

Vor allem größere Firmen wollen am Konzept Heimarbeit festhalten – auch aus Eigenschutz.

Angelika Ivanov | 19.11.2021
Gerade große Unternehmen wollen weiterhin am Konzept mobiles Arbeiten festhalten.

Zu Hause einrichten I Gerade große Unternehmen wollen weiterhin am Konzept mobiles Arbeiten festhalten.

Viele Unternehmen in Deutschland wollen einer Studie zufolge nach der Corona-Krise am Homeoffice festhalten – viele davon auch aus dem verarbeitenden Gewerbe. Dazu zählen unter anderem der Maschinenbau, die Chemie- und die Autoindustrie: Vor Ausbruch der Pandemie hatten nur Beschäftigte in jeder vierten Firma regelmäßig von zuhause gearbeitet. Nun seien es fast 50 Prozent. Das geht aus einer Auswertung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor.

Für die Zeit nach der Krise planen insgesamt etwa 37 Prozent der Unternehmen, Homeoffice einzusetzen. Das ZEW befragte 1765 Firmen, 775 aus dem verarbeitenden Gewerbe, 990 aus der Informationswirtschaft.

„Aufgrund der neuen Erfahrungen und Erkenntnisse planen viele Unternehmen, Homeoffice auch nach der Krise intensiver zu nutzen als vor dem Beginn der Corona-Pandemie“, sagte ZEW-Experte Daniel Erdsiek.

Homeoffice versus mobiles Arbeiten – wo ist der Unterschied?

Aber Achtung: Homeoffice im eigentlichen Sinne ist es dann doch nicht. Die Unternehmen nennen es mobiles Arbeiten oder mobiles Office. Die Wörter „Homeoffice“ oder „Telearbeit“ vermeiden sie bewusst. Das hat einen rechtlichen Hintergrund.

Während Homeoffice das ortsgebundene Arbeiten von zu Hause aus meint und in der Arbeitsstättenverordnung definiert ist, gibt es für das mobile Arbeiten keine gesetzliche Verordnung.

Bei der Telearbeit ist der Arbeitgeber verpflichtet, den Mitarbeitern zuhause Möbel und Technik bereit zu stellen – so wie im Büro. Und für beide Formen gilt das Arbeitsschutzgesetz, das zum Beispiel auch eine Höchstarbeitszeit von zehn Stunden vorschreibt.

Wie aber in Zukunft die neue Homeoffice-Situation aussieht und wie sich das arbeitsrechtlich gestalten lässt, wird sich in den kommenden Monaten und vielleicht Jahren erst zeigen.

Besonders IT-getriebene Unternehmen nutzen vermehrt Homeoffice

Klar ist: Noch stärker als in der Industrie sind die Veränderungen durch die Corona-Pandemie in der Informationswirtschaft, die die IKT-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister umfasst. „Schon vor der Krise setzte etwa jedes zweite Unternehmen in der Informationswirtschaft Homeoffice ein, da sich hier deutlich mehr Tätigkeiten für das ortsflexible Arbeiten eignen“, sagt ZEW-Experte Erdsiek. Fast zwei Drittel dieser Firmen planten nun, auch nach der Krise Homeoffice zu nutzen.

Dax-Unternehmen liegen im Trend

Vor allem sind es größere Unternehmen ab 100 Beschäftigten, die mit einer dauerhaften Ausweitung der Heimarbeit rechnen (56 und 75 Prozent) – das gilt sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch in der Informationswirtschaft. Insgesamt gab etwa jedes dritte Unternehmen an, kurzfristig in neue Technologien investiert zu haben, um Homeoffice in der Krise möglich zu machen.

Dax-Konzerne spielen da ganz vorne mit. Von den 30 größten börsennotierten Unternehmen wollen fast alle auf den bisherigen Erfahrungen mit Homeoffice aufbauen, ergaben Recherchen von Spiegel.de und Handelsblatt.

Ob Bayer, Deutsche Bank, die Telekom, Siemens, SAP, Vonovia oder die Allianz: Sie alle sind gerade dabei ihre Arbeitsformen umzugestalten. Zumindest an zwei bis drei Tagen pro Woche sollen Mitarbeiter von zu Hause arbeiten statt im Büro. Das sei auch eine Präventionsmaßnahme für den Fall einer möglichen zweiten Infektionswelle.

Bei Unternehmen mit angehängter Produktion ist das allerdings schwerer umzusetzen. Hier gibt es umfassende Infektionspläne, die häufig mit verschiedenen Schichtsystemen einhergehen. So soll vermieden werden, dass sich zu viele Mitarbeiter gleichzeitig an einem Arbeitsplatz aufhalten.

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