Vergütung: Welche Einstiegsgehälter Firmen zahlen – und was Berufseinsteiger erwarten
Männer überschätzen ihre Einstiegsgehälter oft, zeigt eine neue Studie. Frauen dagegen sind in Vergütungsfragen zu bescheiden.
Gehaltsunterschiede schon zu Karrierebeginn Einstiegsgehälter von Frauen fallen oft niedriger aus. Auch weil sie weniger Geld erwarten. © Karriere Foto: Magnet me on Unsplash
Die Höhe des ersten Gehalts ist entscheidend, weil es die weiteren Karriere- und Gehaltschancen beeinflusst. Doch wie viel können Berufseinsteiger wirklich erwarten? Universum, eine internationale Employer-Branding-Beratung und Teil der Stepstone-Gruppe, hat 47.000 Absolvierende nach ihren Gehaltvorstellungen für den ersten Job gefragt.
Um herauszufinden, wie realistisch diese sind, hat die Jobplattform StepStone die Forderungen der Hochschulabsolventen mit den aktuellen Einstiegsgehältern verglichen.
Resultat: Über alle Branchen hinweg verdienen Absolventen in Deutschland im Durchschnitt 42.500 Euro in ihrem ersten Job. Das entspricht nicht ganz den Erwartungen, diese liegen bei rund 44.700 Euro.
Deutliche Unterschiede zeigen sich bei Männern und Frauen: Studentinnen erwarten rund 9200 Euro weniger als ihre männlichen Kommilitonen. Der Gender Pay Gap, der den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern beschreibt, beginnt also schon ab diesem Zeitpunkt.
„Die reale Lohnlücke zwischen Frauen und Männern entsteht bei vielen schon mit den Gehaltsvorstellungen bei der Bewerbung für den ersten Job – und diese bleibt häufig dauerhaft bestehen“, sagt Tina Smetana, Country Manager Germany bei Universum.
Männer verdienen zum Berufseinstieg 5600 Euro mehr als ihre weiblichen Kolleginnen
Tatsache ist: In ihrem ersten Job verdienen Männer rund 5600 Euro mehr als Frauen. Allerdings sind sie damit nicht unbedingt glücklich. Denn ihre Gehaltserwartungen liegen wesentlich höher – im Schnitt 5000 Euro über ihrer tatsächlichen Vergütung.
„Dass die Gehaltsvorstellungen teilweise derart unterschiedlich sind, liegt auch daran, dass Berufseinsteiger häufig einfach nicht wissen, welche Gehälter in den unterschiedlichen Branchen und Berufsgruppen üblich sind“, sagt André Schaefer, Gehaltsexperte bei StepStone. Er rät Arbeitgebern zu mehr Transparenz, um diese Lücke gleich zu Beginn der Karriere zu verkleinern.
Wie Berufseinsteiger ihr Gehalt einschätzen, hängt meistens vom Studienfach ab. Psychologie-Absolventen etwa unterschätzen ihre Verdienstmöglichkeiten: So liegt ihr Anfangsgehalt bei fast 41.000 Euro – 3300 Euro mehr, was sie sich ausgerechnet hatten.
Auch Naturwissenschaftler können sich bei einem Einstiegsgehalt von 46.600 Euro über etwa 2700 Euro mehr freuen als gedacht. Wirtschaftswissenschaftler hingegen müssen ihre Erwartung dämpfen. Sie können mit rund 40.700 Euro zum Karrierestart rechnen, erhoffen sich aber ein Zehntel mehr.
Auch Wirtschaftsingenieure müssen Abstriche machen. Sie gehören mit rund 46.800 Euro zwar zu den Top-Verdienern, spekulieren aber oft auf ein noch höheres Gehalt von 52.000 Euro.
Unternehmensgröße macht sich bezahlt
Die Stepstone-Analyse unterstreicht zudem: Je größer das Unternehmen ist, desto höher auch das Gehalt. Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern zahlen Einstiegsgehälter von rund 47.700 Euro.
Dennoch: Auch bei kleineren und mittleren Unternehmen lohne es sich, „selbstbewusst in die Gehaltsverhandlung zu gehen“, sagt Stepstone-Experte Schaefer. In größeren Unternehmen mit bis zu 5000 Angestellten können Job-Starter zwar bis zu 5400 Euro mehr verdienen als in kleineren Firmen mit 50 Mitarbeitern. Die Berufseinsteiger vermuten allerdings einen noch größeren Unterschied – nämlich rund 8700 Euro.
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