Fernstudium: Wer sich vernetzt, kommt schneller voran

Wer Bachelor, Master oder Diplom im Fernstudium erwerben möchte, sollte seinen inneren Schweinehund im Griff haben – und das über mehrere Jahre hinweg. Vereinsamen müssen die etwa 100.000 deutschen Fernstudenten nicht: Wer sich mit Leidensgenossen vernetzt, kommt meist besser voran.

Dorothee Fricke | 20.02.2023
Fernstudium Sozialpädagogik
Iris Schulte Renger
VON Iris Schulte Renger | Redakteurin
LETZTE AKTUALISIERUNG:

Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Als der Postbote bei Carina Hartmann klingelte, um ihr das erste Paket Studienunterlagen für den Fernstudien-Master in Finance and Banking von der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr (WHL) zu bringen, war die 23-Jährige gerade nicht zu Hause. Mit dem im Briefkasten hinterlassenen Abholschein in der Hand machte sie sich auf den Weg zur Post: „Als ich dann das riesige Paket gesehen habe, musste ich schon erst mal schlucken.“ Kiloweise Bücher und Studienbriefe schleppte die Frankfurterin nach Hause: „Das hat mir noch mal bewusst gemacht, was ich mir eingebrockt habe.“

Die nächsten Monate bestätigen ihre Ahnung, dass Freunde und Hobbys jetzt erst mal zurückstehen müssen. Als Absolventin eines dualen Berufsakademiestudiums war Hartmann ein strammes Programm gewohnt, doch das Fernstudium an der Hochschule der privaten AKAD-Gruppe neben ihrem Vollzeitjob als Consulting Analyst bei der Unternehmensberatung Steria Mummert ist ein anderes Kaliber: „In der Berufsakademie ist es eher wie in der Schule, jetzt muss ich mir alles selber erarbeiten.“

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„Ich habe Glück, dass ich ein Abendlerner bin“

Etwa zehn Stunden, so schätzt Carina Hartmann, gehen im Schnitt pro Woche fürs Lernen drauf. „Ich habe Glück, dass ich ein Abendlerner bin. Und mein Freund, der in Münster studiert, muss eben das ein oder andere Wochenende auf mich verzichten.“ Das erste Semester ist inzwischen geschafft. Hartmann schätzt, dass es bis zum Abschluss noch fünf weitere werden: „Ich arbeite bis zu 60 Stunden in der Woche. Da ist es utopisch, den Abschluss in der Regelstudienzeit von zwei Jahren zu machen.“

Etwa 100.000 immatrikulierte Fernstudenten gibt es in Deutschland. Damit streben 36 Prozent der etwa 300.000 Fernlerner einen akademischen Abschluss an. Fünf Prozent der zwei Millionen deutschen Studenten sind damit bereits in einem Fernstudium eingeschrieben: Vieles spricht dafür, dass es künftig noch mehr werden. Die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master machen es möglich, dass man schneller einen ersten akademischen Abschluss in der Tasche hat. Der Anteil der Bachelorabsolventen, die für den Master nicht mehr aus dem Job aussteigen wollen, wächst.

Darauf stellen sich auch die Anbieter ein: Nicht nur die zumeist privat geführten Fernhochschulen wie die Hochschule Fresenius und die IU International Hochschule bauen ihre Studienangebote aus, auch staatliche Hochschulen rüsten ihr Fernstudienangebot auf. Vorreiter sind etwa die Hochschule Wismar oder die TU Kaiserslautern: Von den etwa 10.000 Studenten der TU Kaiserslautern sind über 3.000 in berufsbegleitend angelegten Studiengängen eingeschrieben. Andere Hochschulen bieten Fernstudiengänge im Verbund an. So haben sich die Fachhochschulen aus Hessen, Rheinland-Pfalz und aus dem Saarland bereits 1996 zur Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) zusammengeschlossen.

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Junge Karriere hat die wichtigsten Anbieter unter die Lupe genommen. Alle vorgestellten Hochschulen sind staatlich anerkannt und bieten größtenteils bereits akkreditierte Studiengänge an: Die Abschlüsse sind also mit denen „normaler“ Präsenzhochschulen vergleichbar. Doch wie findet man das passende Angebot? Die entscheidende Frage neben dem Studienschwerpunkt dürfte sein, welches Angebot am besten zur persönlichen Lebenssituation passt. Angehende Fernstudenten sollten ihre Wunschstudiengänge daher auf folgende Fragen abklopfen.

  1. Möchte ich jedes Semester ein festes Pensum absolvieren oder meinen Studienverlauf weitgehend frei gestalten?
  2. Kann ich mich über Jahre zum Selbststudium motivieren oder gelingt mir dies in einer festen Studiengruppe besser?
  3. Ermöglicht mir mein Arbeitgeber, an mehrwöchigen Präsenzphasen teilzunehmen, oder kann ich nur Seminare am Wochenende nutzen?
  4. Unterhält die Hochschule ein Studienzentrum in der Nähe meines Wohn- oder Arbeitsortes oder muss ich für Präsenzveranstaltungen lange Reisezeiten (und damit auch hohe Kosten) in Kauf nehmen?

Virtuelle Mensa:

Doch egal für welches Programm man sich entscheidet: So einsam, wie viele glauben, ist ein Fernstudium längst nicht. Carina Hartmann, die Masterstudentin an der WHL, schätzt die freiwilligen Präsenztage im badischen Lahr – zu jedem ihrer 15 Module während des Masterstudiums werden drei bis vier Veranstaltungen angeboten – als willkommene Abwechslung zum Selbststudium: Fast noch wichtiger als das Wiederholen oder Vertiefen der Lerninhalte ist ihr die Tatsache, dass man die Kommilitonen kennenlernt.

Kaum etwas hat das Fernlernen in den letzten Jahren aber so sehr verändert wie das Internet: E-Learning in Form von interaktiven Lerneinheiten, moderierten Foren oder Gruppenarbeiten übers Netz setzen inzwischen alle Anbieter ein. Entsprechende Angebote werden überall ausgebaut, neue Lernformen wie „Mobile Learning“ entstehen. Studierende der FernUni Hagen können sich bereits Teile von Kurseinheiten, wie etwa Übungsaufgaben, aufs Handy oder auf den PDA laden.

Internet-Plattformen, wie etwa Studienservice.de, eine private Seite von und für Fernstudenten der FernUni Hagen, ersetzen den Smalltalk in der Mensa. Bei Xing oder im StudiVZ bilden Fernstudenten eigene Gruppen, in denen alles von „wer kann mir alte Klausuren zu Steuerlehre schicken“ bis „wer von euch ist am Freitag beim Münchener Stammtisch?“ diskutiert wird.

Für Olaf Grünner, der im letzten Jahr sein Diplom in Wirtschaftswissenschaften beim Platzhirsch FernUni Hagen gemacht hat, sind die Möglichkeiten, die das Netz bietet, zwar interessant, können aber den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Die Hagener haben mit 61 Studienzentren im In- und Ausland zwar das dichteste Netz an Präsenzorten, an denen Übungen und Seminare stattfinden: Die Teilnahme ist jedoch freiwillig. Grünner, der als Organisationsberater beim Bundesverwaltungsamt beruflich viel unterwegs ist, versuchte es anfangs im Alleingang: „Dass dies nicht der richtige Weg war, habe ich an meinen desaströsen Klausurergebnissen gemerkt.“ Für die nächsten Semester nahm er sich die Angebote aller Studienzentren in Nordrhein-Westfalen vor. „Ich habe meine Kurse danach ausgewählt, ob passende Veranstaltungen angeboten wurden.“

Fortan verbrachte er seine Wochenenden in den Studienzentren der FernUni. „Teilweise war ich samstags in Leverkusen und sonntags in Castrop-Rauxel.“ Der Austausch mit Kommilitonen und die Möglichkeit, Fragen zu den Inhalten der Studienbriefe zu stellen, motivierten ihn enorm. Und nicht nur in Sachen Studienerfolg brachte dem heute 33-Jährigen der Besuch der Studienzentren etwas: Gab es da doch eine besonders nette Kommilitonin namens Michaela, die im gleichen Studiengang eingeschrieben war. „Am Anfang haben wir nur Skripte getauscht“, erzählt Olaf. „Irgendwann ist mehr daraus geworden.“ Seit drei Jahren sind die beiden nun ein Paar, doch auch der FernUni hat Grünner die Treue gehalten: Nach dem Diplom hat er sich jetzt gleich für zwei Bachelorstudiengänge – Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht – eingeschrieben.

Fernstudium: Anbieter im Überblick

Fernuniversität Hagen: Der öffentlich-rechtliche Platzhirsch Gegründet: 1974 Studierende: 44.093 (davon streben 34.109 einen akademischen Abschluss an) Studiengänge: u.a. Bildungswissenschaft, Kulturwissenschaft, Mathematik, Wirtschaftswissenschaften, (Wirtschafts-)Informatik, Rechtswissenschaften, Politik und Organisation (ab WS 2007/2008 ist nur noch die Einschreibung in Bachelor- und Masterstudiengänge möglich) Kosten: 20 Euro Materialbezugsgebühren/ Semesterwochenstunde (für ein Bachelorstudium in Vollzeit kommen ca. 220-360 Euro pro Semester zusammen) Präsenzorte: Neben 48 Studienzentren in ganz Deutschland unterhält die FernUni 13 ausländische Dependancen (z.B. Österreich, Schweiz, Ungarn), an weiteren Orten Veranstaltungen bei Bedarf Tipp: keine allgemeinen Studiengebühren bis 2009 www.fernuni-hagen.de

AKAD: Das private Fernhochschulnetzwerk Gegründet: 1959 Studierende: 5.137 (Fachhochschulen/ grundständiges Studium) plus 400 (Wissenschaftliche Hochschule Lahr/Masterstudiengänge) Studiengänge: BWL, Wirtschaftsinformatik, International Business Communication, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsübersetzen (Bachelor/Diplom), Management, Finance and Banking, Wirtschaftspädagogik, Clinical Research Management (Master) Kosten: 225-255 Euro (FH-Studium), 560-680 Euro Gebühren pro Monat (WHL) Präsenzorte: Stuttgart, München, Frankfurt/Main, Düsseldorf, Pinneberg b. Hamburg, Leipzig, Lahr/Baden Tipp: Premium-Mitglieder bei Xing bekommen bei AKAD 10 Prozent Rabatt auf die Studiengebühren

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Private Fernfachhochschule Darmstadt: Die Techniker-Schmiede Gegründet: 1996 Studierende: 4.200 Studiengänge: Informatik (Bachelor/Diplom), Angewandte und Technische Informatik (Bachelor), Mechatronik (Diplom/Bachelor), Elektro- und Informationstechnik (Bachelor/Diplom), Industrial Management (Hochschulzertifikat) Kosten: 287-295 Euro Gebühren pro Monat Präsenzorte: Bremen, Darmstadt/ Pfungstadt, Hamburg, Köln Tipp: vier Wochen kostenloses Probestudium www.privatfh-da.de

Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH): Die Internationale Gründungsjahr: 2003 Studierende: 3.500 (davon streben 2.300 einen akademischen Abschluss an) Studiengänge: Europäische Betriebswirtschaftslehre (Bachelor und Diplom), Wirtschaftsrecht (Bachelor), International Management (MBA) Kosten: 290-330 Euro Gebühren pro Monat plus Reisekosten für Auslandsaufenthalt Präsenzorte: Hamburg (Prüfungen können auch in Reutlingen, Frankfurt/Main, Berlin, Göttingen, München und Köln abgelegt werden) Tipp: obligatorisches Fremdsprachenstudium sowie Auslandsaufenthalt inklusive

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Fernstudienzentrum WINGS der Hochschule Wismar: Der Geheimtipp Gegründet: 2004 Studierende: 1.092 Studiengänge: Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik (Diplom), Business Consulting, Facility Management, Wirtschaftsinformatik, Architektur und Umwelt, Sales and Marketing, Quality Management, Business Systems Kosten: 139 Euro Gebühren/Monat plus Sozialbeiträge Präsenzorte: Wismar, Frankfurt/Main, Berlin (Falkensee), München, Hannover, Leipzig, Mannheim, Würzburg, Essen Tipp: vorausgesetzt wird neben der Hochschulreife eine abgeschlossene Ausbildung oder drei Jahre Berufserfahrung

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Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der TU Kaiserslautern: Die Postgraduale Gegründet: 1992 Studierende: 3.200 Studiengänge: verschiedene Masterstudiengänge und Zertifikationsstudiengänge in den Bereichen Human Resources, Management & Law und Science & Engineering Kosten: 490-3.000 Euro/Semester plus Sozialbeitrag (ca. 90 Euro/Semester) Präsenzorte: Kaiserslautern, Speyer Tipp: Möglichkeit zum Fernstudium vor dem Studium – zum Beispiel während der Bundeswehr oder während des Zivildienstes – in den Fächern Elektro- und Informationstechnik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik und Umweltverfahrenstechnik. Per Online-Fernstudium kann man so das eigentliche Studium verkürzen. 

www.zfuw.uni-kl.de

Alternativ: Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM): Die Präsenzhochschule für Berufstätige Gegründet: 1993 Studierende: ca. 9.000 Studienfächer: Business Administration (Bachelor/Diplom), International Management, Steuerrecht, Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsinformatik, Web- und Medieninformatik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik (Bachelor) Kosten: 295-350 Euro/Monat Präsenzorte: Berlin, Bochum, Bremen, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt/Main, Gütersloh, Hamburg, Köln, Marl, München, Neuss, Nürnberg, Siegen, Stuttgart Tipp: verschiedene Studienzeitmodelle – Abendstudium bzw. Freitag/Samstag – möglich

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