So bereiten Sie Ihre Geschäftsreise ins Ausland vor

Nach den Anschlägen in Neuseeland und den Niederlanden sorgen sich Manager und Mitarbeiter, die im Ausland zu tun haben, um ihre Sicherheit. Sieben Ratschläge, um die Risiken zu verringern.

Michael Scheppe | 19.03.2020
Sozialversicherungsnachweis dabei? Laut einer Umfrage haben viele Geschäftsleute von der EU-Verordnung noch nicht einmal gehört.

Dienstreise ohne A1-Bescheinigung Sozialversicherungsnachweis dabei? Laut einer Umfrage haben viele Geschäftsleute von der EU-Verordnung noch nicht einmal gehört. Foto: Mike Kotsch on Unsplash

Erst Neuseeland, jetzt die Niederlande. Am Freitag hatte ein Attentäter in Christchurch zwei Moscheen angegriffen und 50 Menschen getötet. Und in Utrecht starben zu Wochenbeginn drei Personen, weil ein Mann in einer Straßenbahn um sich schoss. Diese beiden Anschläge lassen wohl bei vielen der 17,5 Millionen Deutschen, die im vergangenen Jahr dienstlich auf Auslandseinsatz waren, latente Ängste hochkommen. Die Sorge: Wie sicher bin ich eigentlich auf der Dienstreise im Ausland?

Trotz der aktuellen Angriffe: „Das Risiko, Opfer eines Terroranschlags zu werden, ist minimal“, sagt Martin Bauer, der nach seiner Laufbahn beim US-Militär und dem diplomatischen Dienst nun Sicherheitsberater bei den Reisedienstleistern International SOS und Control Risks ist. Es seien die „vermeintlich banalen Dinge“, die fast immer zum Abbruch einer Dienstreise führten: Verkehrsunfälle, Herzerkrankungen, Infektionen.

Viele Unternehmen vernachlässigen die Reiseplanung

Manche Risiken lassen sich mit guter Planung durchaus vermeiden. Aber: „Wir sehen immer wieder, dass im Mittelstand die Themen Sicherheit und Gesundheit auf Auslandsreisen hinten rüber fallen“, sagt Stefan Eßer. Der medizinische Direktor von International SOS, einem Dienstleister für Reisesicherheit und Medizin, ist Co-Autor einer neuen Broschüre, die gerade kleinere und mittlere Unternehmen bei der Vorbereitung von Dienstreisen unterstützen soll. Offenbar sind solche Ratschläge dringend nötig: „In vielen Unternehmen stehen allein die inhaltlichen Geschäfte im Vordergrund“, sagt Eßer.

Hauptsache Umsatz, so scheint es, Sicherheitsbedenken werden da gerne mal beiseitegeschoben – das mag aus Naivität oder auch ganz bewusst geschehen.

Karriere.de gibt sieben Ratschläge, wie sich Manager und Mitarbeiter, besser auf eine Dienstreise ins Ausland vorbereiten.

Ratschlag 1:
Risiken des Ziellandes einschätzen

Als erstes ist ein Blick auf die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes sinnvoll, um die Terrorgefahr einzuschätzen. Wichtig bei der Reiseplanung: Wahlen, Jahrestage vergangener Attentate oder religiöse Feiertage können Auslöser für Unruhen sein. Reisen zu diesen Terminen? Besser vermeiden! Wetterbedingte Ereignisse (z.B. Monsun-Saison) können ebenso ein Risiko sein. Sie können die Dienstreise genauso wie Kleinkriminelle beeinträchtigen.

Auch kulturelle Empfindlichkeiten unterscheiden sich: Wer etwa in Thailand den davonflatternden Geldschein mit dem Konterfei des Königs mit dem Fuß stoppt, dem droht eine Haftstrafe wegen Majestätsbeleidigung.

Eine zunehmende Gefahr sieht Sicherheitsexperte Bauer im „Express-Kidnapping“. Dabei werden Reisende in ein Auto gezerrt und zum nächsten Bankautomaten gebracht. Dort müssen sie sooft Geld abheben, bis das Kartenlimit ausgeschöpft ist.

Ratschlag 2:
Extreme Situationen in einem Sicherheitstraining durchspielen

In Sicherheitsseminaren können Geschäftsreisende üben, wie sie gefährliche Situationen überstehen. Bauer empfiehlt für den Anfang klassische Schulungen, bei denen Reisende darauf trainiert werden, die Lage des Hotels zu überprüfen, sich über kulturelle Hindernisse und den Straßenverkehr im Zielland zu informieren. Schon daran hapert es bei vielen.

Wer sich so für die Risiken sensibilisiert hat und eine Reise in eine gefährliche Region plant, der kann in einem zweiten Schritt brenzligere Situationen durchspielen – die Entführung im Parkhaus oder gar den Terroranschlag.

Auch solche extremeren Trainings können sinnvoll sein. Denn wenn es zu einem Angriff kommt, stehen gerade westliche Geschäftsleute im Fokus für Geiselnahmen und Entführungen.

„Deutsche Manager werden in einigen afrikanischen und südamerikanischen Staaten als wertvolles Ziel angesehen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, mit ihnen sehr viel Geld erpressen zu können“, sagt Christian Schaaf, Chef der Sicherheitsfirma Corporate Trust und zuvor Ermittler beim bayerischen Landeskriminalamt.

Ratschlag 3:
Gesundheitsrisiken nicht unterschätzen

Im Ausland kann es schwer sein, an Arzneimittel zu kommen. Sinnvoll ist, zu Hause die Reiseapotheke zu packen. Achtung: In bestimmte Länder dürfen nicht alle Medikamente eingeführt werden. Hilfreich sind ärztliche Bescheinigungen in mehreren Sprachen.

Nicht vergessen: Impfungen gegen Infektionskrankheiten, da in manchen Ländern die Hygienestandards geringer sind. Reisende sollten sich auch bewusst machen, dass es nicht in allen Ländern Krankenwagen gibt, in Indien etwa. Gerade in entlegeneren Gebieten ist die medizinische Versorgung oft schlecht.

Ratschlag 4:
Sichere Unterkunft wählen

Das Hotel sollte zentral liegen, nah am Arbeitsort, nicht aber in der Nähe eines bekannten Demonstrationsortes. Auch die Brandschutzmaßnahmen der Unterkunft und deren Sicherheitskonzept sollten vor einer Buchung überprüft werden.

Sinnvoll ist es, ein Hotel nicht wochenlang im Voraus unter seinem Namen, sondern unter dem eines lokalen Angestellten zu buchen, rät Sicherheitsberater Christian Schaaf. Das erschwere Entführungen.

Ratschlag 5:
Die richtige Versicherung kann helfen

Lösegelderpressungen sind in einigen Ländern alltäglich. Mit einer Kidnapping- und Ransom-Versicherung können Arbeitgeber ihre Angestellten absichern. Sie zahlt im Notfall zum Beispiel das Lösegeld und die Kosten für einen professionellen Krisenmanager.

Ratschlag 6:
Krisenhotlines helfen in der Not

Fragen Sie Ihren Chef, welche Pläne es für einen Krisenfall gibt. Falls der eigene Arbeitgeber keine eigene Sicherheitsabteilung hat, und das ist gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen der Fall, können Reisende eine Krisenhotline wählen. Über diese bekommen sie im Ernstfall rund um die Uhr Hilfe. Einer der größten Helpline-Betreiber ist International SOS.

Die Notfallassistenten organisieren Anwälte und Dolmetscher, kontaktieren die örtlichen Behörden und beruhigen. Im Krankheitsfall vermitteln sie Fachärzte oder organisieren den Krankenrücktransport.

Ratschlag 7:
Personenschützer sorgen für Sicherheit

In einigen Ländern kann es sogar notwendig sein, Reisenden Personenschutz an die Seite zu stellen. Bei Überlandfahrten oder wenn ein Kidnapping droht, kann ein Sicherheitsdienstleiter entsprechende Profis vermitteln. Immer zu empfehlen: Ein einheimischer Fahrer, der die Landessprache beherrscht.