Knast-O-Mat: Eignen Sie sich für die Arbeit hinter Gittern?

Karriere.de verrät, welche Skills bei der Arbeit hinter Knastmauern gefragt sind.

dpa | 01.11.2019
Für den Job im Knast braucht man besondere Fähigkeiten - sonst wird das nichts.

Arbeiten im Gefängnis Für den Job im Knast braucht man besondere Fähigkeiten - sonst wird das nichts. © Matthew Ansley on Unsplash

Die Erfinder-Agentur des „Knast-O-Mats” bringt das auf die Formel: „Echter wird’s nicht.” Dass das keineswegs übertrieben ist, weiß Ulrich Biermann aus langjähriger Erfahrung. „Der Job hinter Gittern ist nicht wie im Mädchenpensionat”, beschreibt der Landesvorsitzende des Bunds der Strafvollzugsbediensteten die Arbeit mit Menschen in Ausnahmesituationen.

Seit Jahren seien in NRW mehr als 400 von insgesamt fast 6400 Stellen im allgemeinen Vollzugsdienst unbesetzt und die Mehrarbeit infolge der Personalnot auf bis zu 500.000 Überstunden angewachsen.

Strenges Auswahlverfahren

Erstaunlich, dass die Justiz trotz der drängenden Personalnot Bewerber bislang sehr streng ausgesiebt hat. „Ein Großteil fällt durch unser Raster für diesen anspruchsvollen Beruf”, berichtet der Abteilungsleiter für den Justizvollzug im Ministerium, Jakob Klaas.

Tatsächlich scheiterten viele im Auswahlverfahren am Diktat, wenn Wörter wie „Portemonnaie” falsch geschrieben würden. Der NRW-Justizminister Peter Biesenbach sieht hier Korrekturbedarf: „Wir müssen Anforderungen prüfen, die für die Praxis gebraucht werden.”

Dazu gehöre es etwa, über Hürden springen und Hindernisse schnell aus dem Weg räumen zu können, wenn ein Gefangener versuche, zu flüchten. Bei solchen Sport-Parcours fielen die meisten Bewerber wegen körperlicher Gebrechen durch, berichtet Sven Schneider von der Justizpersonalberatungsstelle in Wuppertal.

Kein guter Job für Klaustrophobiker

Dass nicht jeder genommen wird, zeigen schon die Testergebnisse beim „Knast-O-Mat”. Wer bei sämtlichen Fragen Unwilligkeit und mangelnde Flexibilität erkennen lässt – Beispiel: „Sind geschlossene Räume ein Problem für Dich?” – liest am Ende: „Hm, das passt eher nicht. Aber das ist überhaupt nicht schlimm, denn in der Justiz gibt es jede Menge anderer attraktive Jobs für Dich.”

Der Wunschbewerber für die Arbeit hinter Gittern sollte schon etwas Lebenserfahrung haben. Gern gesehen seien Quereinsteiger aus anderen Berufen, betont Klaas. Allerdings endet die Verbeamtungsgrenze in NRW derzeit bei 42 Jahren, und viele hoheitliche Aufgaben in den Gefängnissen können nur Justizvollzugsbeamten übertragen werden.

Besondere Skills von Vorteil

„Wir haben aber auch Ausnahmen beim Alter”, erzählt Klaas. Kürzlich seien zwei Flugbegleiterinnen von einer Fluggesellschaft, die ihren Betrieb eingestellt habe, übernommen worden. Die Frauen hätten den Zuschlag erhalten, obwohl beide deutlich über der üblichen Altersgrenze lagen. Aber sie seien „krisenbewährt im Umgang mit schwierigen Situationen.”

Immerhin seien unter den rund 16.000 Gefangenen in den 36 JVA des Landes viele mit Drogenproblemen oder psychischen Leiden „an einem Tiefpunkt ihres Lebens”, unterstreicht Biesenbach. Zu Übergriffen auf Beamte komme es dennoch nur in Einzelfällen.

Lohn der Herausforderung: derzeit etwa 1600 Euro in der Ausbildung und um die 2000 Euro Einstiegsgehalt – plus Familienzuschlag. Nicht viel Geld für eine Arbeit mit Risiken und vielen Einschränkungen, wie etwa Handyverbot am Arbeitsplatz.

„Im Strafvollzug geht es um einen Teil des wahren Lebens mit ständig schwierigen Situationen”, räumt Justizminister Biesenbach ein. Warum sollte sich das jemand antun? „Hier bieten wir wirklich ‚wertvolle‘ Arbeit”, sagt Biesenbach. „Wir brauchen Leute, die Lust daran haben, Gefangene als Menschen anzunehmen, die eine zweite Chance verdient haben.”