Innovation: Mitarbeiter brauchen langweilige Aufgaben, um kreativ zu werden

Es ist gefährlich, wenn Roboter alle Standard-Tätigkeiten übernehmen, zeigt eine Studie.

dpa | 21.10.2019
Standards im Job helfen, Prozesse zu verstehen und Innovationen zu entwickeln.

Langweile macht kreativ Standards im Job helfen, Prozesse zu verstehen und Innovationen zu entwickeln. Foto: Johnny Cohen on Unsplash

Auch in Zeiten der Digitalisierung sollten Unternehmen darauf achten, ihren Mitarbeitern einen Anteil von einfachen und standardisierten Tätigkeiten in ihrem Arbeitsfeld zu bieten. Ansonsten verlernen sie, wichtige Zusammenhänge ihrer Arbeit und im Unternehmen zu verstehen.

Gegen den Trend

Denn die vermeintlich langweiligen Aufgaben seien notwendig, weil sich daraus die Fähigkeit zum Erlernen von anspruchsvolleren und innovativen Aufgaben ergebe, sagt der Rostocker Professor für Betriebswirtschaftslehre, Michael Leyer.

Diese These widerspricht eigentlich dem Trend, Mitarbeiter von langweiligen Aufgaben zu entlasten.

Der wesentliche Unterschied zwischen Software und Mensch sei allerdings, dass die Software nur innerhalb bestimmter Parameter arbeitet, während ein Mensch durch Kreativität auch außerhalb der Parameter auf neue Ideen kommen kann.

Intelligente Software ohne Innovation

Eine von Leyer gemeinsam mit der Frankfurt School of Finance & Management erarbeitete Studie hat ergeben, dass immer mehr Unternehmen feststellen, dass ihre Mitarbeiter weniger Wissen haben und ein geringeres Verständnis von Zusammenhängen zeigen.

Durch digitale Unterstützung gerieten immer mehr Mitarbeiter in eine Empfängerrolle von Aufträgen.

„Sie werden zum Nicht-Mitdenken erzogen, selbst wenn ihnen mehr Verantwortung gegeben wird”, sagte Leyer. Der Grund dafür sei, dass intelligente Software einen Teil des Denkens übernimmt, dabei aber in den vorgegebenen Grenzen bleibt.

Unternehmen entwickeln neues Expertentum

„Echte Innovationen gibt es so nicht”, betonte Leyer. Wenn sich dann Rahmenbedingungen wie Kundenanforderungen oder Technologien ändern, gerate das Unternehmen in Gefahr, nicht mit zukunftssichernden Innovationen aufwarten zu können.

„Erste Unternehmen haben dies erkannt. Sie steuern gegen, indem sie Mitarbeiter wieder zu Experten aufwerten und die Digitalisierung zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter einsetzen, anstelle diese zu ersetzen”, fasst Leyer zusammen.

So könne die Effizienz erhöht werden, aber die Balance zu Möglichkeiten von Innovationen werde gehalten.

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