Generationenkonflikt am Arbeitsplatz: Wo Babyboomer und Millenials nicht miteinander klarkommen

Fiese Klischees behindern die Zusammenarbeit am stärksten.

Anne Koschik | 09.12.2019
Welche unterschiedlichen Werte vertreten ältere und jüngere Arbeitnehmer?

Generationenkonflikte Welche unterschiedlichen Werte vertreten ältere und jüngere Arbeitnehmer? © Vlad Hilitanu on Unsplash

Konflikte in Unternehmen sind zunehmend auch durch große Alters- und Erfahrungsunterschiede geprägt. Denn erstmals treffen in Deutschland fünf Generationen an einem Arbeitsplatz aufeinander: die sogenannte stille Generation der Über-70-Jährigen, die Babyboomer ab einem Alter von 55 Jahren, die Generation X ab einem Alter von 39 Jahren, die Millenials der um die Jahrtausendwende Geborenen und die Generation Z der Unter-23-Jährigen.

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Stille Generation, Babyboomer und Millenials – Generationenkonflikt am Arbeitsplatz

Auf die größten Probleme hat jetzt der Büromittellieferant Viking zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll aufmerksam gemacht. In einer repräsentativen Studie unter 1.000 deutschen Arbeitnehmern ging es darum herauszufinden, in welchen Werten sich alte und junge Arbeitnehmer am stärksten unterscheiden beziehungsweise an welcher Stelle sich welche Generationen womöglich nahestehen.

Die größten Streitpunkte

Eine hohe Arbeitsmoral und großes Know-how zeichnen die stille Generation und die Babyboomer aus. Millenials gelten als innovativ und kreativ und die Generation X ist dafür anerkannt, besonders freundlich und einfühlsam zu sein. Ungefähr ein Drittel der Studienteilnehmer schätzt deren Führungsqualitäten und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.

Doch wo hakt es? Konflikte entstehen vor allem durch Machtkämpfe zwischen der Generation X und den Babyboomern. Das sagte ein Drittel der Befragten.

Diese Generationen stellen heutzutage 69 Prozent der Manager – und das Gros der Befragten muss mit ihnen klarkommen.

Ihr großes Problem: Für die Babyboomer wie auch ihre Vorgängergeneration ist Wertschätzung des eigenen Könnens und Respekt vor Vorgesetzten selbstverständlich, sagt Klaudia Lux, Expertin im Bereich Mediation und Coaching, die von den Studienforschern um eine Einschätzung der Ergebnisse gebeten wurde.

In der jüngeren Generation läuft das anders: Hierarchien werden immer flacher und Konflikte deshalb unmittelbar angesprochen. Erwarteter Respekt trifft im Kommunikationsverhalten also auf Direktheit – das verlangt viel Verständnis für den jeweils anderen.

Besonders Männer tun sich damit schwer: So gaben doppelt so viele Männer (29 Prozent) wie Frauen der Generation X an, mit Babyboomern regelmäßig um die Macht zu ringen.

Zudem beklagt jede achte Frau aus der Gesamtbefragung, durch Babyboomer stereotypisiert zu werden. Über diese Klischeebildung gab es heftige Beschwerden.

Generation Z im Abseits

Aber auch ein Viertel aller Befragten arbeitet nur ungern mit der stillen Generation oder der Generation Z zusammen. Umgekehrt mag ein Drittel der in der Generation Z Befragten grundsätzlich nicht mit einer anderen Altersklasse zusammenarbeiten. Dies schätzen die Youngster als grundsätzlich negativ ein.

Mit der Arbeitseinstellung der Generation Z hat etwa ein Drittel der Baby Boomer, der Generation X und der Millennials echte Schwierigkeiten. Das stellen die Studienforscher als „besonders auffällig“ heraus. Da ist sich allerdings die Generation Z auch selbst nicht grün: 37 Prozent haben genau dieses Problem mit ihren Altersgenossen, nicht die gleiche Leidenschaft für ihre Arbeit zu empfinden.

Wertunterschiede als Konfliktquelle?

Berufliche Weiterbildung – darauf kam es der stillen Generation zeitlebens an: 90 Prozent dieser Altersklasse nannten diesen Wert als besonders bedeutend. Babyboomern war und ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes am wichtigsten. Dagegen schätzen die Mitglieder der Generation X und Millennials ein gutes Gehalt und freundliche Kollegen etwa gleich hoch und bedeutsam ein. Die Generation Z braucht vor allem Leidenschaft für den Job, was immerhin für 84 Prozent dieser Altersklasse ausschlaggebend ist.

Eine Gemeinsamkeit aber haben alle Generationen: Sie schätzen Autonomie gleichsam immerhin als „recht wichtig“ ein.

Qualitätsmerkmale der 5 Generationen

Mit ihren Eigenheiten hat jede Generation aber auch etwas Positives zum Arbeitsklima beizutragen – oder sie kann bestimmte Dinge besonders gut.

Für folgende Qualitäten sticht je eine Generation besonders heraus:

Qualitäten Wird am ehesten verkörpert von
Arbeitsmoral Stille Generation (33 %)
Fachwissen Baby Boomer (33 %)
Führungsqualitäten Generation X (36 %)
Problemlösung Generation X (31 %)
Einfühlungsvermögen Generation X (24 %)
Freundlichkeit Generation X (24 %)
Innovation Millennials (25 %)
Kreativität Millennials (26 %)

Integratives Arbeiten

Warum also nicht das Positive nutzen und das Schlechte ausräumen? Finden auch die Studienteilnehmer. Immerhin sprechen sich 41 Prozent von ihnen dafür aus, dass Unternehmen Coaching für eine integrative Arbeitsumgebung für alle Generationen anbieten sollten.
Profitieren könnten davon auch 20 Prozent der Manager, die noch nie eine Schulung oder Fortbildung zum Thema „Generationen-Inklusion“ hatten. Außerdem ist fast ein Viertel nicht sehr zuversichtlich, was die Führung der zwei Nachwuchsgenerationen betrifft.
Dabei sind altersgemischte Teams meist leistungsstärker, so Coachingexpertin Laux. „Jüngere Kollegen sorgen für neue Ideen und Dynamik im Team. Außerdem kennen sie sich mit den neuen Technologien sehr gut aus. Ältere Mitarbeiter bringen hingegen sehr viel Lebens- und Berufserfahrung ein.“

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