Arbeiten in der Digitalen Fabrik: So kommt das Team mit dem Kulturschock klar

Die digitale Interaktion von Mensch und Maschine wird Wirklichkeit: So geht’s.

Anne Koschik | 20.09.2019
In Technologieunternehmen zeigt sich gerade besonders, wie Arbeit in Zukunft aussieht. Noch sind die Mitarbeiter der digitalen Fabrik allerdings Menschen – meistens jedenfalls. Doch der Mix aus sehr verschiedenen Berufsfeldern erfordert neue Kommunikationslösungen.

Worauf müssen sich Mitarbeiter einstellen? In Technologieunternehmen zeigt sich gerade besonders, wie Arbeit in Zukunft aussieht. Noch sind die Mitarbeiter der digitalen Fabrik allerdings Menschen – meistens jedenfalls. Doch der Mix aus sehr verschiedenen Berufsfeldern erfordert neue Kommunikationslösungen. Foto: Philipp Katzenberger on Unsplash

Ingenieurskunst trifft auf IT. In Technologieunternehmen zeigt sich gerade besonders, wie Arbeit in Zukunft aussieht. Denn von Online-Händler Amazon bis zum Autozulieferer ZF Friedrichshafen hält das sogenannte Internet of Things (IoT) massiv Einzug.

Ob in Lagerhallen oder Fabriken – es werden Roboter eingesetzt, herkömmliche Gegenstände vom Gabelstapler bis zum Produktionsband mit Sensoren ausgestattet und alles via Software vernetzt, um mit möglichst wenig Personal automatisch miteinander zu kooperieren.

Ziel: Die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken. Diesen komplexen Mix ans Laufen zu bringen ist die eine große Herausforderung.  Darüber hinaus muss aber auch die die Belegschaft mitziehen. Für die bedeutet das nicht selten einen Kulturschock.

„Das ist ein schwieriger Prozess“, sagt auch Monika Kuklok, die bei dem internationalen Technologieunternehmen TE Connectivity den IoT-Bereich aufbaut.

Rund 8000 Entwicklungsingenieure des Schweizer Spezialisten helfen Kunden aller Branchen dabei, IoT-Lösungen einzuführen.

Die 38 -jährige Diplom-Kauffrau weiß, wo es hakt und verweist auf die sehr unterschiedliche Arbeitsweise von Ingenieuren und IT-Spezialisten.

So sei bei Ingenieuren alles genau vorgegeben: „Sie entwickeln ein Produkt nach Plan, danach geht man vor. Und das Produkt kommt genauso auf den Markt – häufig dauert das Jahre.“

IT-Experten hingegen gingen anders vor. Kuklok: „Sie entwickeln ein Produkt, bringen es auf den Markt – und wenn es fehlerhaft ist oder wenn es neue Anforderung gibt, entwickeln sie sehr zeitnah eine neue Version, die sie veröffentlichen. Zwischen diesen beiden Ansätzen liegen Welten.“

Und nicht nur diese Expertengruppen mit ihren so unterschiedlichen Herangehensweisen gilt es zusammenzubringen. Die neuen Anforderungen betreffen alle Mitarbeiter: Von der Entwicklung über die Produktion, Produktmanagement, Marketing bis zum Vertrieb. Dieser Umbruch sei für die meisten sehr schwierig.

Die Anforderungen an die Beschäftigten steigen, die Szenarien vor Ort werden immer vielfältiger.

Welches Know-how und welche Skills müssen Mitarbeiter künftig vorweisen, um in digitalen Unternehmen bestehen zu können:

Tipps für Techniker:

1. Seien Sie auf disziplinübergreifendes Arbeiten vorbereitet:
In Zukunft können technische Probleme nicht mehr allein von einem einzigen Fachmann gelöst werden.

IoT funktioniert erfordert das richtige Zusammenspiel verschiedener fachlicher Experten Mechaniker, Elektro- und Elektronik-Ingenieure sowie Software-Spezialisten.

Ingenieuren wird daher noch mehr als heute die Aufgabe zukommen, disziplinübergreifende Arbeiten zu koordinieren.

Das setzt nicht nur viel Fachkenntnis im eigenen sowie im benachbarten Aufgabengebiet voraus, es erfordert darüber hinaus noch die Fähigkeit, sich mit Vertretern anderer Disziplinen zu verständigen.

2. Eignen Sie sich Wissen in Kommunikationstechnologien an:
IoT in der Fabrik bringt neue Problemstellungen mit sich.

Ausfälle an Maschinen können durch die Mensch-Maschine-Interaktion gefährlich und sehr kostspielig sein.

Damit man von jedem Ort der Welt auf Maschinen und Anlagen zuverlässig zugreifen, Störungen durch Materialmangel, Verschleiß oder Bedienfehler schnell erkennen und beseitigen sowie Wartungen vorausschauend planen kann, müssen neue Kommunikationslösungen entwickelt werden. Diese müssen nicht nur das manchmal raue Umfeld – Hitze, Staub, Vibration oder Spritzwassser – berücksichtigen, sondern auch Industriestandards erfüllen.

3. Stellen Sie sich mit tiefem Anwendungs-Know-how auf die Kunden ein:
Um dem Kunden gute IoT-Lösungen zu bieten, ist es unabdingbar, die Anwendungen der Kunden und auch deren Problemstellungen sowie das technische Umfeld genauestens zu kennen.

Denn jede Fertigungsanlage und jede Fabrik ist anders und hat ganz spezielle Anforderungen.

Tipps für alle Mitarbeiter:

1. Nehmen Sie vernetztes Arbeiten als Chance wahr:
Seien Sie offen für die neue Art des Arbeitens und die Vorteile, die in Unternehmen mit der IoT-Einführung meist einhergehen: Mitarbeiter pflegen hier eine relativ hierarchiefreie Kommunikation und interagieren auf Augenhöhe.

Die Möglichkeiten Projekte mitzugestalten oder Verantwortung zu übernehmen, sind vergleichsweise groß.

2. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf:
Veränderungsprozesse hängen davon ab, wie offen und tolerant die Unternehmenskultur (vor-)gelebt wird.

Offene Unternehmens- und Kommunikationsstrukturen fördern die kreative Dynamik, dienen als Quelle für Experimentierfreudigkeit und erhöhen die Problemlösungskapazität.

Nutzen Sie diese Möglichkeiten! Ihr Selbstvertrauen wird wachsen, genauso wie die Zuversicht, dass Sie einen großen Wertbeitrag leisten können.

Das geschieht nicht nur durch die eigene fachliche Kompetenz, sondern auch weil sich Ihr Blickwinkel verändert.

3. Punkten Sie mit Ihren Stärken und zeigen Sie sich lernbereit:
Heute zählen mehr denn je die individuellen Stärken, insbesondere in einem informellen Experten-Netzwerk. Davon profitieren Teams und Unternehmen.

Selbstverständlich gilt es dabei, formale Strukturen – also Regeln, Ziele, Hierarchien, Entscheidungswege einzuhalten.

Im Zuge des digitalen Wandelns muss aber selbst ein Spitzenmanager die Bereitschaft haben, sich ernsthaft zu hinterfragen und immer weiter zu lernen – auch von den eigenen Mitarbeitern und Kollegen, um noch individueller auf sie einzugehen.