Wunsch nach Festanstellung: Wenn Freiheit belastet: So schaffen Sie die Rückkehr aus der Selbstständigkeit

Nicht umsonst eilt Selbstständigen der Ruf voraus, „selbst und ständig” zu arbeiten. Manche halten das nicht aus. Wie der Schritt zurück gelingt.

dpa | 19.11.2024
Manch ein Selbstständiger greift nach dem Rettungsring und kehrt in den sicheren Hafen der Festanstellung zurück.

Gesucht: Sicherer Hafen I Manch ein Selbstständiger greift nach dem Rettungsring und kehrt in den sicheren Hafen der Festanstellung zurück.

Die Corona-Krise hat die Situation für Freiberufler und Selbstständige verschärft. Doch auch ohne Pandemie kommt es immer wieder vor, dass Selbstständige genug davon haben, um ihr monatliches Auskommen zu ringen. Aber klappt der Weg in eine Festanstellung so einfach?

Gründe für die Rückkehr

Es kann verschiedene Gründe geben, warum ein Wechsel zurück in die Festanstellung sinnvoll oder vielleicht sogar nötig ist. Oft seien es veränderte Lebensumstände wie die Gründung einer Familie oder die Pflege von Angehörigen, die zu der Entscheidung führen, erklärt die Wirtschaftspsychologin Eva Schulte-Austum aus Münster.

Auch eine Verschiebung der Prioritäten kann den Ausschlag geben: Vielleicht wünscht man sich mehr Sicherheit, weniger Verantwortung, oder einfach geregelte Arbeitszeiten. Nicht zuletzt können Marktveränderungen, wie während der Corona-Krise, einen Effekt haben.

Keine Entscheidung für die Ewigkeit

Die Wirtschaftspsychologin betont, dass die Entscheidung nicht für immer sein muss: Man könne jederzeit in die Selbstständigkeit zurück, das sei heute viel üblicher als früher. Sogar eine selbstständige Tätigkeit neben der Festanstellung sei denkbar.

Aus Panik das Freiberufler-Leben hinzuwerfen, ist der falsche Weg: „Angst ist kein guter Berater”, warnt Schulte-Austum. Rationales Denken und Entscheiden funktionierten im verängstigten Zustand nicht gut. Besser sei es, mit etwas Abstand zu überprüfen, warum der Wechsel infrage kommt.

Vorbehalte der Personaler

Der Weg in die Festanstellung gestaltet sich dann jedoch für viele schwierig. „Ein zentraler Grund hierfür ist die Skepsis, mit der Personalentscheider Selbstständigen mitunter begegnen”, sagt David Reinhaus. Er ist Wirtschaftsberater und Hochschullehrer für Psychologie an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM).

Personalentscheider fragten sich etwa, ob sich Bewerber ins Team integrieren oder ob sie mit festen Arbeitszeiten zurechtkommen.

Jedoch seien diese Vorurteile nicht unbedingt gerechtfertigt, sagt der Experte mit Verweis auf eine Studie des Deutsches Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) von 2011. Im Vergleich der Persönlichkeitsmerkmale zeigte sich darin, dass Selbstständige kreativer und origineller, kommunikativer und emotional stabiler als Angestellte seien.

Vorteile der Selbstständigen

Darüber hinaus gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass Selbstständige Schwierigkeiten hätten, sich sozial anzupassen. Lediglich eine erhöhte Risikobereitschaft bescheinigten ihnen die Forscher.

In der Flexibilität und Lösungsorientierung von Selbstständigen sieht auch Nadine Luck vom Verband der Gründer und Selbstständigen eine Chance, Vorurteile zu entkräften. Dennoch rät sie Selbstständigen, offen zu kommunizieren, warum sie jetzt eine Anstellung suchen, und ihren Wert durch besondere Fähigkeiten zu betonen: Eigenständigkeit, Belastbarkeit und Verantwortungsbewusstsein könnten dazugehören.

Mit Referenzen und Empfehlungen beeindrucken

Um ihre Beschäftigungsfähigkeit und ihre Kompetenzen überzeugend darzustellen, sollten Selbstständige ihre Projekte stets dokumentieren und als Referenzprojekte parat halten, rät Reinhaus.

Auch Empfehlungsschreiben von früheren Geschäftspartnern und Kunden könnten beim Einstellungsverfahren etwas bewirken.

In jedem Fall sollten sich Selbstständige gut darauf vorbereiten, dass Personaler ihre Entscheidung, die Selbstständigkeit aufzugeben, hinterfragen werden. Um den Eindruck zu vermeiden, man wäre an mangelnden Kompetenzen gescheitert, könne man dann auf die wirtschaftliche Lage verweisen – wie zum Beispiel die Corona-Krise.

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