Vom Schulabgänger zum Silicon-Valley-Millionär

Gregor Freund fällt auf, wenn er von seinem Haus im Stadtteil Upper Market durch San Francisco zu seinem Büro fährt. Gelassen lenkt der gebürtige Münchener den wohl einzigen Smart der gesamten kalifornischen Metropole.

Axel Postinett, Handelsblat | 11.09.2018

HB DÜSSELDORF. In den USA würde man Leute wie ihn einen ?Drop Out? nennen. Einen Schulabgänger ohne richtigen Abschluss, einer, der halt irgendwie, irgendwann aus dem Tritt geraten ist. ?Die Schule ist mir halt auf die Nerven gegangen?, sagt Freund bei einem Treffen mit Handelsblatt.com in Hamburg – doch ungewöhnlich einsilbig für einen Mann, der sonst ein ansteckendes, jungenhaftes Lachen auf den Lippen trägt. Irgendwie beschäftigt ihn der frühere Frontalzusammenstoß mit der bajuwarischen Gymnasial-Pädagogik halt doch noch.

Aber der antrainierte amerikanische Daueroptimismus gewinnt sofort wieder Oberhand: ?Danach blieb mir halt nichts anderes übrig, als einfach erfolgreich werden?, scherzt er. „Let?s go!“ Zunächst sah es aber überhaupt nicht danach aus. Einen ersten Job ergatterte er als Hilfsdrucker in einem deutschen Schulungszentrum des Computerkonzerns Digital Equipment. Aus „purer Langeweile“ begann er zu lesen, was er zuvor für die Kursteilnehmer gedruckt hatte. Das erlernte setzte er abends an den damals hochmodernen „WAX“-Rechnern in kleine Programme um.

Der junge Querkopf fiel einem Gast aus den USA auf. Philippe Kahn, Gründer einer aufstrebenden Softwarefirma mit Namen Borland. Er suchte einen Vertrieb für Deutschland, man wurde sich schnell einig. Freund bekam zwei Koffer voller ?Turbo Pascal? und den väterlichen Hinweis ?Gib mir das Geld, wenn Du sie verkauft hast?. Der Visionär Kahn sollte später der einflussreichste Mentor Freunds werden. Beide gründeten zusammen in den USA die Softwarefirma Starfish, die in den 90-ern für 350 Mill.$ an Motorola verkauft werden konnte.

Nach dem Verkauf langweilte sich Freund in seinem Appartement in San Francisco. Was tun? Eine Rückkehr nach Deutschland stand gar nicht zur Debatte. Als er dann an einem der ersten DSL-Anschlüsse der Stadt durchs Internet surfte, kam ihm die nächste Idee. „Nach nur wenigen Minuten?, erzählt er, ?hatte ich den ersten ‚Port-Scan‘ im Rechner? – ein Hacker suchte seinen Rechner nach offenen Datenkanälen ab, um in den PC eindringen zu kommen. ?Mir war sofort klar, dass da irre was abgeht?, sagt er. Die Idee für ?Zonealarm? war geboren, eine Personal Firewall für jeden einzelnen Arbeitsplatz-PC statt der damals üblichen „Feuer-Mauer“ um ein ganzes Unternehmen.

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