Stellenausschreibungen: Was Porsche, Henkel & Co in Online-Bewerbungen auf jeden Fall lesen wollen

Ohne Gehaltsvorstellung keine Einladung zum Vorstellungsgespräch: Was Deutschlands Großkonzerne von ihren künftigen Mitarbeitern erwarten.

Anne Koschik | 17.11.2021
Online-Bewerbungen haben es oft in sich: Zahlreiche Formulare müssen ausgefüllt werden, bevor der Jobwechsel zum Traumarbeitgeber möglich ist.

Nicht immer leicht: Jobwechsel Online-Bewerbungen haben es oft in sich: Zahlreiche Formulare müssen ausgefüllt werden, bevor der Jobwechsel zum Traumarbeitgeber möglich ist. © Karriere Foto: Tim Mossholder on Unsplash

Durchschnittlich neun Angaben verlangen die größten Unternehmen in Deutschland von ihren Bewerbern. In Online-Bewerbungsformularen ist vor allem eins wichtig: das erwartete Gehalt. Das ist Pflicht.

Anonym und geschlechtslos geht ebenfalls nichts: Ein Inkognito-Bewerbungsverfahren, wie es etwa in den USA üblich ist und das für mehr Chancengleichheit sorgen könnte, bietet kaum jemand an.

Diese und andere Kriterien in Bewerbungsverfahren hat die Recruitment-Plattform Taledo bei den 50 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands geprüft. Neben den klassischen Dokumenten wie Lebenslauf und Anschreiben variieren die geforderten Angaben bei den untersuchten Großkonzernen stark zwischen drei und 16 geforderten Bewerber-Details.

Insgesamt lagen der Studie 32 Angaben in Online-Formularen zugrunde.

Online-Bewerbung: Unbedingt Gehalt und Eintrittsdatum angeben

Als Standardangaben gelten Namen und klassische Kontaktmöglichkeiten. Wichtig werden zunehmend die Gehaltsvorstellungen des Kandidaten sowie das frühestmögliche Eintrittsdatum. Diese beiden Auskünfte sind nicht nur bei knapp der Hälfte der Arbeitgeber verpflichtend, sondern auch bei rund einem Fünftel optional zu geben.

Darin sieht Melikshah Ünver, CEO der Taledo GmbH, ein Problem und fordert mehr Transparenz bei der Gehaltsfrage, die in Deutschland immer noch „ein Buch mit sieben Siegeln“ sei: „Der Arbeitsmarkt in Großbritannien ist bei dieser Thematik viel fortschrittlicher. Hier ist es bereits Standard, dass Arbeitgeber bei der Stellenausschreibung das zukünftige Gehalt angeben. Eine solch fortschrittliche Denkweise sollte es ebenfalls im deutschen Arbeitsmarkt geben.”

Vorregistration: Fast keine Bewerbung läuft ohne sie

Verpflichtend ist darüber hinaus bei mehr als der Hälfte der Unternehmen eine Registrierung mit den wichtigsten Angaben, nach der die konkrete Online-Bewerbung erst möglich wird. Ebenfalls 50 Prozent der Unternehmen erwarten persönliche Informationen über das entstandene Interesse an der Firma. Sie wollen wissen: Woher haben Sie von uns gehört? Für gut ein Viertel ist diese Frage zumindest eine Option an die Bewerber.

Für 12 bis 15 Prozent der untersuchten Firmen waren Angaben zu Sprache und Nationalität wichtig. Andererseits fragen aber mindestens zwei Drittel in den Online-Formularen auch gar nicht danach.

Oft nur optionale Details: Lebenslauf und frühere Arbeitgeber

Optionale Auskünfte, die manche Firmen gerne einholen, beziehen sich auf Profile bei den Karrierenetzwerken Xing oder Linkedin, auf Social-Media-Kenntnisse, Reisewilligkeit oder vorherige Beschäftigung. Solche Details sind für mindestens ein Fünftel der Arbeitgeber von Bedeutung.

Interessant: Zum aktuellen Arbeitgeber forderte kein Unternehmen konkrete Angaben von den Bewerbern, zur aktuellen Position nur eins. Optional waren diese Details bei einem Drittel der Arbeitgeber gerne gesehen. Angaben zum Abschluss und Institutionen, an denen der Abschluss erworben wurde, forderten ebenfalls nur wenige als notwendige Angaben – in dem Fall nur rund zehn Prozent.

Bei 40 Prozent der Unternehmen konnten die Informationen aber optional eingetragen werden.

Sowohl bei Angaben zum Arbeitgeber als auch zum Abschluss liegt die Vermutung nahe, dass sie für das Auswahlverfahren zunächst nicht die erste Rolle spielen – dann aber jederzeit über den Lebenslauf eingesehen werden können.

Top Five: Wer will am meisten von Bewerbern wissen?

Das sind die fünf Spitzenreiter, die in den Online-Formularen auf die größte Anzahl von Informationen bestehen:

McKesson EU: 16 notwendige Angaben
Das internationale Logistikunternehmen McKesson EU mit Sitz in Stuttgart führt das Ranking an. Bewerber müssen hier 16 verschiedene Informationen preisgeben, um sich zu bewerben.

Neben der Vorregistration sind das: Name, Vorname, Gender (Anrede), E-Mail, Telefon, Wohnort, Anschrift, Abschluss, Institution, vorherige Abschlüsse, vorherige Beschäftigung, Dauer der Beschäftigung, mögliches Eintrittsdatum, Gehaltsvorstellung, vorhandene Info zum Unternehmen.

Optional konnten die Kandidaten sich für automatisches Ausfüllen via Xing und Linkedin entscheiden.

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Porsche: 15 notwendige Angaben
Den zweiten Rang in der quantitativen Datenerfassung teilen sich Porsche und Henkel. Beide fordern jeweils 15 der 32 untersuchten Angaben über den Bewerber.

Der Stuttgarter Autobauer verlangt folgende Angaben: Vorregistration, Name, Vorname, Geburtsdatum, Gender (Anrede), Sprache, Nationalität, E-Mail-Adresse, Telefon, Mobilfunknummer, Wohnort, Land, Anschrift, mögliches Eintrittsdatum und vorhandene Info zum Unternehmen.

Optional waren Angaben zum Titel, Abschluss und Institution, vorherige Abschlüsse, Fähigkeiten, vorherige Beschäftigung, Gehaltsvorstellung, aktueller Arbeitgeber und aktuelle Position.

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Henkel: 15 notwendige Angaben
Der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern erwartet folgende Auskünfte: Vorregistration, Name, Vorname, Sprache, Nationalität, E-Mail-Adresse, Telefon, Wohnort, Land, Anschrift, Abschluss und Institution, mögliches Eintrittsdatum, vorhandene Info zum Unternehmen, bereits Mitarbeiter im Unternehmen.

Optional waren Angaben zur Bewerbung via Linkedin oder andere Netzwerke, Gender (Anrede), vorherige Abschlüsse, Fähigkeiten, vorherige Beschäftigung, Dauer der Beschäftigung, aktueller Arbeitgeber und aktuelle Position.

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Bertelsmann SE: 14 notwendige Angaben
Das internationale Medienunternehmen aus Gütersloh, das auch im Bildungsbereich und der Dienstleistungsbranche aktiv ist, möchte Folgendes wissen: Vorregistration, Name, Vorname, Behinderung, Titel, Gender (Anrede), E-Mail-Adresse, Telefon, Wohnort, Land, Anschrift, mögliches Eintrittsdatum, Gehaltsvorstellung, aktuelle Position.

Optional waren diese Angaben: Mobiltelefon, Social Media, Abschluss und Institution, vorherige Abschlüsse, Fähigkeiten, vorherige Beschäftigung, Dauer der Beschäftigung, aktueller Arbeitgeber, vorhandene Info zum Unternehmen, bereits Mitarbeiter im Unternehmen.

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ZF Friedrichshafen: 14 notwendige Angaben
Der weltweit fünftgrößte Automobilzulieferer vom Bodensee möchte von seinen Bewerbern folgende Information haben: Vorregistration, Name, Vorname, E-Mail-Adresse, Telefon, Wohnort, Land, Anschrift, Abschluss, mögliches Eintrittsdatum, Arbeitserlaubnis, Reisewilligkeit, vorhandene Info zum Unternehmen, bereits Mitarbeiter im Unternehmen.

Optional waren diese Angaben: Titel, Gender (Anrede), Sprache, Institution (wo Abschluss erworben wurde), vorherige Abschlüsse, vorherige Beschäftigung, Dauer der Beschäftigung, Gehaltsvorstellung, aktueller Arbeitgeber und aktuelle Position.

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Hier geht’s am schnellsten mit dem Ausfüllen der Online-Formulare:

Am angenehmsten können sich Berufseinsteiger oder Jobwechsler bei der Hochtief AG bewerben: Sie müssen nur drei Angaben im Online-Bewerbungsprozess machen: Name, Vorname und E-Mail-Adresse.

Eine Auskunft mehr verlangen Vattenfall, Linde und EnBW. Bei Robert Bosch und Kaufland sind es fünf Details, die Bewerber zwingend nennen müssen. Dabei geht es manchmal nur um die zusätzliche Anrede, wie bei EnBW oder eine Telefonnummer, wie sie Linde und Vattenfall verlangen.

Zu viele Angaben schrecken Bewerber online ab

Mit neun geforderten Angaben liegen unter anderem Großunternehmen wie Audi, Rewe, Siemens und Edeka Zentrale im Durchschnitt.

Fazit: Die große Diskrepanz bei den Anforderungen in den umsatzstärksten Unternehmen hält Taledo-CEO Ünver für verbesserungswürdig. Das schrecke nicht nur potenzielle Bewerber ab, sondern überflute auch Arbeitgeber mit Informationen. Eine Angleichung der geforderten Angaben im Sinne von deutschlandweiter Bewerbungs-Standards sei hier „der Schlüssel zum Erfolg“.

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