Staatslaufbahn: Karrierewege für Beamte

Der öffentliche Dienst ist bekannt für seine festgelegten Strukturen. Doch nun kommt Bewegung in die Beamten-Ausbildung: Bisher war für den Einstieg in den höheren Dienst ein Universitätsstudium Voraussetzung, dank Bologna reicht nun auch ein Mastertitel von der Fachhochschule.

Stefani Hergert | 11.09.2024

Alt, verstaubt und unbeweglich? Zumindest im Beamtenrecht und in der Ausbildung ändert sich gerade einiges. Jahrzehntelang wurden Beamtenbewerber bei Kommunen, Ländern und dem Bund brav auf vier Laufbahnen verteilt, beginnend beim einfachen über den mittleren, den gehobenen bis zum höheren Dienst. Nur besonders gute Mitarbeiter im öffentlichen Dienst konnten aus einer niedrigeren Laufbahn in eine höhere wechseln.

Die norddeutschen Länder kennen seit kurzem nur noch zwei Laufbahnen – eine für Hochschulabsolventen, eine für alle ohne Studium. Bei allen anderen gilt: Für die Königsdisziplin, den höheren Dienst, war bisher ein Universitätsstudium Pflicht.

Mit dem Abschluss einer FH stand „nur“ die Tür zum gehobenen Dienst offen. Bologna sei Dank: Wer sich nun mit dem Mastertitel einer akkreditierten FH schmücken darf (und das sind so gut wie alle), dem steht auch der höhere Dienst offen. „Bologna hat ein Zweiklassensystem abgeschafft“, sagt Christoph Reichard, bis 2006 Professor für Public Management an der Universität Potsdam.

Noch immer haben die Juristen das Monopol im höheren Dienst, auf sechs von zehn Stellen sitzt ein Volljurist. Wer Beamter im höheren Dienst werden will, muss nach dem Studium zunächst einen zweijährigen Vorbereitungsdienst hinter sich bringen.

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Verwaltungswissenschaften als Karriere-Sprungbrett

Großer Vorteil der Juristen: Das Rechtsreferendariat vor dem zweiten Staatsexamen erfüllt genau diese Bedingung. In einigen Bundesländern werden Absolventen anderer Fächer durch zweijährige Wirtschafts- oder Baureferendariate geschleust. „Doch davon gibt es einfach zu wenig“, klagt Reichard. Wer aber nach dem Abschluss mindestens drei Jahre gearbeitet hat, kann auch ohne Vorbereitungsdienst einsteigen.

Wer in der Verwaltung Karriere machen will, kann auch Verwaltungswissenschaften studieren. Juristen können im Referendariat für ein Semester an die Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer („SpeyerSemester“) gehen. Wer meint, dass er nach seinem Diplom- oder Masterabschluss in Jura, BWL, Politik oder einem anderen Fach Verwaltungswissen braucht, kann dort auch in einem einjährigen Aufbaustudium den „Magister der Verwaltungswissenschaften“ draufsatteln.

Eine Jobgarantie für den öffentlichen Dienst ist der Studiengang freilich nicht. Und auch hier gilt: Wer seinen Abschluss an einer FH gemacht hat, bleibt außen vor. Die Unis in Konstanz und Potsdam haben verwaltungswissenschaftliche Zentren, andere Unis bieten das Fach zwar auch an, doch meist nicht in dem Umfang.

Von den Konstanzer Verwaltungswissenschaftlern fanden über die Jahre hinweg bloß 30 Prozent den Berufseinstieg in öffentliche Einrichtungen oder Verwaltungen. Studiengänge des Public Management, also dem betriebswirtschaftlichen Blickwinkel auf den öffentlichen Sektor, gibt es nur wenige. Die Unis haben das Feld weitgehend links liegen gelassen, die privaten Hochschulen Hertie School of Governance und Zeppelin University in Friedrichshafen sind Ausnahmen.

Drei Jahre studiert man dann dual an einer der Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung des Bundes oder der Länder. Während des Studiums winkt der Status als Beamtenanwärter mit etwa 900 Euro monatlich für Ledige. Bewerben kann man sich an diesen FHs allerdings nicht selbst, sondern nur bei Ministerien, Bundesämtern, den Länder- oder Kommunalverwaltungen, die ihre Mitarbeiter dann zum Studieren schicken.

Laufbahnbefähigung – die Eintrittskarte für den gehobenen Dienst

Auch hier gibt es Bewegung: Rund ein Drittel der Länder, darunter Berlin, Hamburg und Sachsen-Anhalt haben ihre internen FHs in das allgemeine Hochschulsystem integriert, schätzt Reichard. Und in einzelnen Ländern kann man mittlerweile an ganz normalen FHs Verwaltung studieren und erhält durch den Bachelorabschluss die sogenannte Laufbahnbefähigung – also die Eintrittskarte für den gehobenen Dienst.

Großer Nachteil bei den meisten „offenen“ und normalen FHs: Es gibt keine Garantie, tatsächlich einen Job im öffentlichen Dienst zu ergattern, auch keinen Anwärterstatus und damit kein Geld während des Studiums. Wer zur Polizei oder Steuerverwaltung will, muss auch weiterhin an einer der internen FHs studieren.

In den gehobenen Dienst steigt man mit der Besoldungsstufe A9 ein, in den höheren Dienst mit A13. Wer den Einstieg geschafft hat, ist erst einmal Beamter auf Probe. Beweisen muss er sich im höheren Dienst in der Regel drei, im gehobenen 2,5 Jahre lang.

Weitere Infos, Tabellen, Rechner zu den Beamtenbezügen finden Sie hier.

Lesen Sie hier mehr über eine Karriere im öffentlichen Dienst

Haupttext: Der Staat will Sie!

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