Lehren aus der Coronakrise: Eltern bevorzugen Homeoffice – mit digitaler Kinderbetreuung

Trotz aller Hürden versprechen sich Eltern vom Homeoffice auch nach Corona viele Vorteile. Ihr Fokus liegt jetzt auf Arbeitgebern mit entsprechenden Angeboten.

Anne Koschik | 19.11.2021
Homeoffice muss besser durchdacht werden. Unterstützung bei der Kinderbetreuung ist unumgänglich.

Schwierige Umstände I Homeoffice muss besser durchdacht werden. Unterstützung bei der Kinderbetreuung ist unumgänglich.

Die schlechten Erfahrungen mit Homeschooling haben in der Coronakrise viele Eltern auf die Barrikaden getrieben: Arbeit und Betreuung gleichzeitig zu erledigen, war für viele problematisch. Rund 10,6 Millionen Beschäftigte waren von Schul- und Kitaschließungen betroffen. Dennoch zeigt sich ein unerwarteter Trend: Das Homeoffice hat für sie an Beliebtheit gewonnen. Das zeigt jetzt eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Respondi im Auftrag des HR-Start-ups Voiio.

Die wichtigsten Ergebnisse: Für 81 Prozent der Befragten steht fest, dass ihre Home-Office-Erfahrungen in den letzten Monaten dafür gesorgt haben, Arbeitgeber mit Home-Office-Modellen attraktiver zu sehen als andere.

Neuer Attraktivitätsfaktor:
Arbeitgeber mit kinderfreundlichen Homeoffice-Modellen

Knapp zwei Drittel der Eltern, die vor der Krise noch nicht von zu Hause gearbeitet haben, wollen das zukünftig verstärkt tun. Sie gaben an, ab sofort in Stellenanzeigen und auf Karrierewebseiten vor allem solche Arbeitgeber zu berücksichtigen, die auf die speziellen Wünsche von Mitarbeitern mit Kindern eingehen.

Ihre Arbeit wollen sie aber nicht ausschließlich vom Homeoffice aus erledigen: Im Schnitt möchten sie gerne 45 Prozent ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus erledigen. Zum Vergleich: Vor der Krise lag dieser Wert zehn Prozentpunkte darunter.

Gefordert wird allerdings eine digitalisierte Kinderbetreuung, um die Trennschärfe zwischen Arbeit und Privatem zu erhöhen. Bislang nutzen erst gut ein Viertel der Eltern solche Angebote. Besonders beliebt sind virtuelle Nachhilfe, digitale Sportkurse für Kinder und virtueller Musikunterricht. Zum Teil unterstützen Arbeitgeber diese Möglichkeiten bereits.

Auf der Suche nach kreativen Lösungen

Doch damit ist es nicht getan: Gerade in den staatlichen Schulen besteht ein hoher Digitalisierungsbedarf. „Die Tatsache, dass es völlig legitim für Lehrer ist zu sagen, dass sie sich digital nicht auskennen – ohne jegliche Bereitschaft sich Kenntnisse anzueignen“, monierten betroffene Eltern in der Befragung, die sich anonym dazu äußern durften. „Das wäre in der Wirtschaft ein Kündigungsgrund.“

So lässt die Studie keinen Zweifel daran, dass eines der größten Probleme in der Coronkrise der gestiegene Aufwand durch die schulische Betreuung der Kinder war und ist. Mehr als zwei Drittel der Eltern erklärten, hier einen zum Teil beachtlichen Mehraufwand geleistet zu haben. Und dieser habe sich auf die berufliche Leistung ausgewirkt.

Es sei „einfach nicht vereinbar, die Kinder ausreichend zu unterstützen und gleichzeitig zu arbeiten“, erklärte ein Umfrageteilnehmer. Er ärgert sich, „dass für Familien keine kreativen Lösungen angeboten wurden, sondern der Mehraufwand alleine von den Familien zu tragen ist.“

Ideen zur Entschärfung der Doppelbelastung

Das betrifft insbesondere Mütter: Mehr als ein Drittel der befragten Frauen gab an, unter dem Home-Schooling gelitten zu haben. Insgesamt erschwerte das Homeschooling als Leben von 31 Prozent der Eltern. Und mehr als die Hälfte davon klagt darüber, ihr berufliches Pensum nicht mehr zu schaffen. „Kinder, Schule und Erziehung sind von der Arbeit zu trennen“, befand ein Umfrageteilnehmer. Halbe-halbe ergebe schlichtweg „kein gutes Ganzes“.

Das beweist auch die Studie: Von zunehmenden Unkonzentriertheiten berichten 59 Prozent der betroffenen Umfrageteilnehmer. Knapp die Hälfte stellte einen „deutlichen Energieabfall“ bei sich fest und ein gutes Drittel gab zu, mehr Fehler gemacht zu haben als gewohnt.

Die Doppelbelastung wirkte sich bei einem Viertel der Teilnehmer auch auf das familiäre Miteinander aus. Mehr Unterstützung von Lehrern wünschen sich daher knapp die Hälfte der schulpflichtigen Kinder.

„Auch aufgrund der anstrengenden Erfahrung im Zusammenhang mit der Schulbetreuung von zu Hause aus, bei gleichzeitiger Leistungserwartung im Job, suchen Eltern und Arbeitgebern nach Möglichkeiten, die ihnen helfen, beides in den Griff zu bekommen. Digitale Kinderbetreuung wird daher sicher ein wichtiger Baustein der „New-Work-Arbeitswelt“ von morgen sein. so Björn Wind, Geschäftsführer von Voiio.

Die Studie zeigt, dass gut die Hälfte der Eltern solchen Angeboten gegenüber offen ist.

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