Corona und die Folgen: Wachsende Sorge vor Jobverlust und Kurzarbeit

Zu welchen Einbußen die meisten Beschäftigten bereit sind, um ihren Arbeitsplatz zu behalten.

Anne Koschik | 17.11.2021
Viele Menschen bangen wegen der Corona-Krise um ihren Job und Gehaltseinbußen.

Angst vor Jobverlust Viele Menschen bangen wegen der Corona-Krise um ihren Job und Gehaltseinbußen. © Hannah Wei on Unsplash

Es gibt Branchen und Berufsfelder, da wähnten sich die meisten Angestellten vor der Coronavirus-Pandemie in Sicherheit. Als ITler um seinen Job fürchten: In Zeiten des Fachkräftemangels war das nahezu undenkbar. Maschinenbau, Digitalindustrie, Luft- und Raumfahrtbranche – alles lief gut. Die Wirtschaft befand sich im Aufwind.

Sechs Wochen später steht die Arbeitswelt Kopf und viele Berufstätige zittern um ihre Angestelltenverhältnisse. Das zeigt eine neue repräsentative Studie von Censuswide im Auftrag der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Glassdoor. „Hätten wir die Arbeitnehmer in Deutschland vor einigen Wochen in Anbetracht von Rekord-Beschäftigungszahlen nach ihrem Befinden befragt, wäre das Votum sicherlich deutlich optimistischer ausgefallen“, sagt Felix Altmann, Corporate Communications Manager bei Glassdoor.

Das sind die wichtigsten Umfrage-Ergebnisse im Überblick:

Nur ein Viertel der Arbeitnehmer fühlt sich sicher

Bedrohliche Lage: Mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer hat Angst, entlassen zu werden. Lediglich 26 Prozent fühlen sich in ihrem aktuellen Job gut aufgehoben. Dass sie womöglich bald arbeitslos werden, fürchten 20 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Angst vor Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit greift um sich

Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer hat Angst vor Kurzarbeit. Das größte Problem für sie: mit den Gehaltseinbußen klarkommen zu müssen. Bereits in Kurzarbeit befanden sich zur Umfragezeit aber erst acht Prozent der Teilnehmer.

Einstellungsstopps nehmen zu

Neue Mitarbeiter sind gerade nicht gefragt – Fachkräftemangel hin oder her. Fast zwei Drittel der Arbeitnehmer waren bereits darüber informiert, dass der Arbeitgeber in Anbetracht der wirtschaftlich schwierigen Zeiten durch Corona keine Einstellungen vornimmt. Etwa ein Viertel der Unternehmen lässt sich durch die Corona-Krise jedoch nicht beirren und rekrutiert weiter Talente – womöglich um dem Wettbewerber genau jetzt vorzugreifen. Bewerbungen sind also erlaubt. Viele Unternehmen suchen gerade in diesen Zeiten neues Personal.

Anzahl der offenen Stellen sinkt

Die Einstellungsstopps der Unternehmen im Blick, hat Glassdoor zusätzlich zur Umfrage die Veränderung der offenen Stellen analysiert. Das Ergebnis: Tatsächlich hat sich das Angebot an Stellenanzeigen bereits von Februar auf März stark negativ verändert.

Auffällig ist nur der Lebensmittel-Einzelhandel: Supermärkte sind der einzige Bereich, in dem es mehr Stellenangebote gibt.

Berufsfeld /

Branche

Veränderung der

Stellenanzeigen
in Prozent

Veränderung der

Anzahl der Stellenanzeigen

(Februar / März)

Supermärkte +3,6% 31.208 / 32.168
Gesundheitssektor -1,8% 42.394 / 41.648
Pharma & Biotech -4,0% 17.744 / 17.026
Banking & Finanzen -4,0% 15.758 / 15.121
Automotive -4,8% 8.230 / 7.837
Baugewerbe -5,4 12.643 / 11.908
Tech -7,4% 51.519 / 56.958
Handel -11,1% 52.616 / 46.769
Gastronomie -25,9% 5.982 / 4.4432
Reisen & Tourismus -48,9% 7.879 / 4.026

Vertrauen ins Krisenmanagement der Arbeitgeber ist groß

Drei Viertel der Befragten stimmen der Aussage zu, dass der Arbeitgeber alles tut, um Arbeitsplätze zu erhalten. Den vollen Einsatz ihrer Geschäftsleitung in Sachen Arbeitsplatzsicherung vermissen etwa acht Prozent der Umfrageteilnehmer. Der Vertrauensvorschuss der meisten Beschäftigten für ihr Management ist groß.

Bereitschaft der Arbeitnehmer zu Einbußen besteht

Um ihren Job zu erhalten, sind knapp zwei Drittel der Arbeitnehmer bereit, auf eine Bonuszahlung oder eine Gehaltserhöhung zu verzichten. Gehaltskürzungen wollen aber die wenigsten hinnehmen: 58 Prozent der Befragten haben ernsthafte Probleme damit, wenn ihr normales Gehalt beschnitten würde – auch unter dem Vorzeichen, dass andernfalls der eigene Arbeitsplatz im Unternehmen verloren gehen könnte.

Zukunftserwartungen sind düster

Die Aussichten auf baldige Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise ist bei den Umfrageteilnehmern nicht sehr positiv: Zwei Drittel der Arbeitnehmer rechnen nicht kurzfristig damit.

Im Detail jedoch machten die Ergebnisse „auch Hoffnung auf Besserung und offenbaren ein großes Engagement auf Seiten der Arbeitgeber“, resümiert Glassdoor-Experte Altmann. Besonders hebt er die Zuversicht einer großen Anzahl der Befragten hervor, dass im Unternehmen alles zur Arbeitsplatzsicherung getan werde.

Mehr: Der Staat will Lohnlücken für Arbeitnehmer in der Krise schließen