So bewerben Sie sich beim Headhunter

Initiative zu zeigen hilft, um ins Visier der Headhunter zu kommen. Oft reicht schon das Einreichen eines gut aufgebauten Lebenslaufs, um die Karriere zu beflügeln.

Britta Domke | 07.01.2019

Das Klischee vom Headhunter geht so: „Die suchen doch nur Führungskräfte“ oder: „Unter 80.000 Euro im Jahr ist man für die nicht interessant“ oder auch: „Sich selbst zu bewerben, kommt gar nicht gut“. Alles falsch.

Marco Keller (Name geändert) ist nicht der Typ, der bei einer Bewerbung Berührungsängste hat. Er hat Freunde angesprochen, ob sie nicht von einer freien Stelle wüssten. Hat für Unternehmen unbezahlt Projekte entworfen. Und er hat sich bei einem Headhunter beworben. Was zunächst wie verkehrte Welt klingt – sind es nicht die Headhunter, die potenzielle Kandidaten ansprechen? –, ist heute ganz normal in der Branche, deren Vertreter sich selbst lieber als „Personalberater“ oder „Executive Search Berater“ bezeichnen.

Der hochtrabende Begriff verschleiert, was viele Jobsucher längst wissen: Personalberater suchen keineswegs nur Executives, also Top-Führungskräfte, obwohl das erwartete Zieleinkommen bei durchschnittlich 150.000 Euro liegt, sagt eine aktuelle Studie des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Auch Spezialisten ohne Führungsverantwortung stehen auf ihrer Auftragsliste.

Marco Keller zum Beispiel verdiente als Telekommunikationsexperte gerade mal 50.000 Euro im Jahr. Für den Headhunter seiner Wahl, die Personalberatung Weiser, Kuck & Comp., war der Betriebswirt trotzdem interessant: „Zuerst wollten sie nur einen kurzen Lebenslauf von mir“, erzählt Keller, „aber dann sollte ich alle Unterlagen komplett mit Zeugnissen schicken.“

Ein paar Tage später baten die Berater ihn um ein Kennenlerngespräch; kurz darauf wurde er von einer Telefongesellschaft zum Vorstellungsgespräch eingeladen.

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Welche Ausgangssituation liegt vor?

Dass letztlich doch nichts aus der Stelle wurde, hat seine gute Meinung von der Branche nicht erschüttert: „Ich sehe nur Vorteile in einer Initiativbewerbung beim Headhunter. Vor allem, weil ich hier Kontakte nutzen kann, an die ich sonst nicht herankäme“, sagt der 38-Jährige. „Ich hätte auch nichts dagegen, von denen wieder kontaktiert zu werden.“ 

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Die Chancen stehen gut: Knapp 70.000 offene Stellen werden jedes Jahr mit Hilfe der deutschen Personalberatungen besetzt – die meisten von ihnen im verarbeitenden Gewerbe, in der Konsumgüterindustrie, im Maschinenbau sowie in der IT- und Telekommunikationsbranche.

Bei Bewerbern hat sich ihr Job-Potenzial herumgesprochen: Zahlreiche unaufgeforderte Bewerbungen landen bei den großen Personalvermittlern.

Mit Absolventen frisch von der Uni können jedoch nicht alle Headhunter etwas anfangen. Wer als Absolvent sein Glück versuchen möchte, klopft besser bei den kleineren, auf bestimmte Branchen spezialisierten Headhuntern an.

Wie viel Berufserfahrung ist wichtig?

Um sich auch für die großen Headhunter interessant zu machen, brauchen Bewerber mindestens zwei bis drei Jahre Berufserfahrung und eine gefragte berufliche Spezialisierung. Eine Führungsfunktion ist hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Besonders begehrt: ITler, Ingenieure, Berater und Experten für den Gesundheitssektor. Das zeigt die BDU-Personalberater-Studie..

Wer sich auf die Suche nach einem Headhunter begibt, hat in Deutschland die Wahl zwischen rund 2.000 Personalberatungen. Rund die Hälfte kommt auf einen Jahresumsatz von bis zu einer Million Euro und wird oft nur von einem Einzelkämpfer geführt. Statt sich blind zu bewerben, sollten Jobsucher deshalb zunächst abklären, welcher Berater auf ihre Branche spezialisiert ist.

Woran sind gute Headhunter zu erkennen?

Verlässliche Kriterien für die Seriosität einer Beratung gibt es nicht, aber immerhin ein paar Anhaltspunkte: Wer im Fachverband Personalberatung des BDU registriert ist – derzeit sind dies gut 50 Unternehmen -, der verpflichtet sich zur Einhaltung strenger Berufsgrundsätze. Etwa, Bewerbungsunterlagen nur mit Zustimmung des Kandidaten an ein Kundenunternehmen weiterzugeben oder den Bewerber regelmäßig über den Stand der Vermittlung zu informieren.

Wem die Seiten des Berufsverbandes nicht ausreichen, der kann auch über kommerzielle Headhunter-Portale suchen – etwa experteer.dejobleads.defemalemanagers.de oder taledo.com. Der Pferdefuß dabei: Die Vermittlung zwischen Bewerber und Headhunter kostet in der Regel Geld. Die Gebühren reichen von 9,90 Euro pro Monat bis zu mehreren hundert Euro im Jahr – je nach Laufzeit, Menge der Serviceangebote und Premium-Upgrades.

Warum ist beim Erstkontakt mit dem Headhunter Vorsicht geboten?

Obwohl der Anteil der schwarzen Schafe abnimmt, ist beim Erstkontakt mit einem unbekannten Personalberater Vorsicht geboten. Bewerber sollten auf folgende Punkte achten: Werde ich zu einem ausführlichen Erstgespräch eingeladen? Gibt die Personalberatung bereitwillig Auskunft über ihre Datenschutzregeln? Holt man meine Zustimmung ein, bevor Unterlagen an Unternehmen weitergereicht werden?

Eines dürfen Jobsucher jedoch nicht vergessen: Nicht sie sind die Kunden der Personalberatungen, sondern die Unternehmen, die für die Mitarbeitersuche bezahlen. Wer also von seinem Berater eine Rundumbetreuung bei der Jobsuche erwartet, wird sicherlich enttäuscht. „Was wir nicht mögen, ist, wenn ein Kandidat uns alle zwei Wochen anruft, ob es eine Stelle für ihn gibt“, warnt Stefan Koop von Delta Management Consultants. „Das nervt.“

Erst wenn ein passender Suchauftrag vorliegt, wird der Bewerber für eine Personalberatung wieder interessant. Bis dahin schlummern seine Unterlagen in der Datenbank – oft jahrelang, ohne dass sich etwas tut.

Trotzdem kann sich der Kontakt zu einem Headhunter lohnen, auch wenn letztlich kein Job dabei herausspringt. Sabine Oppermann (Name geändert), Bankkauffrau aus Lüneburg, schwärmt noch heute von den interessanten Gesprächen mit „ihrem“ Personalberater, den sie während einer Bewerbungsphase kontaktiert hatte. „Das Angenehme bei denen ist: Man kann sie auch mal drei Meter links und rechts des Weges etwas fragen“, erzählt die 29-Jährige.

Wie viel Gehalt sie verlangen kann, was sie auf die Frage nach ihrem Kinderwunsch antworten soll – dazu gab ihr der Berater hilfreiche Tipps.

Wenn sie demnächst wieder auf Jobsuche geht, dann – so hat sich Sabine Oppermann fest vorgenommen – wird sie als Erstes ein paar auf Banken spezialisierte Personalberater anrufen. Schließlich wissen diese zuallererst, wo interessante Stellen zu besetzen sind. Zielvorgaben: Top-Headhunter: Das sollten Sie mit 35 im Job erreicht haben.

Was muss ich bei der Initiativbewerbung beim Headhunter beachten?

Umfang der Unterlagen:
Den meisten Personalberatern genügt eine Kurzbewerbung mit Anschreiben und zwei Seiten Lebenslauf plus Foto. Andere möchten eine vollständige Mappe inklusive Zeugnissen haben. Welche dieser Varianten erwünscht ist, klären Sie am besten vorher ab.

Online-Bewerbung:
Headhunter nehmen auch (noch) Papierbewerbungen an. Doch sie bevorzugen E-Mails oder Online-Formulare, die sich direkt auf der Webseite ausfüllen lassen.

Ansprechpartner:
Beginnen Sie das Anschreiben mit einer persönlichen Ansprache, also nicht mit „Sehr geehrte Damen und Herren“, sondern mit „Sehr geehrter Herr Müller“ oder „Sehr geehrte Frau Schmitz“. Wichtig: Adressieren Sie Ihre Bewerbung an den Headhunter, nicht an den Personaler des Unternehmens, für das Sie sich interessieren.

Erfragen Sie vorher, welcher Personalberater eines Hauses für Ihre Branche zuständig ist.

Betreff:
Wollen Sie eine Initiativbewerbung schicken? Dann gehört das genau so in den Betreff: „Initiativbewerbung als Vertriebsingenieur“.

Hat der Headhunter Sie angerufen und möchte jetzt Ihre Unterlagen haben? Dann helfen Sie ihm gedanklich auf die Sprünge: „Bewerbung als Vertriebsingenieur | Ihre Direktansprache vom 24. April 2007“.

Eigenwerbung:
Ihr Anschreiben können Sie leider nicht klassisch auf eine spezielle Stelle maßschneidern, denn Sie wissen ja noch gar nicht, welche das sein wird. Stattdessen sind Angaben erdforderlich, in welcher Branche und Zielposition Sie gerne unterkommen möchten, etwa als Marketingleiter oder IT-Berater.

Dazu gehört dann aber unbedingt auch Werbung in eigener Sache: Was qualifiziert mich für die Position? Welche Erfolge habe ich erzielt? Wohin möchte ich mich entwickeln?

Gehaltsvorstellung
Eine Gehaltsangabe im Anschreiben erwartet jeder Headhunter. Als Kandidat bewegen Sie sich jedoch auf dünnem Eis: Pokern Sie zu hoch, sind Sie aus dem Rennen. Verlangen Sie zu wenig, weist das auf geringes Selbstvertrauen hin. Am besten nennen Sie eine Gehaltsspanne.

Kündigungsfrist:
Oft muss es sehr schnell gehen bei der Kandidatensuche. Deshalb gehört die Kündigungsfrist mit ins Anschreiben, etwa so: „Meine Kündigungsfrist beträgt sechs Monate zum Quartalsende. Erfahrungsgemäß lässt mein Arbeitgeber in solchen Fällen jedoch mit sich handeln.“


ADRESSEN VON VERBÄNDEN

Bundesverband Deutscher Unternehmensberater: www.bdu.de
Mitgliederverzeichnis Association of Executive Search Consultants: www.aesc.org 

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