Jobsuche: Diese Bewerbungsmythen sollten Sie kennen

Zu viele Jobs im Lebenslauf, zu hohe Gehaltsforderungen und ein schlechter Eindruck auf den Social-Media-Kanälen können die Karriere negativ beeinflussen – müssen aber nicht.

karriere.de | 17.11.2021
Wer die Fettnäpfchen bei der Bewerbung im Vorfeld studiert, hat es leichter, einen Job zu ergattern.

Bewerben mit Erfolg Wer die Fettnäpfchen bei der Bewerbung im Vorfeld studiert, hat es leichter, einen Job zu ergattern. © Karriere Foto: Brokke Cagle on Unsplash

Einige Gerüchte rund um das Thema Bewerbung halten sich hartnäckig – vom Anschreiben über die Selbstpräsentation bis hin zur Gehaltsfrage. Aber wo ist wirklich etwas dran? Und welche Annahmen sind längst überholt?

Was bei der Jobsuche wirklich wichtig ist, hat jetzt die Jobplattform Stepstone ermittelt. Sie befragte dazu tausende Recruiter und Bewerber und weiß, welche Bewerbungsmythem im Umlauf sind.

1) Falsche Bescheidenheit:
Wer in seinem Lebenslauf viele Karrierestationen auflistet, gilt bei Personalern schnell als Job-Hopper

Falsch.
Der Arbeitsmarkt wird zunehmend dynamischer und schnelllebiger – das wissen auch die Personaler. Jobs sind immer häufiger projektbezogen oder haben eine befristete Vertragslaufzeit. Und die Wechselbereitschaft von Arbeitnehmern ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, zeigen aktuelle Stepstone-Studien.

Jeder zweite Bewerber gab an, wegen einer unpassenden Unternehmenskultur den Job gewechselt zu haben. Jeder Dritte hat sogar schon einmal in der Probezeit gekündigt, weil es einfach nicht passte.

„Je nach Aufgabenprofil in der ausgeschriebenen Stelle bewerten Personaler es sogar positiv, wenn der Bewerber in vielen unterschiedlichen Bereichen in kurzer Zeit Erfahrungen gesammelt hat“, sagt Stepstone Karriereexpertin Inga Rottländer. „Das beweist Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.“ Aber es können auch persönliche Gründe sein, die eine berufliche Veränderung bedingen.

Empfehlung:
Die Personalverantwortlichen haben häufig Verständnis für einen Wechsel, wenn dieser gut begründet ist. „Hat man sich beruflich sehr häufig und schnell verändert, ist es ratsam, den Grund im Lebenslauf unter der jeweiligen Station kurz zu nennen – zum Beispiel ein Umzug oder dass das Aufgabenprofil letztendlich doch nicht gepasst hat“, sagt Rottländer. „So können Bewerberinnen und Bewerber mögliche Fragen von Personalverantwortlichen direkt abfangen.“

2) Wirkungsvolle Präsentation:
Personaler interessieren sich nicht für meine Social Media Auftritte

Stimmt nicht.
Knapp jeder zweite Recruiter recherchiert laut einer Stepstone Studie im Internet nach Informationen zu den Bewerbern. Die wichtigsten Quellen sind dabei Google und soziale Netzwerke. „Auch wenn die Urlaubsfotos auf Instagram am Ende nicht darüber entscheiden werden, ob man einen Job bekommt oder nicht: Es ist empfehlenswert, seine sozialen Kanäle zu pflegen“, sagt Inga Rottländer.

Empfehlung:
„Es ergibt durchaus Sinn, vor der Jobsuche einmal in die Rolle des Personalers zu schlüpfen und seinen Namen in die Suchmaske einzugeben“, rät die Stepstone-Expertin. So lasse sich leicht nachprüfen, welche persönlichen Informationen im Netz kursierten und welchen Eindruck der Recruiter dadurch gewinnen könne.

3) Mangelnde Offenheit:
Ich verschweige besser, dass ich mich auch woanders beworben habe.

Falsch.
Im Gegenteil: Recruiter rechnen sogar damit, dass Bewerber sich auch bei anderen Unternehmen umsehen. Fast zwei Drittel der Befragten bewerben sich im Laufe einer Jobsuche bei sechs oder mehr Unternehmen, hat eine Stepstone-Marktforschung ergeben. Ein Drittel von ihnen bewirbt sich sogar bei mehr als fünfzehn Unternehmen.

Empfehlung:
Personalverantwortliche erwarten eine ehrliche Antwort auf die Frage, ob man sich noch bei anderen Unternehmen beworben hat. Alles andere könnte auf fehlende Motivation bei der Jobsuche schließen lassen.

4) Schlechter Poker:
Wenn ich niedrige Gehaltsvorstellungen angebe, habe ich bessere Jobchancen

Stimmt nicht.
Allzu bescheidene Gehaltsvorstellungen können bei Personalern als Zeichen für mangelnde Erfahrung oder geringes Selbstbewusstsein interpretiert werden. Es besteht die Gefahr, dass das Gegenüber einen also gar nicht als ausreichend qualifizierten Mitarbeiter in Betracht zieht.

Niedrige Gehaltswünsche offenbaren auch, dass man sich nicht hinreichend über ein realistisches Gehalt informiert hat.

Empfehlung:
Bewerber sollten sich im Vorfeld darüber informieren, wie das Gehalt in vergleichbaren Positionen und Branchen ausfällt. Rottländer empfiehlt: „Hier eignen sich – neben dem Austausch mit Freunden oder der Familie – Gehaltsrechner oder -reports, die verschiedene Gehälter vergleichen und einen Überblick geben. In der Gehaltsverhandlung selbst ist es ratsam, eine Gehaltsvorstellung zu nennen, die einen gewissen Puffer nach unten zulässt – und trotzdem realistisch ist. In der Regel nähern sich Bewerber und Personalverantwortliche dann so an, dass beide zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen.“

5) Antiquierte Vorstellungen:
Das Anschreiben ist der wichtigste Bestandteil meiner Bewerbung.

Falsch.
Der Lebenslauf ist der wichtigste Bestandteil – das sagen 90 Prozent der Recruiter in Deutschland. Das Anschreiben folgt mit großem Abstand nur auf Platz zwei.

Tatsächlich nimmt die Bedeutung des Anschreibens seit Jahren immer weiter ab. Der Hauptgrund: Der Trend zur schnellen, unkomplizierten Online- und Mobil-Bewerbung.

Arbeitgeber legen zunehmend Wert darauf, potenziellen Bewerbern die Kontaktaufnahme so leicht wie möglich zu machen. Einige Unternehmen – wie zum Beispiel die Deutsche Bahn – haben das Anschreiben deshalb sogar abgeschafft.

Empfehlung:
Es empfiehlt sich, die Angaben im Lebenslauf nicht nur aktuell zu halten, sondern immer auch auf die Stelle zuzuschreiben, auf die man sich bewirbt. Es reicht heutzutage nicht aus, einen Lebenslauf zu schreiben, der auf alles passen könnte. Wichtig ist, darin zu beschreiben, mit welchen Skills und Qualifikationen man welche Erfolge erzielen konnte.

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