Jobchancen-Check: Wo Quereinsteiger in Deutschland wirklich gefragt sind

Nicht mal mehr die Hälfte aller Arbeitnehmer nutzt die ursprünglich erworbene Expertise.

Anne Koschik | 15.11.2019
In einigen Jobbereichen haben Quereinsteiger bessere Möglichkeiten als anderswo. Gerade auch der IT-Bereich bietet neue Facetten.

Viele Chancen im Vertrieb und Verkauf In einigen Jobbereichen haben Quereinsteiger bessere Möglichkeiten als anderswo. Gerade auch der IT-Bereich bietet neue Facetten. Foto: Blake Wisz on Usplash

Für Quereinsteiger haben sich in den letzten Jahren neue Möglichkeiten im Arbeitsleben ergeben. Besonders im Westen Deutschland öffnen sich viele Unternehmen gegenüber gut ausgebildeten Personen, die sie jedoch fachfremd einsetzen.

Allerdings müssen sie besondere Skills wie Offenheit, Neugier, Engagement, Organisation und Lust auf Learning by doing mitbringen.

Denn ein Leben lang den gleichen Job haben? Was in früheren Zeiten als Auszeichnung galt, Sicherheit bedeutete und Kaminkarrieren beflügelte, ist heute nicht mehr uptodate.

Nur noch 40 Prozent der Fach- und Führungskräfte arbeiten noch in dem Bereich, auf den sie sich zu Beginn ihrer Laufbahn spezialisiert haben.

Das geht aus einer Studie der Online-Jobplattform Stepstone (www.stepstone.de) hervor, für die 17.000 Arbeitnehmer befragt wurden. Um herauszufinden, wo diese Fachkräfte ohne konkrete Vorkenntnisse oder Erfahrungen in einem bestimmten Job gute Aussichten für einen Quereinstieg haben, hat das Portal knapp 65.700 Stellenanzeigen in den 30 größten deutschen Städten ausgewertet.

In diesen Städten geht für Quereinsteiger was

In Mönchengladbach richten sich fast zehn Prozent aller ausgeschriebenen Stellen an Quereinsteiger. Das ist der Höchstwert der Analyse.

Dahinter folgen Braunschweig und Münster: Dort ist in 7,6 Prozent bzw. 7,2 Prozent der angebotenen Jobs ein Berufseinstieg ohne spezifische Vorkenntnisse möglich.

In allen drei Städten sind besonders IT-Fachkräfte und Vertriebler gefragt – zwei Berufsgruppen, in denen Fachkräfte überdurchschnittlich häufig auch ohne spezielle Ausbildung starten können.

„Viele IT-Projektleiter sind beispielsweise Quereinsteiger. Sie haben kein Informatikstudium absolviert, sondern oft eine andere Ausbildung, verfügen aber über das nötige Organisationsgeschick und haben sich das nötige Wissen selbst beigebracht“, sagt Inga Rottländer, Karriere-Expertin bei StepStone.

Der durchschnittliche Anteil ausgeschriebener Quereinsteiger-Jobs liegt städteübergreifend bei knapp 2,8 Prozent.

Jobs für Quereinsteiger in Deutschland

Millionenstädte brauchen viel seltener Quereinsteiger

In den deutschen Millionenstädten richtet sich lediglich ein kleiner Bruchteil der Stellenausschreibungen an Quereinsteiger:

● In Köln sind es knapp 2,2 Prozent.
● In München liegt das Angebot bei knapp 2,3 Prozent.
Hamburg bietet 2,6 Prozent offene Stellen für Quereinsteiger.
● Nur in Berlin richten sich rund 3 Prozent der Stellenausschreibungen – und somit überdurchschnittlich viele – an Personen ohne spezielle Vorkenntnisse. Ein Grund dafür: In Deutschlands Hauptstadt werden besonders viele Quereinsteiger im Bereich Vertrieb gesucht.

Top-Berufsfelder für Quereinsteiger

Stellenanzeigen im Vertrieb und Verkauf (34,4 Prozent), in der IT (21,7 Prozent) und im Bereich Handwerk, Dienstleistungen und Fertigung (8,8 Prozent) machen den größten Anteil an allen analysierten Quereinsteiger-Stellen aus.

„Oft sind Quereinsteiger besonders in denjenigen Berufen gefragt, in denen die Persönlichkeit eines Menschen erfolgsentscheidender ist als eine bestimmte Qualifikation. Das ist in der Kundenbetreuung der Fall oder zum Beispiel auch im HR-Bereich“, so Karriere-Expertin Rottländer von Stepstone.

Ebenso sei es für Fachkräfte, die den Quereinstieg nicht ablehnen, Auch in Bereichen und Regionen mit hoher Personalnachfrage viel leichter möglich, ohne die eigentlich geforderte Qualifikation einzusteigen.

„Das ist derzeit unter anderem auch im logistischen Bereich der Fall“, so Rottländer. Teilweise werde die notwendige Umschulungsogar direkt vom Arbeitgeber bezahlt.