So zeigen Sie Ihre Motivation für den Job

Gehören Sie auch zu den Bewerbern, die das Bewerbungsschreiben am meisten fürchten? Warum eigentlich?

ka / karriere.de | 25.03.2019

Das Anschreiben gilt als Kernstück jeder Bewerbung: Denn es entscheidet den Ton, spiegelt die Motivation und verwebt Fakten und Argumentation gleichermaßen.

Prägnant bringt der Bewerber hier seine Motivation auf den Punkt. Der Bewerber wird im Anschreiben zum Verkäufer der eigenen Arbeitskraft. Deswegen erzählt das Anschreiben den Lebenslauf nicht nach, sondern bringt das individuelle Leistungsprofil des Bewerbers auf den Punkt.

Nach dem Motto: „Das kann ich – und darum bin ich der Richtige für diesen Job!“

„Texten Sie keinen Brief, sondern ein Briefing“, rät der Bewerbungsberater Gerhard Winkler. Dafür reicht eine knappe Seite. Denn das Anschreiben ist eine Art Leistungsbilanz mit einer knappen Selbstpräsentation – und weder ein Essay noch ein Kurzroman.

Diese Angaben und Elemente gehören in ein Anschreiben:

1. Kontaktdaten: So einfach erreichen Sie mich!

Um die Kontaktdaten von der Anschrift abzuheben, gehören diese entweder in die Kopfzeile oder die rechte Seitenecke. Die aktuellen Kontaktdaten enthalten:

Name
Anschrift
seriöse E-Mail-Adresse
Telefonnummer

2. Anschrift: korrekt und zielgerichtet

Als Anschrift ist immer die vollständige Adresse des Unternehmens, eventuell mit Verweis auf die Abteilung, in der sich der Ansprechpartner (Anrede) befindet, zu nennen.

3. Betreff und Datum: Bezug und Aktualität

Personaler erhalten oft Hunderte von Bewerbungen für unterschiedlichste Stellen: Eine gefettete und eventuell durch eine größere Schrift hervorgehobene Betreffzeile ermöglicht einen schnellen Überblick, für welche Stelle sich der Bewerber interessiert. Bei der Stellen-Bezeichnung kann man sich einfach an der Ausschreibung orientieren. Achtung: Die Betreffzeile ist nicht der richtige Ort für Kreativität und ausgefallene Wortspielereien. Darauf sollten Sie verzichten!

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4. Einen Absatz nach der Betreffzeile folgt rechtsbündig der Ort mit dem aktuellen Datum, zum Beispiel so:

BEWERBUNG ALS WISSENSCHAFTLICHER MITARBEITER (KENNZIFFER 3052 W)

                                                                                               Düsseldorf, den 25. März 2019

5. Anrede: Sie kenne ich doch!

Engagement zeigt, wer im Vorfeld mit dem Adressaten telefoniert hat. Sollte das nicht der Fall sein, muss zumindest der korrekte Ansprechpartner recherchiert werden, um das relativ anonym wirkende „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu vermeiden. Angebracht ist übrigens nach wie vor die klassische Anrede: „Sehr geehrter Herr XXX“ bzw. „Sehr geehrte Frau XXX“.

Bei Bewerbungen im wissenschaftlichen Umfeld sollten auch die akademischen Titel an dieser Stelle genannt werden: „Sehr geehrte Frau Dr. Welling“. Nach der offiziellen Anrede folgen ein Komma, ein Abstand und der erste Satz (mit Kleinschreibung des ersten Wortes, wenn es sich nicht um ein Substantiv handelt).

6. Richtig einsteigen: Vergessen Sie Phrasen!

Der erste Satz muss prägnant sein, Spannung und Neugier erzeugen. Er ist der Köder, der den Leser in den Text zieht: Hier muss die Balance der Worte stimmen. Seien Sie selbstbewusst, aber nicht arrogant, authentisch und nicht aufgesetzt, begeistert, aber keinesfalls heuchlerisch! Personaler haben ein feines Gespür für aufgeblasene Selbstmarketings-Kampagnen oder platte Lobeshymnen über den Traumarbeitgeber. Der erste Satz beantwortet folgende Frage: Was kann ich und warum bin ich der ideale Kandidat für die ausgeschriebene Stelle? Der erste Satz ist individualisiert und auf die Stelle bezogen. Sie sollten darin folgende Fragen überzeugend beantworten:
Warum wollen Sie in diesem Unternehmen arbeiten? Selbstmarketing: 5 Methoden, die Ihnen helfen, zur Marke zu werden – Nicht nur große Unternehmen können sich selbst als Marke inszenieren. Tipps für erfolgreiches Selbstmarketing.

Wo liegen Ihre Qualifikation und Ihr Mehrwert?

Ein guter und überraschender Einstieg gelingt Ihnen beispielsweise dann, wenn Sie einen Zusammenhang zwischen dem Unternehmen und den eigenen Fähigkeiten herstellen. Auch ein vorheriger persönlicher Kontakt etwa per Telefon oder auch auf einer Jobmesse oder sonstigen Recruiting-Veranstaltung hilft, einen persönlichen Bezug herzustellen. Beachten Sie dabei: Unbelegtes Eigenlob klingt unseriös, ebenso Lobeshymnen über den künftigen Wunsch-Arbeitgeber.

Vorsicht auch vor abgedroschenen Standardfloskeln: „Mit großem Interesse habe ich Ihre Ausschreibung zur Kenntnis genommen…“ oder  „Hiermit bewerbe ich mich…“ – so sollte ein gutes Einschreiben nicht beginnen. Phrasen dieser Art wecken aufgrund ihrer stereotypen Formelhaftigkeit kein Interesse, sie haben keinen Aussagewert und wirken affektiert. Diese Einfallslosigkeit kann im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass die gesamte Bewerbung im Papierkorb landet.

7. Haupttext: Liefern Sie überzeugende Argumente!

Nachdem der Köder ausgeworfen ist, werden nun in ein bis zwei Absätzen anhand von Praxisbeispielen die Schlüsselkompetenzen herausgearbeitet. Personaler wollen nicht vorgeführt bekommen, wie raffiniert ein Bewerber sich verkaufen kann, sondern sie suchen nach faktengefütterten Argumenten für ihre Entscheidungsgrundlage: Deswegen müssen Sie mit den stärksten Argumenten starten und die für den Job erforderlichen Leistungen und Erfolge sowie die Passform zum Unternehmen herausarbeiten. Nutzen Sie dabei starke und dynamische Verben, bevorzugen Sie einfache Hauptsätze und belegen Sie Ihre Aussagen mit Praxisbeispielen. Also nicht: „Ich bin teamfähig“, sondern „Durch die Leitung der Uni-Theatergruppe stärkte ich meine Teamfähigkeit“ oder „Mein organisatorisches und kommunikatives Geschick stärkte ich… “

Ein gutes Anschreiben bezieht sich auf die wichtigsten Ankerpunkte der beruflichen Biografie, ein herausragendes Anschreiben bringt diese jedoch immer in Bezug zur ausgeschriebenen Stelle: Berufseinsteiger betonen alle in Ausbildung, Praktika, Examensarbeit oder Freizeit gesammelten Erfahrungen, die für das gesuchte Profil relevant sind. Berufserfahrene schöpfen dagegen insbesondere aus der Praxis.

Phrasen und Floskeln besser weglassen: Auch für den Haupttext gilt: Abgedroschene Standardfloskeln und leere Worthülsen haben keinen Platz in einer guten Bewerbung. Denn gerade wer sich bei großen Unternehmen bewirbt, die täglich zig Bewerbungen auf den Schreibtisch bekommen, muss es schaffen, sein Gegenüber zu überraschen und neugierig zu machen. Und das gelingt ganz sicher nicht mit langweiligem Blabla – weder im Anschreiben noch im Lebenslauf. Auch vermeintlich gut klingende Begriffe wie „Problemlöser“, „Erfolgsbilanz“ oder „Teamplayer“ können sich Bewerber getrost sparen. Sie gehören laut einer Auswertung des Business-Netzwerks LinkedIn zu den zehn am häufigsten verwendeten Floskeln in den Bewerberprofilen seiner Mitglieder.

Top Ten der am meisten genutzten Allgemeinplätze in Bewerbungen, die Sie am besten vermeiden sollten:


     1. innovativ 
     2. dynamisch 
     3. motiviert 
     4. umfangreiche Erfahrungen 
     5. proaktiv 
     6. Teamplayer 
     7. Erfolgsbilanz 
     8. Mehrwert 
     9. ergebnisorientiert 
    10. Problemlöser

Einfach bewerben. Bewerbungskosten: Wer für sie aufkommt und wann sie sich absetzen lassenBewerben ist teuer – und häufig bleiben Jobsuchende zumindest auf einem Teil der Kosten sitzen.

Am Beispiel Teamfähigkeit zeigt sich, wie wenig kreativ Bewerber sind und was Personaler täglich in Anschreiben, Lebensläufen und Bewerber-E-Mails lesen.

Ich arbeite gerne im Team.
Ich bin ein echter Teamplayer.
Ich bin sehr teamfähig.

Auf solche und ähnliche Allgemeinplätze in den Bewerbungsunterlagen sollten Sie unbedingt verzichten!

Doch ohne Soft Skills geht es im Berufsleben auch nicht. Sie in der schriftlichen Bewerbung nachzuweisen ist schwierig, aber nicht unmöglich. 
Besser ist es daher, Taten sprechen zu lassen

Wer seine Teamfähigkeit überzeugend nachweisen will, kann zum Beispiel anhand eines konkreten Projekts, eines besonderen Erfolgs oder eines außerberuflichen Engagements oder auch sonstigem Engagements zeigen, dass er tatsächlich wie ein echter Teamplayer gehandelt hat. 

Solche Beispiele aus dem wahren Leben überzeugen viel mehr als bloße Behauptungen.

8. Schluss-Sequenz: Positiver Ausklang

Mit einem zusammenfassenden Fazit kann der Bewerber positiv im Gedächtnis bleiben: Im Schlussteil des Anschreibens machen Sie deutlich, dass Sie sich auf ein persönliches Gespräch freuen, und beantworten – wenn dies in der Stellenanzeige angefordert ist – die Fragen, ab wann Sie starten können und welches Gehalt Sie sich vorstellen.

Zeigen Sie, dass Sie Ihren Wert kennen, indem sie die branchenüblichen Gehaltszahlen angeben und eventuell eine Spannbreite (z.B. 35.000 bis 40.000 Euro) anbieten, die als Basis für weitere Verhandlungen dient.

Bei Angaben zum frühestmöglichen Eintrittstermin ist Folgendes zu beachten: Wer in einer ungekündigten Stellung ist, nennt in seiner Bewerbung am besten nicht nur die Kündigungsfrist, zum Beispiel „vier Wochen zum Quartalsende“, sondern macht konkrete Angaben zum Eintrittstermin: „Ich könnte also am xy bei Ihnen anfangen.“

Das kann wichtig sein, falls beispielsweise ein Umzug notwendig oder auch eine kleine Verschnaufpause zwischen den beiden Jobs geplant ist.

Manchmal kann eine lange Kündigungsfrist auch verkürzt werden. Mit konkreten Angeboten, sich darum zu bemühen, früher aus dem bestehenden Arbeitsvertrag herauszukommen, sollten sich Bewerber zumindest beim ersten Kennenlernen aber zurückhalten.

Jobsuchende, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus bewerben, sollten von allzu euphorischen Formulierungen wie: „Ich kann sofort/morgen bei Ihnen anfangen“ Abstand nehmen und lieber sachlich den nächsten 1. oder auch 15. eines Monats als möglichen Starttermin nennen. Ist vom Unternehmen ein Wunschtermin vorgegeben, bestätigen Sie einfach, dass Sie dann zur Verfügung stehen können.

9. Unterschrift: Dafür stehe ich mit meinem Namen

Die handschriftliche Unterschrift ist eine Formalie, die den Namen entweder vollständig ersetzen kann oder zwischen die Abschiedsfloskel und den getippten Namen gesetzt wird. Auf jeden Fall sollten Sie Ihren Vor- und Nachnamen ausschreiben – und auf Abkürzungen verzichten.

Die Unterschrift sollte im besten Fall mit einem schönen Füller in blauer oder auch schwarzer Tinte geschrieben werden. Heutzutage ist aber auch eine Unterschrift mit dem Kugelschreiber akzeptabel.

Bei der Online-Bewerbungist darauf zu achten, dass die eingescannte Unterschrift als Grafik in das Dokument gesetzt wird und auch nach dem Ausdrucken gut lesbar ist.

Formale Gestaltung des Anschreibens

Die formale Gestaltung des Anschreibens unterliegt strengen Regeln: Die einzelnen Elemente (Einleitung, Hauptteil, Schluss) sind durch Absätze strukturiert.

Das Layout ist übersichtlich und ansprechend. Die Schriftart- und Größe (z.B. Arial oder Calibri in Schriftgröße 11 Pt.) orientiert sich an den gängigen Normen, ist klar, nicht zu klein und lesefreundlich.

Ein absolutes Tabu sind Flüchtigkeitsfehler. Die korrekte Schreibweise, Grammatik und Kommasetzung sind unerlässlich. Die meisten Personaler sortieren Bewerber nach zwei bis drei Fehlern konsequent aus. Deswegen sollte das Anschreiben immer inhaltlich, stilistisch und formal gegengelesen werden.

Checkliste Anschreiben

I. Gestalten Sie das Anschreiben formal korrekt und lesefreundlich:

  • Vollständiger Briefkopf: Name, Anschrift, Adresse, Telefon- sowie Handynummer und seriöse E-Mail-Adresse
  • Korrekte Anschrift
  • Aussagekräftige und fett markierte Betreffzeile: Stellenbezeichnung, Fundort (ggf. mit Kennziffer), Datum der Stellenanzeige
  • Datum der Bewerbung und Ort
  • Persönliche Anrede anstelle von einer ganz allgemeinen Anrede wie „Sehr geehrte Damen und Herren“
  • Angemessene Schriftgröße (11-12pt) und Schriftart (z.B. Arial, Calibri, Times New Roman)
  • Freundliche Grußformel zum Abschluss
  • Leserliche Unterschrift (in blauer Tinte) 
  • Alles fehlerfrei? Lassen Sie das Anschreiben Korrektur lesen!


II. Wecken Sie mit dem Anschreiben die Neugier auf Ihre Person:

  • Veranschaulichende Darstellung: Wer sind Sie, was können Sie, was wollen Sie?
  • Prägnanter Einstieg: Mit dem überzeugendsten Argument starten!
  • Herausarbeiten von Motivation und beruflichen Stärken
  • Verknüpfung Ihrer Kompetenzen mit Tätigkeiten und Beispielen (auf die Anforderungen des Arbeitsgebers achten)
  • Sympathische Schlussformulierung für Personaler: Wunsch nach einem persönlichen Gespräch aktiv erzeugen

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