Erster Satz im Anschreiben : Drei Anfangssätze von echten Bewerbern, die den Job bekommen haben

Wie eine Überraschung beim Personaler für Eindruck sorgt.

Lazar Backovic | 07.10.2019
Überraschen Sie die Personaler mit einem perfekten ersten Satz.

Der erste Satz zählt Überraschen Sie die Personaler mit einem perfekten ersten Satz. © Alejandro Escamilla on Unsplash

„Hiermit bewerbe ich mich…“ – Anschreiben, die so beginnen, erhalten Personalverantwortliche großer und kleiner Unternehmen so gut wie jeden Tag. Und meist wandern sie unbeachtet auf den Bewerbungsstapel zurück.

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Denn dass es sich um eine Bewerbung handelt, wird jedem Personaler spätestens in der Betreffzeile klar.

Um in den wenigen Minuten, die sich ein Personaler oder Chef für eine Bewerbung Zeit nimmt, sofort Eindruck zu hinterlassen, sollte sich das Anschreiben unbedingt von der Konkurrenz abheben – und zwar gleich von Anfang an.

Der erste Satz in einem Anschreiben ist deshalb der wichtigste, um für sich und seine Qualifikationen zu werben.

„Insbesondere, wenn man keinen perfekten Lebenslauf besitzt, muss man dafür sorgen, dass das Anschreiben ganz gelesen wird“, sagt Karriere-Coach David Döbele, der den Blog karrierefreund.de betreibt.

Döbele empfiehlt, gleich mit der Hauptmotivation für die Bewerbung einzusteigen.

Fragen, die sich Job-Bewerber vor dem ersten Satz im Anschreiben stellen sollten, sind:

  • Was fasziniert einen an der ausgeschriebenen Stelle?
  • Was fasziniert einen an dem Unternehmen?
  • Warum fände ich es spannend, in genau dieser Position zu arbeiten?

Wer hier geschickt formuliert, so der Bewerbungsprofi, kann den Leser zum einen davon überzeugen, dass man selbst schon immer in diesem Job arbeiten wollte und deshalb bereit ist, vollen Einsatz zu zeigen.

Zum anderen kann man dadurch unter Beweis stellen, dass man sich damit beschäftigt hat, was genau den ausgeschriebenen Job eigentlich ausmacht – „insbesondere bei Berufsanfängern oder Neuorientierungen ist das ein wichtiges Kriterium für Personaler“, so Döbele.

Beispiele für gute Anfangssätze in Anschreiben

So weit, so verständlich – doch wie sehen wirklich gute Beispiele für einen ersten Satz im Anschreiben aus? Wir haben in Personalabteilungen unterschiedlicher Branchen nach Anfangssätzen aus Anschreiben gefragt, die in Erinnerung geblieben sind.

Die folgenden Beispiele wurden alle zum Job-Interview eingeladen und haben die Stelle bekommen. Natürlich waren die ersten Sätze nicht der alleinige Grund für die jeweiligen Jobzusagen. Aber sie haben bleibenden Eindruck hinterlassen.

1. Bewerbung als Verpackungsentwickler (3M)

Den meisten dürfte 3M wegen seines Klebezettel-Bestsellers „Post-it“ ein Name sein. Aber nicht nur Notizzettel, auch Klebebänder, Imprägniermittel und Plaster stellt der US-Konzern her, der seinen Deutschlandsitz in Neuss hat.

Im konkreten Stellenprofil suchte das Unternehmen einen Entwickler für die vielen Verpackungen der 3M-Produkte.

So lautete der Anfang des Anschreibens:

Sehr geehrte Damen und Herren,

freuen auch Sie sich, wenn eine Verpackung funktioniert?
Wenn Sie etwa den Joghurt problemlos öffnen können und Sie nicht
stattdessen bloß eine abgerissene Ecke der Deckelfolie in den Fingern
halten, während der Rest noch am Becherrand hängt?

Meine Antriebsfeder ist es, ausgeklügelte Verpackungslösungen
zu finden, die funktionieren. Deswegen möchte ich bei Ihnen
als Verpackungsentwickler arbeiten…

Das sagt das Unternehmen:
„Dieses Anschreiben ist von Beginn an spannend formuliert und verdeutlich die Leidenschaft für die ausgeschriebenen Stelle. Die individuelle, prägnante und kreative Formulierung im Einleitungstext des Anschreibens weckt großes Interesse, den Bewerber kennenzulernen. Und durch die Nennung eines Alltagsbeispiels, vermittelt der Bewerber den Eindruck von Tatkraft und Entwicklergeist – alles wünschenswerte Eigenschaften für die offene Position.“ Sophia Schmidt, zuständig für Talentakquise bei 3M in Neuss

2. Bewerbung auf eine Assistenzstelle (Diffferent)

Ständiger Arbeitseinsatz, hoher Erfolgsdruck bei Unternehmenspitches: Die Welt der Werbeagenturen gilt als hart. Die Berliner Agentur Diffferent will auf Teufel kommt raus so anders sein, dass sie sich selbst schon aus Prinzip mit drei „f“ schreibt.

Das kommt bei Bewerbern gut an. Diffferent kann auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie Kununu mit Bestnoten glänzen und bekommt viele Unterlagen auf den Tisch. Hier ging es um eine Assistenzstelle.

So lautete der Anfang des Anschreibens:

Auf ungewöhnlich schönen Wegen habe ich von einer
zu besetzenden Assistenzstelle
bei Diffferent erfahren.

Das sagt das Unternehmen:
„Wir lieben den ungewöhnlichen Weg! Deshalb freuen wir uns über Bewerber, die den Mut haben, sich von Standardfloskeln zu lösen.

Unsere Mitarbeiter präsentieren regelmäßig Inhalte vor Kunden. Menschlichkeit, Charakter und gutes Storytelling sind wichtige Bestandteile des Jobs.

Im besten Fall erzählt uns das Anschreiben auf erfrischende, zugewandte Art etwas über den Menschen hinter den Zeugnissen. Das ist hier gelungen.“ Victoria Schilling, Manager Corporate Marketing bei Diffferent in Berlin

3. Bewerbung auf eine Vertriebsposition (Vodafone)

Vodafone ist mit fast 48 Millionen geschalteten Sim-Karten der größte Mobilfunkanbieter in Deutschland. Der Konzern, der 2019 Unitymedia übernommen hat, ist in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf einer der größten Arbeitgeber.

Bei der ausgeschriebenen Stelle handelte es sich um eine Junior Account Manager Position im Business-Bereich von Vodafone.

So lautete der Anfang des Anschreibens:

Ich möchte mit Vodafone die digitale Zukunft aktiv
mitgestalten und das Geschäft eines führenden
integrierten Telekommunikationsunternehmens
weiterentwickeln. […]
„The future is exciting“ – I am ready!

Das sagt das Unternehmen:
„Satz ist kurz und prägnant und beginnt direkt mit einer Ich-Botschaft. Der Bewerber scheint sich im Detail mit Vodafone befasst zu haben, da hier der aktuelle Claim – „The future is exciting – übernommen wurde.

Damit unterscheidet sich das Anschreiben positiv von anderen und hat unser Interesse geweckt, sich genauer mit der Bewerbung zu befassen.“ Nila Ghosh, Abteilungsleiterin im Personalbereich von Vodafone in Düsseldorf