Bewerbertest: So kommen Sie durchs Assessment-Center bei Bayer

Spontanität zählt bei dem Pharmakonzern mehr als übermäßige Vorbereitung.

Hannah Steinharter | 19.11.2019
Beim Assessment-Center von Bayer kommt es nicht nur auf den ersten Eindruck an.

Bayer Beim Assessment-Center von Bayer kommt es nicht nur auf den ersten Eindruck an. © dpa

Bevor der Leverkusener Dax-Konzern Bayer eine neue Managementposition vergibt, will das Unternehmen seine Bewerber und ihre Persönlichkeit genauer kennenlernen. Bei der Auswahl geeigneter Kandidaten setzt Bayer deshalb schon seit Jahren auf Assessment-Center (AC). Das Verfahren gilt als zeitaufwendig, kompliziert, teuer – und ist bei Bewerbern gefürchtet.

Bayer hat seine Recruiting-Methoden in den letzten Jahren deshalb analysiert und an die Anforderungen der Positionen sowie an die Job-Kandidaten angepasst. Zwar hat sich der grobe Aufbau sowie die Länge der ACs im Pharmakonzern kaum verändert, dafür wurde an einzelnen Bausteinen gedreht.

Welche „Tipps und Tricks“ wirklich zählen, um einen neuen Job bei Bayer zu ergattern, hat der Konzern karriere.de verraten.

Offenheit und Flexibilität

Selbstbewusstes Auftreten, ordentliche Businesskleidung und ein fester Händedruck – wer im Auswahlgespräch einen guten ersten Eindruck machen möchte, hält sich an die altbekannten Regeln diverser Bewerbungstrainer.

Auch die Recruiter bei Bayer achten auf den ersten Eindruck, messen ihm aber eine deutlich geringere Bedeutung bei als gedacht. Wichtiger ist dem Konzern stattdessen der zweite Eindruck. „Kandidaten sollten auf Körpersprache achten sowie während des ganzen ACs Offenheit und vor allem Flexibilität zeigen“, erklärt eine Verantwortliche aus der Bayer-Personalabteilung.

Ein Tipp, der einige Vorteile für Bewerber mit sich bringt: Ist die Aufregung in den ersten Minuten zu sehen und fällt der Händedruck vielleicht nicht ganz so fest aus, besteht durchaus die Chance im weiteren Verlauf des Gesprächs zu überzeugen. Was Sie ausgerechnet von Donald Trump zum Thema Körpersprache lernen können, erfahren Sie hier.

Teamwork statt Ellbogen

In jedem AC gibt es diesen einen Bewerber, der am liebsten alle Aufgaben alleine erledigen würde, um sich bestmöglich vor der Auswahljury zu präsentieren. Weil das in einer Gruppe von Mitbewerben schlecht möglich ist, versucht er zumindest seine Meinung durchzusetzen und die Entscheider zu beeindrucken. Bei Bayer funktioniert das nicht.

Der Konzern beobachtet eher die Kandidaten, die sich einigen und nicht jede Idee auf Teufel komm raus durchboxen. „Kompromissbereitschaft anstatt Durchsetzungsfähigkeit ist in vielen Situationen im AC und später im Arbeitsleben der Schlüssel zum Erfolg“, erklärt die Personalerin. Was Ihnen sonst gegen den Feind im Büro hilft, lesen Sie hier.

Realistische Einschätzung

An inszenierten Problemlösungen oder Mitarbeitergesprächen führt fast kein Assessment Center vorbei. Auch Bayer stellt einige dieser Aufgaben, um die Kandidaten auf ihre Fähigkeiten und ihr Entwicklungspotenzial zu testen.

Um in den vorgegebenen Aufgaben bestmöglich agieren zu können, empfiehlt der Konzern, sich seinen eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu sein. „Selbstüberschätzung und ein Überspielen von Schwächen hinterlassen einen schlechten Eindruck“, sagt die Personalerin.

Ruhig Mut beim Lösungsweg

Sollten die gestellten Aufgaben auf den ersten Blick nicht zu lösen sein, ist das nicht weiter schlimm. Bayer möchte die Kandidaten schließlich testen und legt dabei mehr Wert auf den Lösungsweg als auf ein Ergebnis, das im Zweifel falsch ist.

„Das Bewusstsein für die Wichtigkeit eines richtigen Lösungsweges bringt die Kandidaten eher ans Ziel“, erklärt die Personalerin. Also besser Ruhe bewahren, über die Aufgabe nachdenken und das weitere Vorgehen vorschlagen.

Spontanität und Authentizität

Nach all den „Tipps und Tricks“ liegt die Versuchung nahe, noch ein paar Bewerbungsratgeber zu lesen, um dann wirklich optimal vorbereitet zu sein und den Job letztendlich zu ergattern. Ein Fehler, erklärt die Personalerin. „Übermäßige Vorbereitung kann im AC oftmals dazu führen, dass das Handeln der Kandidaten unnatürlich oder sogar geschauspielert wirkt.“

Die Persönlichkeit und Stärken des jeweiligen Bewerbers könnten durch Spontanität und Authentizität viel besser hervorgebracht werden. Eine viel überzeugendere Taktik, wenn es nach Bayer geht.