Mitarbeiterbindung: Nestlé bietet weltweit gut bezahlte Familienzeit

Volles Gehalt für 18 Wochen – auch andere Firmen präsentieren ähnliche Benefits.

dpa | 04.12.2019
Der Druck auf die Firmen wächst angesichts des sich verstärkenden Fachkräftemangels: Mit außergewöhnlichen Zusatzleistungen versuchen sie Mitarbeiter zu binden.

Glückliche Mitarbeiter Der Druck auf die Firmen wächst angesichts des sich verstärkenden Fachkräftemangels: Mit außergewöhnlichen Zusatzleistungen versuchen sie Mitarbeiter zu binden. © Karriere Foto: Kelly Sikkema on Unsplash

Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé will die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei seinen weltweit mehr als 300.000 Mitarbeitern fördern. Mütter und Väter könnten zusammen mit staatlichen Leistungen künftig eine bezahlte Familienarbeitszeit von bis zu 18 Wochen nehmen, teilte Nestlé jetzt in Frankfurt mit.

Das Modell sei geschlechtsneutral und gelte auch für Familien, die ein Kind adoptieren oder ein Pflegekind aufnehmen wollten. Das Programm starte Anfang 2020 und solle bis 2022 global umgesetzt sein.

Marketingeffekt:
Für ein besseres Image

Weltweit fallen staatliche Leistungen für Eltern oft weniger großzügig aus als in Deutschland. Als Anbieter von Baby- und Kleinkindnahrung will Nestlé zudem bei dem Thema sein Image aufbessern.

„In Deutschland erhalten Eltern schon eine umfassendere Versorgung als in vielen anderen Ländern“, sagte Ralf Hengels, Vorstand Personal Nestlé Deutschland.

„Wir wollen mit den neuen Standards einen Schritt weitergehen und beiden Elternteilen zusätzlich zu den staatlichen Leistungen eine weitergehende bezahlte Freistellung anbieten.“

Fachkräftemangel:
Wachsender Druck auf Unternehmen

In der Bundesrepublik beträgt das Elterngeld maximal 1800 Euro netto pro Monat. Gemessen an den oft hohen Gehältern in der Industrie bedeutet es für Familien dennoch Einbußen.

Bei deutschen Angestellten stocke Nestlé die Differenz zwischen Elterngeld und Gehalt in dem Zeitraum auf, so dass quasi das normale Gehalt weiterlaufe.
Jüngst hatte schon der IT-Konzern Hewlett Packard Enterprise seinen Angestellten weltweit eine sechsmonatige Elternzeit bei voller Weiterbezahlung angeboten.

Angesichts des Fachkräftemangels und vieler junger Menschen ohne ausgeprägtes Karrieredenken wächst branchenübergreifend der Druck auf die Firmen, gute Mitarbeiter bei Laune und im Betrieb zu halten. Immer häufiger versuchen Firmen, auch mit Zusatzleistungen im Ringen um die besten Kräfte zu bestehen.

Mehr: Wie sich Gehaltsnachzahlungen auf das Elterngeld auswirken.