| ALTER: 57 Jahre |
KADEWE GROUP:
Robbie Williams stellt im Kadewe seine Herrenmode vor, Heidi Klum ihre Unterwäschekollektion. Schauspielerinnen wie Anna Maria Mühe und Iris Berben posieren auf dem roten Teppich und britische Prinzessinnen schauen auch schon mal vorbei. Eine gute Portion Glamour gehört zum Geschäft, wenn man Chef der drei größten Premiumkaufhäuser Deutschlands ist. André Maeder leitet die Kadewe Gruppe, zu der Berlins bekanntestes Kaufhaus "KaDeWe", das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München gehören. "Schüchtern darf man in diesem Job auf keinen Fall sein. Man muss gerne Kontakt zu Menschen haben", sagt der 57-Jährige. Bei allem Spaß seien solche Veranstaltungen aber vor allem ziemlich anstrengend. "Sie müssen ständig netzwerken und als Vertreter der Firma immer präsent sein."
Auch wenn sich viel Luxus in den Regalen reiht, sieht Maeder seine Aufgabe darin, Spannendes für jeden Geldbeutel anzubieten. "Wir sind für alle da. Man kann hier die Beautycreme für jeden Tag kaufen, einen Espresso trinken und die Aussicht genießen oder einfach mal bei Louis Vuitton oder Dior reinschauen. Und das ganz ohne Schwellenangst." André Maeder ist zwar viel auf Reisen, um etwa auf den Modemessen der Welt wichtige Designer und Lieferanten zu besuchen. Weitaus mehr Zeit verbringt er jedoch in der Firmenzentrale in Berlin und im KaDeWe, das nur einige Minuten davon entfernt ist. "Ich brauche die Nähe, um ein Gefühl fürs Geschäft zu haben", sagt der gebürtige Schweizer über seinen Lieblingsarbeitsplatz.
Er hat den Textilhandel im Blut. Mit 16 Jahren beginnt er nach einem Schulpraktikum eine Lehre in einem Herrenmodegeschäft. Er macht seine Sache so gut, dass er mit 20 Jahren Verkaufsleiter für die Fashionetage beim Warenhaus ABM in Pfäffikon wird: Das bedeutet Verantwortung für 20 Millionen Schweizer Franken Umsatz und 100 Mitarbeiter, alle deutlich älter als der Jungspund. "Gemessen an der Aufgabe und meiner Erfahrung war das ein Riesending. Wohl eine der größten Herausforderungen in meinem Berufsleben", schätzt Maeder. Es folgen Managementjobs in Schweizer Modehäusern, Vorstandsposten bei Harrods in London, S. Oliver, Hugo Boss, Karstadt und schließlich in Berlin. "Ich hatte das Glück, dass ich schon früh anspruchsvolle Jobs übernehmen durfte. Mit 35 hatte ich alles schon mal gemacht, was man im Handel so machen kann." Deshalb findet Maeder den Handel auch für den Nachwuchs spannend: "Meine Karriere – ohne Studium und in diesem Tempo – wäre in unserer Branche auch heute noch denkbar. Vielleicht schwieriger, aber möglich."
Foto: Michael Mann