Management-Ausbildung
Mit Spielen führen lernen
Manfred Engeser, wiwo.de
Per Mausklick Mitarbeiter entlassen, Werbeausgaben senken, neue Produkte entwickeln: Mit Planspielen verschaffen Unternehmen Mitarbeitern Einblicke in komplexe Geschäftsstrategien. Und bereiten sie so spielerisch auf Führungsaufgaben vor.

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Viele Fragen, viele Strategien
Der alte Vorstand war in den Ruhestand verabschiedet, das Ergebnis im Vorjahr gerade mal zufriedenstellend, das Produktportfolio vorsichtig formuliert ausbaufähig, die Schadensregulierung großzügig: Die Situation, in der sich Katja Kretzschmar befand, war ziemlich knifflig. So knifflig wie die Entscheidungen, die sie und ihre ebenfalls frisch installierten Vorstandskollegen zu treffen hatten, um das Ruder herumzuwerfen in dem 1912 gegründeten Versicherungsunternehmen und sich auch im Jubiläumsjahr und darüber hinaus gegen die derzeit vier hartnäckigsten Wettbewerber zur Wehr zu setzen.
Soll der branchenbekannt hohe Werbeetat gekürzt werden? Kann eine vom bisherigen Vorstand verschmähte Zusammenarbeit mit freien Außendienstlern die Entwicklung des Unternehmens entscheidend voranbringen? Sind das hohe Fixgehalt und die vergleichsweise niedrigen Anreize durch Boni noch zeitgemäß – oder bremsen sie den Einsatzwillen der Mitarbeiter? Und sollte der Vorstand versuchen, durch eine riskantere Anlagestrategie den Wert der Assets und damit das Betriebsergebnis zu steigern
Flink werden im Vorstandszimmer auf großen Flipcharts Tabellen gekritzelt, die die wichtigsten Kennzahlen aller Versicherungssparten abbilden. Dokumente werden gewälzt, am Laptop Szenarien mit unterschiedlichen Mitarbeiterzahlen simuliert, Strategien angedacht, geprüft, verworfen. Die Entscheidung, vorerst nicht mehr jeden Kunden unbesehen aufzunehmen und jeden Schaden vorbehaltlos zu regulieren, trifft das neue Führungsteam unisono, nach kurzer Diskussion.
Die besten Jobs von allen
Turn-around und Fehlentscheidungen
Eine gute Investition in die Zukunft: Nach einem Rückschlag in den ersten zwölf Monaten zieht die Versicherung im zweiten Jahr unter dem neuen Vorstand an der Konkurrenz vorbei – mit nochmals gesenktem Risiko in der Haftpflicht-, verdoppeltem Werbeetat und deutlich aufgestockter Vertriebsmannschaft in der Unfallversicherung sowie dem Turn-around in der Rechtsschutzsparte: Weil hier Vertriebler entlassen und der Werbeaufwand drastisch gesenkt wurde, sparen Kretzschmar und ihr Team hohe Kosten.
Als im Jahr darauf die Konjunktur abkühlt, erobert das Unternehmen die Marktführerschaft in der Unfallsparte, weil es dank frühzeitiger Investition in IT-Systeme Kosten in der Abwicklung spart und gleichzeitig in die Weiterbildung der Mitarbeiter investiert. Im Jahr darauf entscheidet der Vorstand, im Gegensatz zum Gros der übrigen Wettbewerber, in das Geschäft mit der Feuerversicherung einzusteigen. Weil die Tarife aber zu teuer sind und der Marketingetat zu niedrig ist, kommt das Geschäft nicht in Schwung. Kretzschmars Diagnose: "Klassischer First-Mover Disadvantage – die Konkurrenz hat sich ins Fäustchen gelacht."
Die Marktreports zeigen an, wie sich die Jobsituation für bestimmte Berufsgruppen oder in ganzen Branchen entwickelt.
Karriere.de beobachtet seit Jahren, in welcher Weise sich das Verhältnis von Stellenangeboten der Unternehmen und Nachfrage der Bewerber verändert.
Ob als Berufseinsteiger oder Jobwechsler – mit diesem Wissen ist es möglich, sich in die beste Ausgangsposition für eine Bewerbung zu bringen.
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